Sonntag, 8. Mai 2011

Das ägyptische Totenbuch

Der magische Weg durch die Unterwelt - die Reise ins Jenseits.




Die Quellen des Totenbuches gehen zurück bis ins Alte Reich, wo in Form der Pyramidentexte altes Weisheitsgut zum ersten Mal in schriftlicher Form festgehalten wurde. Die weitere Entwicklung führt dann zu den Sargtexten und geht dann über ins Totenbuch des Neuen Reiches und der Spätzeit. Mit den "Büchern vom Atmen" aus der ptolemäisch-römischen Zeit findet die literarische Ausgestaltung von altägyptischen Glaubensvorstellungen schließlich ihren Abschluss.

Wandel

Ein für das Totenbuch bedeutender Einschnitt ereignet sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts v. Chr. (19. Dynastie) unter König Sethos II. durch den Wandel im Grundriss der Pyramiden und das Entstehen neuer Kunstformen.


Browsergame Seven Lands kostenlos spielen



Es findet ein Wechsel statt von den Regionen der "unvergänglichen" Zirkumpolarsterne, die den Jenseitsglauben der Pyramidentexte des Alten Reichs bestimmt hatten hin zu den Tiefen der Unterwelt, in die die Gestirne hinabsteigen.

Form und Inhalt

Die Sprüche kreisen um das Dasein in der Unterwelt. Manche der Sargtexte erhalten zu dieser Zeit die Form, in der sie uns später im Totenbuch entgegentreten. Fast alle Sprüche, die aus den Pyramidentexten in die Sargtexte eingeflossen sind, werden ausgeschieden. In dieser Zeit (Mitte 12. Dynastie) beginnt die Herausbildung eines neuen Spruch-Corpus. Vereinzelt finden sich Sprüche, die später dann im Totenbuch zu finden sind.

Mit der architektonischen Neugestaltung des Königsgrabes und seiner Dekoration zu Beginn des Neuen Reiches erhält auch das Totenbuch seine für lange Zeit verbindliche Form.

Königin Hatschepsut kommt dabei vermutlich große Bedeutung zu. Im Grabe ihres Ministers Senenmut unter dem Tempel des Vorhofes von Deir el-Bahari finden sich zahlreiche Totenbuchsprüche mit Illustrationen, kombiniert mit Pyramidensprüchen und einer astronomischen Decke.

Weitere Totenbuchexemplare treten auf in Grabkammern und als Handschriften auf Leinen, Leder und Papyrus. Die Verbreitung von Papyrus nimmt in der späteren 18. Dynastie zu, doch einzelne Sprüche finden sich auch noch auf Grabwänden, Särgen und Teilen der Grabausstattung, selten auch auf Ostraka.

Die ersten Totenbuch-Papyri umfassten lediglich wenige Kapitel und Vignetten. Im Laufe des Neuen Reiches nahm der Umfang allerdings ständig zu und Illustrationen wurden wichtiger. In der 3. Zwischenzeit bestanden viele Papyri fast nur noch aus ihnen.

Verbreitung

Durch die Umstellung des Schriftträgers auf Papyrus erfuhr das Totenbuch auch eine viel größere Verbreitung und Bedeutung. Die Beschriftung von Pyramiden und Särgen war nur einer verhältnismäßig kleinen Schicht möglich, während die Anschaffung einer Papyrusrolle aus ökonomischen Gründen einer weitaus breiteren Menge möglich war.

Totenbuchtexte auf Papyrusrollen sind nun die am weitesten verbreiteten Textträger, aber es finden sich auch Abschriften auf Leinentüchern, Mumienbinden, auf Leder, Holzsärgen und Sarkophagen, selten auch auf Tempeln. Auch Grabausstattungsobjekte wir Skarabäen und Uschebti sind häufig mit Sprüchen versehen ("Uschebti-Spruch").

Entdeckung

Der erste, der auf den uns heute vorliegenden Textkörper aufmerksam wurde, war Champollion, ein französischer Sprachwissenschaftler, der nach der geglückten Entzifferung der Hieroglyphen in den ägyptischen Sammlungen in Genf und Turin auf illustrierte Handschriften eines Begräbnisrituals stieß.

Zehn Jahre nach seinem Tod übersetzte Karl Richard Lepsius die Turiner Handschrift und schuf den Begriff "Totenbuch der alten Ägypter", der bis heute die übliche Bezeichnung ist. Der ägyptische Titel lautet übersetzt "Buch von Herausgehen am Tage".

Quellen:

HORNUNG, ERIK, Das Totenbuch der Ägypter, Artemis Verlag 1979.

FAULKNER, RAYMOND, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985


Dienstag, 3. Mai 2011

Der "Kannibalenspruch"

Dunkle Geheimnisse in alten Pyramiden? Grausame Rituale zur Erlangung der Unsterblichkeit oder längst verschüttetes magisches Wissen der Pharaonen?


Der sog. "Kannibalenspruch" ist ein Zauberspruch der altägyptischen Pyramidentexte, von denen etwa 800 bekannt sind. Sie finden sich auf Wänden der Gänge und Grabkammern von neun Pyramiden des späten Alten Reiches und der 1. Zwischenzeit. Sie sind die vermutlich ältesten schriftlichen magischen Dokumente der Menschheitsgeschichte.

Lage


Der Text, Fachbezeichnung PT273/274, befindet sich in situ in zwei Pyramiden des Alten Reiches: der Pyramide des Königs Unas aus der 5. Dynastie und des Königs Teti II. aus der 6. Dynastie. Diese Pyramiden stehen ca. 20 km südlich von Kairo in Sakkara neben der berühmten Djoser-Pyramide.

Entdeckung

Entdeckt wurden die Pyramidentexte in den Jahren 1880-1881 von Gaston Maspero und Emil Brugsch, zwei frühen Ägyptologen, in den Pyramiden des Unas, Teti II., Pepi I., Merenre und Pepi II. Kurz darauf erfolgte die Veröffentlichung der Übersetzung. Eine Neubearbeitung erfuhren sie dann durch Kurt Sethe im Jahre 1899, der dabei auch zahlreiche Mängel der Erstübersetzung korrigierte.

Pyramidentexte

Die Pyramidentexte sind eine Sammlung religiöser Sprüche, die im Alten Reich Verwendung als Königstotentexte fanden. In dieser Funktion waren sie ursprünglich nur für den König gedacht. Mit dem Zusammenbruch des Alten Reiches einher ging dann die Verwendung der Texte auch für die Untertanen. Älteste Beispiele der Anwendung der Pyramidentexte auf nichtkönigliche Personen finden sich in der 7. Dynastie.

Im Neuen Reich finden sich Texte aus dem Kreise der Pyramidentexte nur selten, außer denen, die dem Ritual für den Gottesdienst allgemein angehören. Erst in saitischer Zeit kommt es zu einem Wiederaufleben der Pyramidentexte aufgrund des Interesses für das Alte Reich. Sie finden sich in Gräbern und Grabkappellen.

Inhalt

Der "Kannibalenspruch" beginnt mit dem Dahinscheiden des Königs. Damit beginnt das Chaos, Erde und Himmel geraten in Unordnung. Alle Bewegung erstarrt, als der König erscheint, nun nicht mehr Mensch, sondern schon ein überirdisches, machtvolles Wesen auf dem Weg zu seiner Bestimmung. Er hat sein irdisches Kleid abgelegt und macht sich daran, das Erbe seiner Väter anzutreten.

Seine Kraft auf Erden ist erloschen, er ist ganz auf der anderen Seite, ausgestattet mit den Kräften der Göttlichkeit, bereit und willens, den vorgezeichneten Weg zu gehen. Ihm zur Seite finden sich hilfreiche Gestalten, wie der "Packer der Scheitel", der ihm Menschen und Götter mit dem Lasso fängt und die "Schlange mit erhobenem Kopf", die sie für ihn bewacht.

Der Mondgott Chons schneidet den Gefangenen die Kehlen durch und entnimmt die Eingeweide, der Ölpressengott zerstückelt den Rest und kocht sie in Kesseln auf Feuerherden, gemacht aus den Füßen der ältesten Frauen der Bewohner des Himmels.

Durch Verzehr des Mahles nimmt der König die Kräfte der Verspeisten in sich auf und durchwandert den ganzen Himmel, mit wahrer Königswürde ausgestattet, die Kräfte der Geschlachteten in sich aufgenommen, verleibt sich noch die Kronen Ägyptens ein und wird zum unumschränkten Herrscher des Himmels in Ewigkeit. Auch seine Pyramide auf Erden ist nun für alle Zeiten gesichert.

Interpretationen

Der sog. "Kannibalenspruch" - ein einzigartiges magisches Dokument, vermutlich das erste seiner Art, schildert den Aufstieg des verstorbenen altägyptischen Königs in den Himmel und der darauf folgenden Schlachtung und Verspeisung der dort beheimateten Götter. Blasphemische Revolution oder semantische Brillanz einer neuen Epoche? Die Deutungen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Sethe

Für K. Sethe beginnt der Text mit einer "Naturschilderung". Es kommt zu einer Störung der Natur durch das Erscheinen des toten Königs am Himmel, vermutlich als Stern ("Stier des Himmels"). Der Himmel und die Erde beben, es kommt zu einem Stillstand von Luft und Wasser.

Der König ist ein fürchterlicher Gott, imstande, alles aufzufressen (wie z. B. Saturn), unerkannt in seinem Wesen (nicht einmal seine Mutter kennt seinen Namen), mächtiger als sein Vater Atum; er nimmt die Zauberkräfte der Götter in sich auf.

Der Tote hat alles was er braucht, wo andere hungern und dürsten. Er hat Diener, die ihm holen, was er wünscht, so auch die vom König zu verspeisenden Opfer, und sie schlachten und zubereiten. Dadurch sollen Zauberkräfte erlangt werden. Himmel und Erde sind sein. Die Krönung auf Erden wird im Himmel wiederholt. Die Überlegenheit Oberägyptens wird hervorgehoben.

In den Grenzen des Horizonts kann der Tote schalten und walten, wie er will, nicht aber auf Erden. Die Schatten der Verspeisten bleiben zurück. Der Tote bleibt im Himmel und seine Ruhestätte auf Erden wird bestehen bleiben.

Spiegel

Für Joachim Spiegel enthüllt der Spruch das Bild eines noch voll praktizierten magischen Kannibalismus´. Das Ziel ist die Gewinnung von "Zauberkräften" (Hekau) und "Geisteskräften" (Achu).

Sitz dieser Kräfte sind die Eingeweide, von denen "Lungen" und "Herzen" besonders hervorgehoben werden. Als Erfolg des kannibalischen Mahles wird verzeichnet, dass der Tote "die Erkenntniskraft jedes Gottes verschluckt hat".

Dies entspricht der klassischen Lokalisierung der Erkenntniskraft im Herzen. Herzen und Lungen werden ausdrücklich als "weise" bezeichnet. Sie sind also nicht nur Träger des "Lebenshauches", sondern zugleich Vermittler der vom Herzen ausgehenden Erkenntniskraft.

Unas verspeist sie, um in den Besitz geistiger Kräfte zu gelangen. Ihren Höhepunkt erreicht diese magisch-kannibalische Konkretisierung der göttlichen Geisteskraft durch das Auskochen der Knochen. Was ausgekocht wird ist das Mark, und "das Mark aller Dinge" ist die göttliche Geisteskraft.

Kannibalismus als magisches Mittel muss den Verfassern des Rituals bekannt gewesen sein, um von ihnen in den Kreis des Möglichen einbezogen zu werden und die Realistik der Darstellung lässt auf ziemliche Vertrautheit der Verfasser mit entsprechenden Geschehnissen in der Wirklichkeit schließen.

Ein solches reales Vorbild kann nur in der Geschichte der Machtergreifung des Unas gesucht werden, die durch gewaltsame Usurpation erfolgte und sich auf die untersten Schichten des ägyptischen Volkes, sowie auf Angehörige der barbarischen Nachbarvölker Ägyptens stützte.

Aus der Mentalität dieser primitiven Anhänger des Unas scheint die ganze Vorstellungswelt wie der Handlungsbereich des "Kannibalenspruches" geflossen zu sein und aus der Bedeutsamkeit, die derartigen Vorgängen als Begleiterscheinungen der irdischen Machtergreifung des Unas innewohnen musste, erklärt sich die Bedeutung, die man ihnen als letzter Alternative und äußerstem Mittel zur Durchsetzung der Machtergreifung des verstorbenen Königs im Himmel zuschrieb.

Kammerzell

Frank Kammerzell wiederum sieht im "Kannibalenspruch" keinen Hinweis auf einen eventuell praktizierten Kannibalismus. Er weist darauf hin, dass niemand zu ähnlichen Schlussfolgerungen z. B. im griechischen Mythos des Kronos kommt, der ja seine Kinder frisst oder im christlichen Abendmahl einen menschenfresserischen Akt vermutet.

Er stellt die These auf, dass versucht wurde, durch literarische Gestaltung eines Wirklichkeitsszenarios eine akzeptierte oder zumindest akzeptierbare religiöse Wahrheit zu schaffen. Er spricht von einem "Akt der Wahrheitsstiftung", im Gegensatz zu einem "Akt der Wahrheitswiedergabe".

Die vorhandenen Unterschiede in der Spruchfassung von Unas und Teti sind für ihn Argumente gegen die Annahme, der Text wäre bereits jahrzehnte- oder jahrhundertelang zuverlässig überliefert worden. Durch die als subversiv zu betrachtende Umkehr der geltenden Rangordnung aufgrund des Verspeisens der Götter erlangte dann der Spruch aber nie die erwünschte religiöse Bedeutung.

Textstelle

"Chonsu ist es, der die Herren mordet, indem er sie für N.N. abkehlt

Und ihm herausnimmt, was in ihrem Leibe ist,

der Bote ist das, den er aussendet um zu strafen.

Der Ölpressengott ist es, der sie für N.N. zerstückelt

Und ihm ein Mahl kocht von ihnen in seinen abendlichen Kochherden.

N.N. ist es, der ihre Zauberkräfte isst und der ihre Geister verschluckt."


Resümee

Es scheint, als hätten die damaligen Priester mit dem "Kannibalenspruch" ihrem König eine "magische Leiter" für den Aufstieg zum Himmel geschaffen. Die Positionierung des Textes ist genau unter der Spitze der Pyramide.

Die Anbringung des Spruches erfolgte am oberen Wandabschnitt, für die einfache Rezitation durch Priester während des Begräbnisrituals unbrauchbar - wohl aber für den vergöttlichten König geeignet, ihn nach Beendigung aller Zeremonien in der nächsten Welt zu Glanz und Ansehen zu führen.

Quellen:

J. SPIEGEL, Das Auferstehungsritual in der Unaspyramide, Äg. Abh. 23.

F. KAMMERZELL, Das Verspeisen der Götter - Religiöse Vorstellung oder poetische Fiktion?, Ling. Aeg. 7 (2000).

E. HORNUNG, Meisterwerke altägyptischer Dichtung, Zürich 1978.

K. SETHE, Die altägyptischen Pyramidentexte, Erster Band, Leipzig 1908.





Theorie der Sexualmagie



Magie - Versuch einer Definition


Magie bedeutet im Wesentlichen die Kunst Veränderungen in Übereinstimmung mit seinem eigenen Willen zu bewirken, Veränderungen, die ohne dieses Einwirken in der gewünschten Art nicht oder zumindest nicht in der erhofften Zeit passieren würden.

Die dabei zum Einsatz kommenden Techniken und Methoden variieren je nach Schule und Kulturkreis. Der gemeinsame Nenner ist die Stärkung des magischen Willens des Praktizierenden durch Symbole, Rituale, Behelfshandlungen und dergleichen.


Absicht der Sexualmagie

Das primäre Ziel sexualmagischer Handlungen ist die Erhöhung der magischen Energie des Ausübenden durch ekstatische Aufladung mit folgender Entladung und Überleitung dieser Energie von einer transzendentalen Ebene auf eine konkret fassbare. In einfachen Worten ausgedrückt bedeutet dies die Entstehung eines magischen Vorhabens in einer rein geistigen Umgebung, der langsamen „Verstofflichung“ durch Vorbereitungshandlungen, der „Verkörperlichung“ des Willens in der zunehmenden sexuellen Erregung und der damit verbundenen Einbindung des Körpers und findet ihre höchste pysische Präsenz im sexuellen Höhepunkt.

Technik und Durchführung

Sexualmagie kann alleine oder in Kombination mit einem oder mehreren Partnern ausgeübt werden. Der vereinfacht dargestellte Ablauf besteht zunächst in der bewussten Willensfindung, was bedeutet, dass man sich darüber klar werden muss, was man eigentlich erreichen will.

Ist diese Phase abgeschlossen versenkt sich der Magier meditativ in sein Vorhaben, verinnerlicht quasi das gewünschte Ziel und betrachtet es als bereits verwirklicht. Dann werden die unterschiedlichen Begleithandlungen umgesetzt, je nach Schule und Denkrichtung verschieden. In der Regel betritt man ein dafür vorbereitetes Sanktuarium und präpariert es für den stattzufindenden Akt. Dies geschieht durch das Anbringen magischer Symbole, Einsatz von Räucherwerk, Beachten von Ort und Zeit der Handlung und Koordination des Ganzen unter Berücksichtigung eigener Glaubensvorschriften.


Werbung


Dem Beginn des eigentlichen magischen Aktes geht eine zeitlich verschieden gehandhabte meditative Eingangsphase des Magiers voraus. Er schafft ein Bild des Gewünschten und hält es konzentrativ so stark wie möglich fest. Dann beginnt der eigentliche Abschnitt des Geschehens durch die sexuelle Stimulierung des Ausübenden. Sie kann entweder von ihm alleine durchgeführt werden oder von einem oder mehreren Assistenten der magischen Operation, was die Sache nur für den Laien vereinfacht. Die Hauptschwierigkeit bei der Durchführung sexualmagischer Rituale liegt darin, durch die sich aufbauende sexuelle Erregung nicht das im Kopf festgehaltene magische Bild aus den Augen zu verlieren und dadurch den ganzen Akt zu schwächen und im schlimmsten Fall zu entwerten.

Im Gegensatz zur Sexualmagie findet dieses Versinken in sexuellem Verlangen Anwendung in rituellen Gottesdiensten diverser Richtungen, in denen die Zielsetzung nicht in der Erreichung eines klar definierten Zieles besteht sondern in der Auflösung des eigenen Ego und der damit verbundenen Einswerdung mit der Gottheit.

Mit Erreichen der Klimax beginnt für den Magier die heikelste Phase. Durch Festhalten am gewünschten magischen Bild während des Höhepunkts wird dieses gleichermaßen auf die physische Ebene transportiert, erfordert allerdings, im Gegensatz zum herkömmlichen Sexualakt, die größte konzentrative Energie, zu groß ist oft die Versuchung, sich im entscheidendsten Moment einfach gehen zu lassen.

Ausgangsphase

Das sich nach dieser Spitze ereignende Geschehen wird wieder je nach Schule unterschiedlich gehandhabt. Manche führen die dabei abgesonderden Körperflüssigkeiten wieder auf verschiedenste Weise in den Körper zurück, andere sammeln diese und verwenden sie im Rahmen anderer Rituale weiter. Für den Praktizierenden selbst sollte die Festhaltung am ursprünglichen magischen Ziel in diesem Abschnitt allerdings von höchster Bedeutung sein, um nicht etwa magische Energie ungewollt noch in eine unbeabsichtigte Richtung zu lenken.

Montag, 2. Mai 2011

Tarot


Kaum jemand kennt sie nicht, kaum jemand bleibt von ihnen unberührt – die kleinen, fremdartigen Karten, die so gar nicht in unser ach so aufgeklärtes Weltbild passen. Von den einen verachtet, als wertlose Zeitverschwendung betrachtet, von den anderen als „verschlüsseltes Buch der alten Weisheit“ hochgeschätzt.

Ursprung

Die genaue Herkunft der Karten liegt, sehr im Gegensatz zu den „Erleuchtungen“ mancher Selbstberufener, im Dunkel der Zeit begraben. Man spricht von einer Entwicklung im alten Ägypten durch Priester, die ihr Wissen festhielten, man spricht auch von einem unbekannten Ursprung im alten Indien, Tatsache ist und bleibt (zumindest für den Moment) – man weiß es nicht.

Die ältesten, noch erhaltenen Karten datieren ins 14. nachchristliche Jahrhundert. Im Mittelalter wurde es auch populär, die Tarotkarten zur Erhellung zukünftigen Geschehens zu verwenden. Vorherrschende Rolle nahmen dabei umherfahrende Zigeuner ein, weswegen man auch oft die Bezeichnung „Tarot der Zigeuner“ finden kann.

Aufbau

Es gibt 78 Karten. Man unterscheidet prinzipiell zwischen den sog. „großen Arkana“ und den „kleinen Arkana“. 22 Karten bilden die „großen Arkana“. Sie gelten im profanen Sprachgebrauch oft als „Trümpfe“, besondere Karten, denen ein großes Spektrum an Interpretationen anhaftet. Hier sieht man oft die symbolische Wiedergabe alten Wissens verborgen.

Die 56 Karten der „kleinen Arkana“ bezeichnen in der Wahrsagerei normalerweise Geschehnisse in der Alltagswelt, nicht mit der selben Tiefe behaftet wie ihre großen Brüder, doch punktuell oft treffender zu deuten.

Diese 56 Karten kann man weiters in sog. „Hofkarten“ und „Zahlenkarten“ unterteilen. Die „Hofkarten“ werden, je nach Schule, als Ritter, Königin, Prinz und Prinzessin bezeichnet und stehen für die vier Grundelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Diese Elemente stehen für philosophische Prinzipien und nicht für Elemente in unserem chemischen Sinne.

Die „Zahlenkarten“ sind ebenfalls in diese vier Elemente unterteilt – die Stäbe für das Feuer, die Kelche für das Wasser, die Schwerter für die Luft und die Scheiben für die Erde. Das Zahlenspektrum erstreckt sich vom As bis zur Zehn.

Vom Tarot nicht wirklich zu trennen ist der sog. „Baum des Lebens“, ein Symbol der kabbalistischen Mystik. Anhand dieses Baums wird die Entstehung des Universums und aller in ihm vorhandenen Aspekte fast mathematisch anschaulich verdeutlicht und erklärt.

Der Baum des Lebens

Der „Baum des Lebens“ besteht aus zehn Sphären, den sog. Sephirot. Sephirot ist der Plural des Wortes Sephira und bedeutet Ziffer. Diese zehn Sephirot sind durch 22 Pfade miteinander verbunden.

Die mystische Interpretation des Tarot besteht in einer Umlegung der Karten auf den Baum. Hierbei verbindet man die „großen Arkana“ mit diesen 22 Pfaden und ordnet den Sephirot die „kleinen Arkana“ zu.

Die „Zahlenkarten“ werden dabei entsprechend ihres Wertes von oben nach unten mit den Sephirot identifiziert, die „Hofkarten“ stehen für das sog. „Tetragrammaton“, den Namen Gottes.

Tetragrammaton

Der Name Gottes in der jüdischen Mystik lautet JHVH – yod, he, waw, he. Den Buchstaben entsprechen auch Zahlen: yod ist 10, he 5 und vau als das Produkt ihrer Vereinigung (10+5=15; 15 =1+5=6) steht für 6.

Die richtige Aussprache des göttlichen Namens gilt als Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung seines Willens. Die „Hofkarten“ entsprechen dem Namen wie folgt: Ritter (oft auch als König bezeichnet) für yod oder Feuer, Königin für he oder Wasser, Prinz für vau oder Luft und Prinzessin für das Schluss-he oder Erde.

Grob vereinfacht kann man behaupten die Königin empfängt als passives Wasserelement die feurige Energie des Königs. Die Vereinigung der beiden als Hochzeit zwischen Feuer und Wasser gebiert die Luft – das intellektuelle Prinzip, den Prinzen. Als letztes Element verkörpert die Prinzessin den gesamten vorherigen Vorgang durch ihre materielle Kristallisation, sie ist die Erde.

Auf diese Weise wird aus einem profanen Kartenspiel leicht eine hochphilosophische Angelegenheit, die großen Spielraum zur Vertiefung bietet.

Quellen:

CROWLEY, ALEISTER, Das Buch Thoth, Urania Verlag 1981.

PAPUS, Tarot der Zigeuner, Ansata Verlag 1999.

Der geheimnisvolle Urhügel

Das Auftauchen der Flammeninsel aus dem Meer der Messer und die Selbstbefruchtung eines Gottes - altägyptischer Mythos vom Entstehen der Welt.




Die im alten Ägypten am weitesten verbreitete Schöpfungsgeschichte ist das Auftauchen des Urhügels aus dem Urwasser. Bevor noch irgendetwas entstanden war, existierte der Urozean Nun. Er entstand in der grauer Vorzeit und galt anfangs als träges Gewässer, das die Erde umgibt und auch unter ihr flutet. Es erstreckte sich „zwischen Himmel und Gegenhimmel“ (Lepsius) und auf ihm schwimmend die Scheibe der Erde.



Nun

Zuerst war das Nun nur ein reines kosmisches Element, wurde aber später mit einem Gott Nun gleichgesetzt, der mit seiner Frau Naunet das erste Paar bildete. Er war „der Alte“, „der Vater der Götter“. Er existierte noch vor dem Weltenschöpfer. Nun galt als „kosmischer Gott“, ein eigenständiger Kult für ihn hat sich nie entwickelt. Sein Abbild ist menschengestaltig, hat allerdings ab und an einen Froschkopf, der ihn als einen Gott der „hermopolitanischen Achtheit“ ausweist.

Froschgötter und Schlangengötter 


In der Stadt des Mondgottes Thoth entstand die Lehre von der „Achtheit“. Aus der „Flammeninsel“ im „Meer der Messer“ tauchten vier Götterpaare auf. Die männlichen trugen Froschköpfe, die weiblichen Schlangenköpfe. Sie verkörperten die Elemente des Chaos: Nun und Naunet – das Urwasser; Huh und Hauhet- der unendliche Raum; Kuk und Kauket – die Finsternis; Amun und Amaunet – das Verborgene.

Religiöse Zentren

Ein wichtiges Zentrum war die alte Stadt Heliopolis. Der Legende nach tauchte der Gott Atum aus dem brodelnden Urozean auf. Um stehen zu können erschuf er einen Hügel, auf dem später der Tempel von Heliopolis errichtet werden sollte.

Er befruchtete sich selbst und erschuf die Götter. Das erste so erschaffene Götterpaar war Schu und Tefnut, Luft und Feuchtigkeit. Diese zeugten Geb und Nut, Gott der Erde und Göttin des Himmelsgewölbes. Geb und Nut wiederum zeugten Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Zusammen bildeten sie die „Neunheit von Heliopolis“.

Memphis

In Memphis, einem weiteren religiösen Zentrum, wurde der chthonische Urgott Tatenen verehrt. Sein Name bedeutet „das erhobene Land“. Er war der „Urgrund allen Seins“. Er galt in Memphis als „Vater der Achtheit“, wohl um seine religiöse Bedeutung zu untermauern und eine Gleichsetzung mit Amun herbeizuführen. Er wurde auch als Herr der Zeit betrachtet.

Tempel und Thron

Der Tempel war ein Symbol des Urhügels. In ihm wiederholte sich jeden Tag aufs Neue die Weltschöpfung. Man findet oft archäologische Nachweise für Sandaufschüttungen, auf die dann ein Tempel gebaut wurde. In diesem war die Kammer des Allerheiligsten ebenfalls höher als die anderen Räume.


Browsergame Miramagia kostenlos spielen


Der König wiederum war der Vertreter Gottes auf Erden. Zu diesem Zweck bestieg er einen stilisierten Urhügel, wie der Weltenschöpfer selbst. Als Hügel diente meist ein Sockel mit Treppe, auf dem ein Thron stand. Durch das Hinaufsteigen und Niedersetzen wurde der Schöpfungsakt symbolisch wiederholt.

Quellen:

GOTTSCHALK, HERBERT, Sonnengötter und Vampiere, Safari Verlag, Berlin 1978.

BONNET, HANS, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.

Wodu - Magische Rituale auf Haiti

Geheimnisvolle Dschungelreligion auf dem Weg ins Heute. 


Der Wodu-Kult oder die Wodu-Religion auf Haiti ist das afrikanische Erbe längst vergangener Tage. Weder Zeit noch Raum konnten der Bedeutung der magischen Vorstellungen Schaden zufügen. Eine Religion, die wohl älter ist als alle anderen noch praktizierten der Gegenwart.

Ursprung

Ihre Geburt erfuhr diese Religion im dunklen Herzen Afrikas, vermutlich in den geheimnisvollen Regenwäldern des Sudans und des Kongo-Beckens. Die oft verwendete englische Bezeichnung „Voodoo“ leitet sich aus dem Französischen „Vaudou“ ab. Die sog. „Vaudois“, die Waldenser, galten im streng katholischen Frankreich als Zauberer.

Hier ist sie: Die erstaunliche Technik, mit der Sie andere dazu bringen, das zu tun, was SIE wollen. Sofort anwendbar. Garantiert. Laden Sie sich jetzt den begehrten Erfolgsreport herunter – kostenlos! Hier klicken!


Der haitianische Philologe Dr. Dorsainvil in Port-au-Prince hat die ethymologische Bedeutung des Wortes Wodu geklärt und führt sie auf ein afrikanisches Stammeswort aus dem Fongbé-Dialekt zurück. Es wird bei den Fongs und ihren Nachbarstämmen zur Bezeichnung aller guten und bösen Geister gebraucht. Auch alle diesen geweihten Götzenbilder fallen unter das Wort Wodu.

Götterwelt

Der oberste Gott der Fongs heißt „Mawu“. Ihm unterstehen alle anderen. Der Priester des Wodu-Kultes ist der „Woduno“, der heilige Tag Sonntag wird in Dahome als „Wodugbeh“ - Tag der Wodu – bezeichnet.

Im Mittelpunkt des afrikanischen Kultes stand ursprünglich eine Schlange. Sie galt als heilig und wurde als „Dang“ bezeichnet. Sie stand für den Gott „Dangbeh“. Dieser verfügte über zwei Opferstätten in den Wäldern von Somorné bei Allada und Ouida. Durch Verbindung dieser beiden Namen entstand vermutlich später dann der Name „Damballa“.

Dieser galt in Dahome als Schlangengott. Im haitianischen Glauben ist er der oberste und mächtigste aller Götter und Vater der Menschen. Seine Gemahlin ist die Göttin des Regenbogens, „Ayida Vedo“.

Papa Legba

Der Gott der Zeugung und der Fruchtbarkeit ist „Legba“. Er gilt auch als Herr der Straßen und als Hüter des Himmelstores. Ein altes haitianisches Volkslied dokumentiert diesen Glauben:

„Papa Legba, öffne das Tor für mich, ich bitte dich! Papa Legba, öffne den Weg für ihn, ich bitte dich!“

Der Gott der Bäume und Beschützer des Hauses ist „Aliwodu“. Ihn ruft man auch bei Krankheiten und die Kleidung Kranker wird auf ihm geweihten Bäumen aufgehängt.

Die afrikanische Wodu-Variante unterscheidet sich von der haitianischen, bei sonst weitestmöglicher Ähnlichkeit, durch die Bereitwilligkeit letzterer, katholische Rituale aufzunehmen.

Katholische Kirche

Der katholische Glaube hat auf Haiti wohl eine recht eigentümliche Richtung eingeschlagen, weit ab von den Vorstellungen der Amtskirche. Für den gläubigen Wodu-Anhänger ist die kirchliche Sicht der Dinge lediglich Bestätigung und Erweiterung seines Weltbildes.

Die katholische Muttergottes findet beispielsweise sogar als „Maitresse Ezilée“ Verehrung und viele Heilige der Kirche sind in die Götterwelt des Wodu eingegangen. Natürlich mit gebührendem Abstand zum Schlangengott „Damballa“.

Quelle:

W. B. SEABROOK, Geheimnisvolles Haiti, Matthes & Seitz Verlag 1982.

Sonntag, 1. Mai 2011

Bes – Dämon oder Volksgott?

Vom Fratzendämon zum Volksgott - Schützer der Geburt, Spender der Liebeskraft, Würger der Schlangen


Im alten Ägypten gibt es eine besondere Dämonenart – zwergenhafte Kreaturen mit fratzenartigen Gesichtern, die man unter dem Namen des Gottes Bes zusammenfasst. In der Tat gibt es viele Bese, die Zuordnung ist nicht exakt bestimmbar. In den Texten findet man wenige Hinweise, es dominiert die Darstellung dieses Wesens.

Erscheinung

Die Erscheinung der verschiedenen Bes-Typen ist prinzipiell immer die gleiche. Er hat kurze, verkrüppelte Beine, ein breites zerfurchtes Gesicht, das gelegentlich auch Züge eines freundlichen Greisenantlitzes zeigt und Tierohren. Bekleidet ist er in der Regel mit einem Tierfell.

Der Mund ist manchmal geschlossen, ab und an schiebt sich auch die Zunge aus dem Mund. Auf dem Kopf findet sich gelegentlich ein Putz aus aufragenden Federn, die an einem Reifen befestigt sind, möglicherweise ein Hinweis auf nubische Schmucksitten. Bes wird auch als „Herr von Punt“ bezeichnet und als seine Heimat Nubien vermutet.

Man kann drei Gruppen von Bes-Wesen unterscheiden. Die erste sind Messer schwingende Kriegerfiguren, oft einen Naos auf dem Kopf tragend, in dem sich ein Apis-Stier befindet.

Die zweite Gruppe besteht aus musizierenden Bes-Wesen, friedlich Musikinstrumente spielend, wie Saiten oder Trompeten, sich tanzend bewegend.

Die dritte Gruppe sind Schlangenwürger. Diese Darstellung findet sich bereits auf Zauberstäben des Mittleren Reiches, Bes wird darauf als „Aha“ (Kämpfer) bezeichnet.

Charakter

Der Schlangen würgende Bes gilt ganz allgemein als Beschützer vor Schlangen und bösem Getier. Es finden sich auch Abbildungen, auf denen er eine auch eine Gazelle packt oder ein Schwein niedertritt, beides für die Ägypter Tiere, die das Böse verkörpern.

Musik und Tanz des Bes vertreiben die Geister des Unmutes und bringen Freude und Heiterkeit. Man verbindet ihn mit Affen, die mit ihm tanzen oder zu seinen Füssen hocken. Auch der Trunk wird ihm zugesellt und noch bei den Alexandrinern wurde ein Trinkgefäß benutzt, welches sie „Besiakon“ nannten.

Bes hält auch bei der Geburt seine Hand über Mutter und Kind und schützt sie oft im Verband mit anderen Dämonen vor allerlei Ungemach.

Weiters gilt er als Förderer der Geschlechtskraft. Es finden sich in sog. „Bes-Kammern“ Figuren mit übergroßem, nicht erigiertem Glied.

Bes und Horus

In der Spätzeit wird Bes im Volksglauben immer beliebter. Er erfährt eine Wandlung vom Dämon zum Volksgott. Er gilt als Schützer des Horuskindes und verschmilzt allmählich mit dem Falkengott. Das früheste Beispiel dafür sind die sog. Horusstelen aus der Ramessidenzeit. Auf diesen sieht man den jungen Horus als Bezwinger bösartiger Tiere. Über ihm das Haupt des Bes. Ein Gott namens Horus-Bes wurde auch in Abusir el-Melek verehrt.

Bes im Christentum

In der Zauberliteratur der Kopten erfährt Bes sogar eine Gleichsetzung mit Jesus (Kropp, Kopt. Zaubertexte III. 10 Taf. 3), während er ansonsten allerdings bei den christlichen Kopten als böser Geist gilt, der in alten Tempeln spukt und Vorbeiziehende schädigt.

Quellen:

GEORGES POSENER, Lexikon der ägyptischen Literatur, R. Löwit, Wiesbaden.

HANS BONNET, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.