Sonntag, 1. Mai 2011

Bes – Dämon oder Volksgott?

Vom Fratzendämon zum Volksgott - Schützer der Geburt, Spender der Liebeskraft, Würger der Schlangen


Im alten Ägypten gibt es eine besondere Dämonenart – zwergenhafte Kreaturen mit fratzenartigen Gesichtern, die man unter dem Namen des Gottes Bes zusammenfasst. In der Tat gibt es viele Bese, die Zuordnung ist nicht exakt bestimmbar. In den Texten findet man wenige Hinweise, es dominiert die Darstellung dieses Wesens.

Erscheinung

Die Erscheinung der verschiedenen Bes-Typen ist prinzipiell immer die gleiche. Er hat kurze, verkrüppelte Beine, ein breites zerfurchtes Gesicht, das gelegentlich auch Züge eines freundlichen Greisenantlitzes zeigt und Tierohren. Bekleidet ist er in der Regel mit einem Tierfell.

Der Mund ist manchmal geschlossen, ab und an schiebt sich auch die Zunge aus dem Mund. Auf dem Kopf findet sich gelegentlich ein Putz aus aufragenden Federn, die an einem Reifen befestigt sind, möglicherweise ein Hinweis auf nubische Schmucksitten. Bes wird auch als „Herr von Punt“ bezeichnet und als seine Heimat Nubien vermutet.

Man kann drei Gruppen von Bes-Wesen unterscheiden. Die erste sind Messer schwingende Kriegerfiguren, oft einen Naos auf dem Kopf tragend, in dem sich ein Apis-Stier befindet.

Die zweite Gruppe besteht aus musizierenden Bes-Wesen, friedlich Musikinstrumente spielend, wie Saiten oder Trompeten, sich tanzend bewegend.

Die dritte Gruppe sind Schlangenwürger. Diese Darstellung findet sich bereits auf Zauberstäben des Mittleren Reiches, Bes wird darauf als „Aha“ (Kämpfer) bezeichnet.

Charakter

Der Schlangen würgende Bes gilt ganz allgemein als Beschützer vor Schlangen und bösem Getier. Es finden sich auch Abbildungen, auf denen er eine auch eine Gazelle packt oder ein Schwein niedertritt, beides für die Ägypter Tiere, die das Böse verkörpern.

Musik und Tanz des Bes vertreiben die Geister des Unmutes und bringen Freude und Heiterkeit. Man verbindet ihn mit Affen, die mit ihm tanzen oder zu seinen Füssen hocken. Auch der Trunk wird ihm zugesellt und noch bei den Alexandrinern wurde ein Trinkgefäß benutzt, welches sie „Besiakon“ nannten.

Bes hält auch bei der Geburt seine Hand über Mutter und Kind und schützt sie oft im Verband mit anderen Dämonen vor allerlei Ungemach.

Weiters gilt er als Förderer der Geschlechtskraft. Es finden sich in sog. „Bes-Kammern“ Figuren mit übergroßem, nicht erigiertem Glied.

Bes und Horus

In der Spätzeit wird Bes im Volksglauben immer beliebter. Er erfährt eine Wandlung vom Dämon zum Volksgott. Er gilt als Schützer des Horuskindes und verschmilzt allmählich mit dem Falkengott. Das früheste Beispiel dafür sind die sog. Horusstelen aus der Ramessidenzeit. Auf diesen sieht man den jungen Horus als Bezwinger bösartiger Tiere. Über ihm das Haupt des Bes. Ein Gott namens Horus-Bes wurde auch in Abusir el-Melek verehrt.

Bes im Christentum

In der Zauberliteratur der Kopten erfährt Bes sogar eine Gleichsetzung mit Jesus (Kropp, Kopt. Zaubertexte III. 10 Taf. 3), während er ansonsten allerdings bei den christlichen Kopten als böser Geist gilt, der in alten Tempeln spukt und Vorbeiziehende schädigt.

Quellen:

GEORGES POSENER, Lexikon der ägyptischen Literatur, R. Löwit, Wiesbaden.

HANS BONNET, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.

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