Montag, 2. Mai 2011
Tarot
Kaum jemand kennt sie nicht, kaum jemand bleibt von ihnen unberührt – die kleinen, fremdartigen Karten, die so gar nicht in unser ach so aufgeklärtes Weltbild passen. Von den einen verachtet, als wertlose Zeitverschwendung betrachtet, von den anderen als „verschlüsseltes Buch der alten Weisheit“ hochgeschätzt.
Ursprung
Die genaue Herkunft der Karten liegt, sehr im Gegensatz zu den „Erleuchtungen“ mancher Selbstberufener, im Dunkel der Zeit begraben. Man spricht von einer Entwicklung im alten Ägypten durch Priester, die ihr Wissen festhielten, man spricht auch von einem unbekannten Ursprung im alten Indien, Tatsache ist und bleibt (zumindest für den Moment) – man weiß es nicht.
Die ältesten, noch erhaltenen Karten datieren ins 14. nachchristliche Jahrhundert. Im Mittelalter wurde es auch populär, die Tarotkarten zur Erhellung zukünftigen Geschehens zu verwenden. Vorherrschende Rolle nahmen dabei umherfahrende Zigeuner ein, weswegen man auch oft die Bezeichnung „Tarot der Zigeuner“ finden kann.
Aufbau
Es gibt 78 Karten. Man unterscheidet prinzipiell zwischen den sog. „großen Arkana“ und den „kleinen Arkana“. 22 Karten bilden die „großen Arkana“. Sie gelten im profanen Sprachgebrauch oft als „Trümpfe“, besondere Karten, denen ein großes Spektrum an Interpretationen anhaftet. Hier sieht man oft die symbolische Wiedergabe alten Wissens verborgen.
Die 56 Karten der „kleinen Arkana“ bezeichnen in der Wahrsagerei normalerweise Geschehnisse in der Alltagswelt, nicht mit der selben Tiefe behaftet wie ihre großen Brüder, doch punktuell oft treffender zu deuten.
Diese 56 Karten kann man weiters in sog. „Hofkarten“ und „Zahlenkarten“ unterteilen. Die „Hofkarten“ werden, je nach Schule, als Ritter, Königin, Prinz und Prinzessin bezeichnet und stehen für die vier Grundelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Diese Elemente stehen für philosophische Prinzipien und nicht für Elemente in unserem chemischen Sinne.
Die „Zahlenkarten“ sind ebenfalls in diese vier Elemente unterteilt – die Stäbe für das Feuer, die Kelche für das Wasser, die Schwerter für die Luft und die Scheiben für die Erde. Das Zahlenspektrum erstreckt sich vom As bis zur Zehn.
Vom Tarot nicht wirklich zu trennen ist der sog. „Baum des Lebens“, ein Symbol der kabbalistischen Mystik. Anhand dieses Baums wird die Entstehung des Universums und aller in ihm vorhandenen Aspekte fast mathematisch anschaulich verdeutlicht und erklärt.
Der Baum des Lebens
Der „Baum des Lebens“ besteht aus zehn Sphären, den sog. Sephirot. Sephirot ist der Plural des Wortes Sephira und bedeutet Ziffer. Diese zehn Sephirot sind durch 22 Pfade miteinander verbunden.
Die mystische Interpretation des Tarot besteht in einer Umlegung der Karten auf den Baum. Hierbei verbindet man die „großen Arkana“ mit diesen 22 Pfaden und ordnet den Sephirot die „kleinen Arkana“ zu.
Die „Zahlenkarten“ werden dabei entsprechend ihres Wertes von oben nach unten mit den Sephirot identifiziert, die „Hofkarten“ stehen für das sog. „Tetragrammaton“, den Namen Gottes.
Tetragrammaton
Der Name Gottes in der jüdischen Mystik lautet JHVH – yod, he, waw, he. Den Buchstaben entsprechen auch Zahlen: yod ist 10, he 5 und vau als das Produkt ihrer Vereinigung (10+5=15; 15 =1+5=6) steht für 6.
Die richtige Aussprache des göttlichen Namens gilt als Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung seines Willens. Die „Hofkarten“ entsprechen dem Namen wie folgt: Ritter (oft auch als König bezeichnet) für yod oder Feuer, Königin für he oder Wasser, Prinz für vau oder Luft und Prinzessin für das Schluss-he oder Erde.
Grob vereinfacht kann man behaupten die Königin empfängt als passives Wasserelement die feurige Energie des Königs. Die Vereinigung der beiden als Hochzeit zwischen Feuer und Wasser gebiert die Luft – das intellektuelle Prinzip, den Prinzen. Als letztes Element verkörpert die Prinzessin den gesamten vorherigen Vorgang durch ihre materielle Kristallisation, sie ist die Erde.
Auf diese Weise wird aus einem profanen Kartenspiel leicht eine hochphilosophische Angelegenheit, die großen Spielraum zur Vertiefung bietet.
Quellen:
CROWLEY, ALEISTER, Das Buch Thoth, Urania Verlag 1981.
PAPUS, Tarot der Zigeuner, Ansata Verlag 1999.
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