Montag, 8. August 2011

Die Pyramide des Königs Chephren

Die zweitgrößte Pyramide der Menschheit - und doch dem Himmel näher als die größte.


Chephren war der 4. König der 4. Dynastie, der Erbauer der zweiten Pyramide von Giza. Sein Eigenname lautet "Chaiefra", was soviel bedeutet wie "er erscheint wie Re". Als sein Vater gilt Cheops, über seine Mutter ist nichts bekannt.

Er gilt als eher unbedeutender Herrscher, Unterdrücker seines Volkes, der lediglich durch seine Pyramide der Nachwelt in Erinnerung blieb. Außer dieser sind kaum Denkmäler oder Taten bekannt. Er bezeichnete sich, wie schon sein Vater, als "Sohn des Re" und der Sonnengott Re gewann unter ihm weiter an religiöser Bedeutung.

Giza liegt am Westufer des Nils und ist heute nach Kairo und Alexandria die drittgrößte Stadt in Ägypten und Hauptstadt des Gouvernement al-Dschiza (il-Giza). Bekannt ist es wegen der großen Pyramiden und der Sphinx.

Das Giza-Plateau ist ein Kalksteinmassiv mit regelmäßiger Oberfläche. Im Nordwesten liegt eine Fossilienschicht und am Südosthang wechseln sich harte und weiche Gesteinsschichten ab. Es wurde schon in der 1. - 3. Dynastie als Begräbnisplatz u. a. für Prinzen und Fürsten verwendet. Reste dieser alten Gräber sind allerdings archäologisch schwer nachweisbar, da diesbezügliche Beweise durch die intensive Bautätigkeit in der 4. Dynastie zerstört wurden.

Die ganze Anlage besteht aus der Pyramide, von Mauern umgeben, im Osten davor befindet sich der Tempel und von diesem führt ein langer gedeckter Aufweg ins Tal und endet im sog. Torbau. Der ganze Komplex gehört zu den am besten erhaltenen dieser Zeit.


Die Pyramide Chephrens ist die zweitgrößte Pyramide der Welt. Sie liegt dem Himmel trotzdem um eine Spur näher, als die größte, was daran liegt, dass sie auf einem etwas höheren Untergrund errichtet wurde. In Wirklichkeit ist sie nämlich um 3 m kleiner als diese, die von seinem Vater Cheops gebaut wurde.

Die Pyramide

Die Pyramide misst 215,25 m im Quadrat und ist 143,50 m hoch. Der Neigungswinkel beträgt 53°10" und ist etwas steiler als der der Cheops-Pyramide, was weiters dazu beiträgt, optisch größer als diese zu wirken.

Der erste Forscher, der ins Innere der Pyramide eindrang, war Giovanni Battista Belzoni, ein italienischer Abenteurer und Pionier der Ägyptologie, im Jahre 1818.

Das Raumsystem der Pyramide ist so auffallend einfach, dass man noch in den 1960er Jahren ernsthaft nach weiteren Kammern gesucht hat.

Der Name der Pyramide lautet "Wer chaief Ra", "Chephren ist groß" od. "die Größe/Großartigkeit Chephrens". Der Sockel besteht aus rotem Granit, die übrige Pyramide wurde mit Tura-Kalkstein umhüllt. Es ist nur noch das obere Viertel der Verkleidung erhalten, der Rest wurde geraubt.

Es führen von der Außenseite zwei Passagen ins Innere. Die eine befindet sich 11,54 m über der Grundfläche, die andere ist in Bodenhöhe. Das Passagensystem liegt nicht auf einer Linie mit der Mittelachse der Pyramide sondern ist ca. 12 m nach Osten verschoben.

Durch die beiden Abgänge erklären sich auch Theorien, dass das Bauwerk ursprünglich anders in den Dimensionen geplant war. Der bodennahe Abgang führt schräg zu einem Horizontalgang von 1,70 m Höhe, von dem eine Nebenkammer abzweigt. Die Funktion dieser Kammer ist unklar, man vergleicht sie mit der sog. "Königinkammer" der Cheops-Pyramide. Vom Ende des horizontalen Stollen führt ein Gang nach oben und trifft knapp unter dem Bodenniveau auf den von oben in die Tiefe führenden Abgang.

Von dieser Kreuzung führt ein einzelner Gang horizontal zur Sarkophagkammer im Zentrum der Pyramide. Die Wände dieser Kammer sind aus natürlichem Fels und die Decke besteht aus schräg liegenden Kalksteinbalken in Form eines Satteldachs.


Der Sarkophag besteht aus schwarzem Hartgranit und ist halb in das Bodenpflaster eingelassen. Der Deckel lag in zwei Teile gebrochen da. Im Sarkophag fanden sich interessanterweise Stierknochen. Eine kleine Grube im Boden barg vermutlich die Kanopen.

Die Grabkammer ist undekoriert. Die einzige dekorierte Grabkammer im Alten Reich findet sich bei König Djoser, 3. Dynastie. Eine Verbindung zwischen königlichem Grab und Kultstelle ist nicht vorhanden.

Pyramidenplateau, Terrassenmauer und Felseneinschnitt

Die Pyramide liegt auf einer künstlich hergestellten Plattform. Im abfallenden Osten wurde das Gelände durch riesige Quader erhöht, im hohen Nordwesten wurden Teile aus dem Felsen herausgeschnitten. Diese Felswände sind bis zu 6 m hoch und glatt.

Am Boden sieht man Spuren der Steinbruchtätigkeit in Form von regelmäßig angeordneten Quadraten, die durch ca. 50 cm breite Rillen voneinander getrennt sind.

In die westliche Felswand sind zahlreiche Felsengräber eingeschnitten, die für Familienmitglieder und Beamte gedacht waren. Es fand aber keine einzige Bestattung statt, da die Felsqualität für vornehme Gräber zu schlecht war.

Die Nebenpyramide

Sie befindet sich auf der Südseite und ist fast völlig zerstört. Das Grab war nicht beschriftet, gehörte aber vermutlich der Königin. Diese Nebenpyramide ist sehr klein und steht auf einem niedrigen Sockel, was ihre Bedeutung erhöht, da man bei keiner anderen Pyramide diesen Sockel gefunden hat, aber das hieroglyphische Schriftzeichen für Pyramide diesen Sockel aufweist.

An Grabbeigaben wurden Reste von Tonsiegeln, von Krugverschlüssen und zwei längliche Karneolperlen gefunden. Es gab keinen Kultraum, aber eine Umfassungsmauer.

Äußere Umfassungsmauer

Der Verlauf dieser Mauer ist auf drei Seiten erkennbar, nur im Osten fehlen die Spuren. Man vermutet, sie stand auf der Terrassenmauer und hatte keinen Anschluss an den Tempel.

Arbeiterkasernen

Es sind lange, schmale, nebeneinander liegende Räume. 92 kann man noch erkennen, es waren aber sicherlich mehr. Jeder davon war ca. 28 m lang und 2,60 m breit und bot ausreichend Platz für 50 Personen. Sie liegen westlich der Hauptpyramide und sind von einer Mauer umgeben.

Der Torbau (Taltempel)

Der Torbau ist ein großes Gebäude mit ausgedehnten Innenräumen für den Kultbetrieb. Er ist der vordere Teil der Tempelanlage. Der Tempel erstreckt sich eigentlich von der Pyramide bis hinab ins Tal wie ein einheitliches Bauwerk, lediglich durch die örtlichen Gegebenheiten in zwei Teile getrennt, die durch einen Gang (Aufweg) miteinander verbunden sind.

Der Torbau ist ein massiver Mauerwerkskörper von quadratischem Grundriss mit geböschten Außenwänden, 45 m lang, ca. 13 m hoch, aus rotem, geschliffenen Assuan-Granit und Alabaster. In der Nord- und Südecke befinden sich große Portale und dazwischen eine Art Pavillon, in dem sich entweder eine Statue des Königs befand oder das "Reinigungszelt", ein leichter Rahmenbau, mit Matten verkleidet.

Der Eingangsraum, der durch den Torbau betreten wird, ist der höchste Innenraum der Tempelanlage, 9,40 m hoch und zur Gänze aus rotem Granit.

Durch die Tore gelangt man in einen langen, vier Meter breiten Vorraum. In diesem Verbindungsgang wurde 1860 von Mariette die bekannte Sitzstatue des Chephren mit dem Horusfalken entdeckt.

Der Aufweg

Der Aufweg ist 494,60 m lang und überdacht. Der Gang selbst ist ein enger, ansteigender Korridor mit schmalen Deckenschlitzen. Eine am Ende des Aufwegs angebrachte Rinne sorgte dafür, dass eindringendes Regenwasser nach außen abgeleitet wurde. Er ist aus weißem Kalkstein errichtet und schmucklos. Am Ende des Aufweges öffnen sich links und rechts zwei Türen. Durch die linke gelangt man zu zwei Nebenräumen, durch die rechte in einen Vorraum.


Quellen:

QUIBELL, ANNIE ABERNETHIE, The Pyramids of Giza, The C.M.S. Bookshop, 33, Sharia Kasr el Nil, Cairo.

REISNER, GEORGE ANDREW, A History of the Giza Necropolis I, Cambridge: Harvard University Press, 1942.

HÖLSCHER, UVO, Das Grabdenkmal des Königs Chephren. Veröffentlichung der Ernst von Sieglin Expedition in Ägypten I, Leipzig 1912.

STADELMANN, RAINER, Die ägyptischen Pyramiden, Philipp v. Zabern, Mainz am Rhein 1991.

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