Montag, 8. August 2011

Die vier kabbalistischen Welten

Schrittweise Umsetzung des göttlichen Zeugungswillen.


Die vier Welten oder Bewusstseinsebenen der Kabbala bedeuten eine Herausforderung an die Abstraktionsfähigkeit des modernen Geistes. Ihre Deutung ist schwierig und komplex und bietet Raum für viele Theorien. Verknüpft man traditionelles kabbalistisches Denken mit dem Tarot, kann dies das Verständnis erleichtern oder, je nach persönlichem Denkverhalten, erschweren.

Struktur

Es gibt vier verschiedene kabbalistische Welten: Aziluth, Briah, Jetzirah und Assiah. Die Schreibung weicht je nach Übersetzung aus dem Hebräischen geringfügig ab. Weist man diese Welten oder Ebenen dem vierbuchstabigen Namen Gottes JHVH zu, wird die Verbindung zum Tarot schon sichtbarer. Der Buchstabe yod steht hierbei für Aziluth, das erste he für Briah, das vau für Jetzirah und das Schluss-he für Assiah.

Aziluth ist die Welt der Archetypen, die Welt der Emanation, das kreative Feuer Gottes. Im Tarot wird sie durch die Ritter (oder auch Könige) dargestellt. Briah ist die Welt der Schöpfung, die „kreative Welt“, das empfangende, formende Wasser Gottes. Empfänglich für die Energie der Zeugung gibt sie jeder solcher Form und Raum. Im Tarot wird sie durch die Königinnen verkörpert. Jetzira ist die Welt der Formen und der Ausgestaltung. In ihr findet die Verschmelzung von Feuer und Wasser ihre intellektuelle Ausarbeitung. Sie ist die Luft. Im Tarot werden sie von den Prinzen dargestellt. Und Assiah ist die stoffliche Welt, das Produkt von Gestaltungswillen, Gestaltungsgebung und intellektueller Ausformung. Sie ist die Erde, die konkrete, stofflich fassbare Welt. Im Tarot die Prinzessinnen.

Gottesnamen, Erzengel, Engel und Symbole

Im Baum des Lebens, speziell in den sog. Sephirot, äußern sich die vier Welten in unterschiedlicher Weise und werden verschiedenartig zum Ausdruck gebracht.

Der Gottesname bezeichnet üblicherweise die erste Welt, Aziluth. Die Energie und das Prinzip einer jeden Sephira wird durch den sie benennenden Namen offenbar. Der Name gibt Auskunft über den Inhalt der jeweiligen Sphäre, ihre Funktion und Positionierung am Baum des Lebens.

In Briah wird die einströmende Energie aufgenommen und in eine erste, grundlegende Form gebracht. Dies wird durch die sog. Erzengel und ihre unterschiedlichen Funktionen dargestellt. Die Beschreibung der Erzengel und der Art ihrer Tätigkeit ist signifikant für die in der Sephira herrschenden Kräfte.

Die unterschiedliche Ausgestaltung auf der Luft-Ebene Jetzira erfolgt durch sog. Engel, die nun schon konkreter an der Ausarbeitung göttlicher Schaffenskraft arbeiten. Auf dieser Ebene erfolgt eine Auffächerung der vorher konzentrierten göttlichen Energie.

Und durch astrologische Kräfte, Symbole und körperlichen Zuordnungen finden die Kräfte der Zeugung und der Ausgestaltung schließlich auch in der grob stofflichen Welt ihre Kristallisation. Hier findet sich quasi „das Produkt“ der göttlichen Willensäußerung.

Das eigentlich komplizierte am Verständnis der vier Welten ist der Umstand, dass sie gleichzeitig existieren, wir aber, bis auf Ausnahmesituationen, lediglich die letzte, Assiah, wahrnehmen können. Durch Nutzung des Tarots können aber auch die anderen Ebenen zumindest andeutungsweise erfasst werden.

Quellen:

LEUENBERGER, HANS DIETER, Der Baum des Lebens, Bauer Verlag 1982.

PAPUS, Die Kabbala, Fourier Verlag, 14. Auflage, Wiesbaden 1996.

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