Montag, 8. August 2011

Kether – die mystische Krone der Kabbala

Der Anfang der Existenz von Zeit und Raum.


Kether ist die erste und am schwersten zu verstehende Sephira am Baum des Lebens. Sie ist der Ursprung des Seins, das Universum VOR dem Urknall.

Der Gottesname

Der Gottesname von Kether lautet Ehejeh. Das bedeutet „ich bin“. Der Name wird oft mit dem hebräischen Buchstaben Yod ausgedrückt. Treffender kann dieser Name auch wohl kaum sein. Kether ist das „Sich-bewusst-werden“ Gottes. Das Auftauchen, das Entstehen aus dem „Nicht-Seienden“, vergleichbar mit dem Auftauchen des Urhügels aus dem Urwasser, eine altägyptische Glaubensvorstellung, die Erkenntnis, einfach „zu sein“. In Kether ist alles enthalten, was ist und was sein kann. In dieser Phase gibt es noch keine Trennung von männlich und weiblich, es ist alles eins. Es ist ein ruhiger, statischer Zustand, jedoch auch der dynamische Keim der Entwicklung.

Der Erzengel und die Engel

Der Erzengel dieser Sephira ist Metatron, der „Fürst der Fassung“. Sein Name leitet sich aus dem Griechischen „meta ton thronos“ (μετα τον θρονος) ab, was soviel bedeutet wie „in Verbindung mit deinem Thron“ oder „hinter deinem Thron“. Er soll gleichbedeutend sein mit dem biblischen Henoch, der „auf Gottes Pfaden wandelte“ und nicht starb sondern von ihm in den Himmel entrückt wurde. Sein Alter wird zu diesem Zeitpunkt mit 365 Jahren angegeben (1. Mose 5,23).

Die Engel auf dieser Ebene sind die sog. Chajoth ha Qadesch, die vier „lebenden Geschöpfe“ Löwe, Adler, Engel und Stier. Sie verkörpern die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde in ihrer reinsten Form.

Symbole

Das Wirken von Kether ist ein anfängliches, urgewaltiges, ein primum mobile. Versucht man, sich dieses Wirken tatsächlich vorzustellen, ist die Betrachtung des sog. Spiralnebels dafür ideal. Dies ist eine Ansammlung von Fixsternen, durch Gravitationskräfte zusammengehalten, die sich in Form zweier spiraliger Äste an einen unauflösbaren Kern schließen und als Einheit rotieren. Das am besten für diese Erscheinung bekannte Symbol ist die Swastika, das sogenannte Hakenkreuz. Ein weiteres Symbol für Kether ist der Punkt. Ein Punkt bedeutet weder Ausdehnung, noch Dimension. Er ist einfach existent, beweist Präsenz. Auch das Bild der Krone ist als Symbol zu sehen. Gleich dieser positioniert sich Kether an der Spitze des Baums des Lebens.

Das magische Bild dieser Sephira ist ein alter König mit einer Krone auf dem Kopf, der nur im Profil gesehen wird. Es ist das Bild des „Ältesten der Alten“. Seine Krone ragt in den Himmel und in die Dimension des „Nicht-Seienden“. Er wird mit einem weißen, langen Bart dargestellt. Die Farbe Weiß ist auch die Farbe Kethers. Der Bart selbst auch ein Symbol der fortdauernden Emanationen, man denkt ihn sich als wachsend. Als konkrete Zuordnung zum menschlichen Körper wird der Scheitel oder das Schädeldach angesehen. Diese Stelle gilt in vielen Religionen und Kulturen als die Verbindungsstelle zwischen den verschiedenen Welten.

Quellen:

LEUENBERGER, HANS DIETER, Der Baum des Lebens, Bauer Verlag 1982.

PAPUS, Die Kabbala, Fourier Verlag, 14. Auflage 1996.

Die Pyramide des Königs Chephren

Die zweitgrößte Pyramide der Menschheit - und doch dem Himmel näher als die größte.


Chephren war der 4. König der 4. Dynastie, der Erbauer der zweiten Pyramide von Giza. Sein Eigenname lautet "Chaiefra", was soviel bedeutet wie "er erscheint wie Re". Als sein Vater gilt Cheops, über seine Mutter ist nichts bekannt.

Er gilt als eher unbedeutender Herrscher, Unterdrücker seines Volkes, der lediglich durch seine Pyramide der Nachwelt in Erinnerung blieb. Außer dieser sind kaum Denkmäler oder Taten bekannt. Er bezeichnete sich, wie schon sein Vater, als "Sohn des Re" und der Sonnengott Re gewann unter ihm weiter an religiöser Bedeutung.

Giza liegt am Westufer des Nils und ist heute nach Kairo und Alexandria die drittgrößte Stadt in Ägypten und Hauptstadt des Gouvernement al-Dschiza (il-Giza). Bekannt ist es wegen der großen Pyramiden und der Sphinx.

Das Giza-Plateau ist ein Kalksteinmassiv mit regelmäßiger Oberfläche. Im Nordwesten liegt eine Fossilienschicht und am Südosthang wechseln sich harte und weiche Gesteinsschichten ab. Es wurde schon in der 1. - 3. Dynastie als Begräbnisplatz u. a. für Prinzen und Fürsten verwendet. Reste dieser alten Gräber sind allerdings archäologisch schwer nachweisbar, da diesbezügliche Beweise durch die intensive Bautätigkeit in der 4. Dynastie zerstört wurden.

Die ganze Anlage besteht aus der Pyramide, von Mauern umgeben, im Osten davor befindet sich der Tempel und von diesem führt ein langer gedeckter Aufweg ins Tal und endet im sog. Torbau. Der ganze Komplex gehört zu den am besten erhaltenen dieser Zeit.


Die Pyramide Chephrens ist die zweitgrößte Pyramide der Welt. Sie liegt dem Himmel trotzdem um eine Spur näher, als die größte, was daran liegt, dass sie auf einem etwas höheren Untergrund errichtet wurde. In Wirklichkeit ist sie nämlich um 3 m kleiner als diese, die von seinem Vater Cheops gebaut wurde.

Die Pyramide

Die Pyramide misst 215,25 m im Quadrat und ist 143,50 m hoch. Der Neigungswinkel beträgt 53°10" und ist etwas steiler als der der Cheops-Pyramide, was weiters dazu beiträgt, optisch größer als diese zu wirken.

Der erste Forscher, der ins Innere der Pyramide eindrang, war Giovanni Battista Belzoni, ein italienischer Abenteurer und Pionier der Ägyptologie, im Jahre 1818.

Das Raumsystem der Pyramide ist so auffallend einfach, dass man noch in den 1960er Jahren ernsthaft nach weiteren Kammern gesucht hat.

Der Name der Pyramide lautet "Wer chaief Ra", "Chephren ist groß" od. "die Größe/Großartigkeit Chephrens". Der Sockel besteht aus rotem Granit, die übrige Pyramide wurde mit Tura-Kalkstein umhüllt. Es ist nur noch das obere Viertel der Verkleidung erhalten, der Rest wurde geraubt.

Es führen von der Außenseite zwei Passagen ins Innere. Die eine befindet sich 11,54 m über der Grundfläche, die andere ist in Bodenhöhe. Das Passagensystem liegt nicht auf einer Linie mit der Mittelachse der Pyramide sondern ist ca. 12 m nach Osten verschoben.

Durch die beiden Abgänge erklären sich auch Theorien, dass das Bauwerk ursprünglich anders in den Dimensionen geplant war. Der bodennahe Abgang führt schräg zu einem Horizontalgang von 1,70 m Höhe, von dem eine Nebenkammer abzweigt. Die Funktion dieser Kammer ist unklar, man vergleicht sie mit der sog. "Königinkammer" der Cheops-Pyramide. Vom Ende des horizontalen Stollen führt ein Gang nach oben und trifft knapp unter dem Bodenniveau auf den von oben in die Tiefe führenden Abgang.

Von dieser Kreuzung führt ein einzelner Gang horizontal zur Sarkophagkammer im Zentrum der Pyramide. Die Wände dieser Kammer sind aus natürlichem Fels und die Decke besteht aus schräg liegenden Kalksteinbalken in Form eines Satteldachs.


Der Sarkophag besteht aus schwarzem Hartgranit und ist halb in das Bodenpflaster eingelassen. Der Deckel lag in zwei Teile gebrochen da. Im Sarkophag fanden sich interessanterweise Stierknochen. Eine kleine Grube im Boden barg vermutlich die Kanopen.

Die Grabkammer ist undekoriert. Die einzige dekorierte Grabkammer im Alten Reich findet sich bei König Djoser, 3. Dynastie. Eine Verbindung zwischen königlichem Grab und Kultstelle ist nicht vorhanden.

Pyramidenplateau, Terrassenmauer und Felseneinschnitt

Die Pyramide liegt auf einer künstlich hergestellten Plattform. Im abfallenden Osten wurde das Gelände durch riesige Quader erhöht, im hohen Nordwesten wurden Teile aus dem Felsen herausgeschnitten. Diese Felswände sind bis zu 6 m hoch und glatt.

Am Boden sieht man Spuren der Steinbruchtätigkeit in Form von regelmäßig angeordneten Quadraten, die durch ca. 50 cm breite Rillen voneinander getrennt sind.

In die westliche Felswand sind zahlreiche Felsengräber eingeschnitten, die für Familienmitglieder und Beamte gedacht waren. Es fand aber keine einzige Bestattung statt, da die Felsqualität für vornehme Gräber zu schlecht war.

Die Nebenpyramide

Sie befindet sich auf der Südseite und ist fast völlig zerstört. Das Grab war nicht beschriftet, gehörte aber vermutlich der Königin. Diese Nebenpyramide ist sehr klein und steht auf einem niedrigen Sockel, was ihre Bedeutung erhöht, da man bei keiner anderen Pyramide diesen Sockel gefunden hat, aber das hieroglyphische Schriftzeichen für Pyramide diesen Sockel aufweist.

An Grabbeigaben wurden Reste von Tonsiegeln, von Krugverschlüssen und zwei längliche Karneolperlen gefunden. Es gab keinen Kultraum, aber eine Umfassungsmauer.

Äußere Umfassungsmauer

Der Verlauf dieser Mauer ist auf drei Seiten erkennbar, nur im Osten fehlen die Spuren. Man vermutet, sie stand auf der Terrassenmauer und hatte keinen Anschluss an den Tempel.

Arbeiterkasernen

Es sind lange, schmale, nebeneinander liegende Räume. 92 kann man noch erkennen, es waren aber sicherlich mehr. Jeder davon war ca. 28 m lang und 2,60 m breit und bot ausreichend Platz für 50 Personen. Sie liegen westlich der Hauptpyramide und sind von einer Mauer umgeben.

Der Torbau (Taltempel)

Der Torbau ist ein großes Gebäude mit ausgedehnten Innenräumen für den Kultbetrieb. Er ist der vordere Teil der Tempelanlage. Der Tempel erstreckt sich eigentlich von der Pyramide bis hinab ins Tal wie ein einheitliches Bauwerk, lediglich durch die örtlichen Gegebenheiten in zwei Teile getrennt, die durch einen Gang (Aufweg) miteinander verbunden sind.

Der Torbau ist ein massiver Mauerwerkskörper von quadratischem Grundriss mit geböschten Außenwänden, 45 m lang, ca. 13 m hoch, aus rotem, geschliffenen Assuan-Granit und Alabaster. In der Nord- und Südecke befinden sich große Portale und dazwischen eine Art Pavillon, in dem sich entweder eine Statue des Königs befand oder das "Reinigungszelt", ein leichter Rahmenbau, mit Matten verkleidet.

Der Eingangsraum, der durch den Torbau betreten wird, ist der höchste Innenraum der Tempelanlage, 9,40 m hoch und zur Gänze aus rotem Granit.

Durch die Tore gelangt man in einen langen, vier Meter breiten Vorraum. In diesem Verbindungsgang wurde 1860 von Mariette die bekannte Sitzstatue des Chephren mit dem Horusfalken entdeckt.

Der Aufweg

Der Aufweg ist 494,60 m lang und überdacht. Der Gang selbst ist ein enger, ansteigender Korridor mit schmalen Deckenschlitzen. Eine am Ende des Aufwegs angebrachte Rinne sorgte dafür, dass eindringendes Regenwasser nach außen abgeleitet wurde. Er ist aus weißem Kalkstein errichtet und schmucklos. Am Ende des Aufweges öffnen sich links und rechts zwei Türen. Durch die linke gelangt man zu zwei Nebenräumen, durch die rechte in einen Vorraum.


Quellen:

QUIBELL, ANNIE ABERNETHIE, The Pyramids of Giza, The C.M.S. Bookshop, 33, Sharia Kasr el Nil, Cairo.

REISNER, GEORGE ANDREW, A History of the Giza Necropolis I, Cambridge: Harvard University Press, 1942.

HÖLSCHER, UVO, Das Grabdenkmal des Königs Chephren. Veröffentlichung der Ernst von Sieglin Expedition in Ägypten I, Leipzig 1912.

STADELMANN, RAINER, Die ägyptischen Pyramiden, Philipp v. Zabern, Mainz am Rhein 1991.

Gebel Barkal - Der "reine Berg"

Gebel Barkal: geheimnisvoller Berg im Herzen Afrikas, Zentrum magischer Rituale, Krönungsstätte der "schwarzen Pharaonen


Der Gebel Barkal liegt ca. 30 km entfernt vom 4. Nilkatarakt, im heutigen Sudan. An genau dieser Stelle fließt der Nil merkwürdigerweise "umgekehrt" - nämlich von NO nach SW. Er befindet sich am rechten Flussufer. Die Distanz zwischen Ufer und Berg beträgt 1,5 km.

Der altägyptische Name für dieses gewaltige Sandsteinmassiv von 104,48 m Höhe lautet "Pa-dschu-waab", was soviel bedeutet wie "der reine Berg". Der Gebel Barkal befindet sich auf über 360 m Seehöhe, was ihn zu allen Zeiten zur wertvollen Orientierungshilfe für Reisende machte, ist er doch schon von weitem in der kargen Landschaft sichtbar.

Vor seiner senkrechten Südwand befindet sich eine ca. 70 m hohe freistehende Felsnadel. In früheren Zeiten sah man in ihr die längst verwitterten Überreste einer kolossalen Statue. Neueren Forschungen zufolge ist das allerdings zumindest fraglich. Eine frühe Deutung sah in dem Berg den mystischen Urhügel selbst, der zu Beginn der Zeit aus der Urflut auftauchte und auf dem alles Leben geschaffen wurde. In ihm verborgen lebt der Gott Amun-Re von Napata. Eine andere Auslegung wollte in der Felsnadel Osiris sehen, der die weiße Krone Oberägyptens trägt.

Geschichte und Kult

Das älteste datierbare Denkmal am Gebel Barkal stammt von dem 6. altägyptischen König der 18. Dynastie Thutmosis III. (ca.1486-1425 v.Chr.) - eine Stele aus seinem 47. Regierungsjahr. Dieser König war militärisch überaus aktiv und erfolgreich. Unter seiner Herrschaft wuchs Ägypten zur Großmacht heran, vermutlich die erste in der Geschichte. Er eroberte Nubien und dehnte seinen Machtbereich bis zum Euphrat aus. Die Stadt Napata wurde von ihm gegründet und zum Verwaltungszentrum und gleichzeitig zur südlichen Grenze seines Reichs gemacht.

Der Hauptgott zu dieser Zeit war Amun, "der in dem reinen Berge wohnt". Der Gebel Barkal bildete das südliche Gegenstück zum Karnak-Tempel in Theben und blieb bis zur 20. Dynastie (ca.1186-1070 v. Chr.) das wichtigste religiöse Zentrum der Ägypter in Nubien. Mit dem dann einsetzenden Rückzug derselben aus dem Land verschwand dann der Amun-Kult. Nach 1000 v. Chr. herrschten lokale nubische Fürsten. Mit Gründung des Reichs von Kusch (ca. 750-300 v. Chr.) durch diese Fürsten kam es dann zu einer Wiederbelebung des Kultes und Napata stieg zur Hauptstadt des Kuschitenreiches auf.

Forschung

Die ersten Pläne und Zeichnungen der Gegend entstanden 1821 aus der Feder von Frederic Cailliaud, der als erster die Stelle als Napata bezeichnete. Er begleitete zu dieser Zeit die ägyptische Armee auf ihrem Sudan-Feldzug. 1842-1845 fanden dann die Grabungen des berühmten deutschen Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810-1884) statt.

Die wichtigste Expedition aber war die von George Andrew Reisner (1867-1942), einem weltbekannten amerikanischen Archäologen. In den späten 1980er-Jahren stellte dann Timothy Kendall im Auftrag des Boston Museums ausführliche Untersuchungen an.

Tempel und Pyramiden

Das wohl bekannteste Bauwerk am Gebel Barkal ist der große Tempel des Amun von Napata, mit der Fachbezeichnung B500. Dies war der vermutete Sitz des äthiopischen Orakels und der Hauptplatz für die Königskrönungen.

Außer Tempel und sonstigen Gebäuden wurden von G. A. Reisner auch noch 25 nubische Pyramiden ausgegraben. Hierbei kann man zwischen zwei Gruppen unterscheiden: eine im Süden, eine im Norden. Eine genaue Datierung ist schwierig, da bis auf eine Ausnahme keine Königsnamen gefunden wurden. Die Pyramiden wurden bereites durch K. R. Lepsius ausführlich beschrieben.

Quellen:

KENDALL, TIMOTHY, The Gebel Barkal Temples 1989 – 90, A Progress Report, Work of the Museum of Fine Arts, Boston, Sudan Mission.

REISNER, G. ANDREW, The Barkal Temples in 1916, JEA IV-VI, Published by The Egypt Exploration Fund, London 1917-18.

Das ägyptische Totenbuch - das "negative Glaubensbekenntnis"

Spruch 125 - der Abstieg des toten Königs in die Unterwelt und sein Erscheinen vor den 42 Totenrichtern.


Das ägyptische Totenbuch gehört zur Gattung der Totentexte. Es ist eine Sammlung von Zaubersprüchen und Beschwörungen, die dem Verstorbenen im Jenseits ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben ermöglichen sollen.

Das „negative Glaubensbekenntnis“

In Spruch 125 soll der Tote vor Osiris und 42 Richtern seine Rechtschaffenheit und Reinheit bekunden. Man unterteilt den Spruch in die Einführung, den mittleren Teil – das sog. „negative Glaubensbekenntnis“ - und den Schlussteil.

Im „negativen Glaubensbekenntnis“ steht der Dahingeschiedene in der Halle der Wahrheit oder „der doppelten Maat“ - gemeint sind die Göttinnen Isis und ihre Schwester Nephthys - und muss vor 42 strengen Totenrichtern erklären, welche Schlechtigkeiten und Verbrechen er NICHT begangen hat. Dabei liegt sein entnommenes Herz zwecks Wahrheitsfindung auf einer Waage.

Anubis und das Monster

Der Totengott Anubis prüft auf dieser Waage die Richtigkeit seiner Aussagen und im Hintergrund hält sich „die große Fresserin“ Ammet, ein bizarres Monster, bereit, den Prüfling zu verschlingen, sollte man ihn bei einer Lüge ertappen.

Die dabei zur Sprache kommenden eventuellen Verfehlungen reichen von charakterlichen Unzulänglichkeiten über Eigentumsdelikte bis hin zu Kapitalverbrechen und allgemeinem Fehlverhalten gegenüber Göttern und Menschen.

Sprache und Schrift

Die verwendete Sprache ist Mittelägyptisch. Die Texte auf Papyrus und Leinen sind in Totenbuchhieroglyphen oder Kursivhieroglyphen abgefasst. Ab der 21. Dynastie sind Papyri in hieratischer Schrift weiter verbreitet.

Der Text war üblicherweise mit schwarzer Tinte geschrieben. Der Titel des Spruchs und besonders wichtige Stellen konnten aber auch in rot gehalten sein. In seltenen Fällen wurde statt roter gelbe Tinte verwendet. Manchmal wurde ein Papyrus auch gemischt mit hieroglyphischen und hieratischen Schriftzeichen geschrieben. In der griech.--röm. Epoche gab es auch Exemplare in demotisch.

Textstelle (Papyrus Nu)

„Nicht habe ich bewirkt das Leiden der Menschen,

Noch meinen Verwandten Zwang und Gewalt angetan.

Nicht habe ich das Unrecht an die Stelle des Rechtes gesetzt,

Noch Verkehr gepflegt mit den Bösen.

Ich habe kein Verbrechen begangen,

Ließ nicht die anderen sich abmühen über Gebühr,

Meine Diener habe ich nicht misshandelt.

Die Götter habe ich nicht gelästert.

Dem Bedürftigen habe ich nicht die Nahrung entzogen.

Die von den Göttern verabscheuten Handlungen sind mir fremd.

Ich habe nie zugelassen, dass ein Diener

Von seinem Meister misshandelt würde.

Nie hab ich ein Leiden veranlasst.

Die Hungersnot habe ich nie verursacht.

Meine Mitmenschen ließ ich nicht Tränen vergießen.

Ich habe nicht getötet, noch einen Mord angestiftet.

Ich hab keine Krankheit unter den Menschen verbreite.

Die Opfergaben in den Tempeln habe ich nicht gestohlen.“

Magische Ergänzungshandlungen?

Es scheint, als hätte es neben den Texten des Totenbuches noch ergänzende Handlungen und Rituale geben müssen. Die Vorstellung, durch ledigliches Erwerben einer Schriftrolle und die Beigabe derselben ins Grab sich von Schuld befreien zu können, ist, angewendet auf ein durch und durch religiöses Volk, in höchstem Maße befremdlich.

Es fällt schwer zu glauben, dass ein gebildeter Ägypter der damaligen Zeit wirklich davon überzeugt war, in einer solchen Situation, sein auf der Waage liegendes Herz entblößt und in einer Halle voller Götter stehend, sämtliche Anwesenden durch das einfache Aufsagen von Unwahrheiten quasi „an der Nase herumführen“ zu können und ungerechtfertigt zum Ziel zu gelangen.

Eine derartige Unverfrorenheit wäre wohl einem König anzudenken und verzeihbar, betrachtet man die exklusive soziale und religiöse Stellung desselben, doch einem in der Hierarchie viel weiter unten beheimateten Beamten wäre dieses Verhalten sicherlich nicht anzuraten.

Es finden sich wohl Vergleiche in unserer eigenen jüngeren Geschichte für ein solches Gehabe, zieht man z. B. das den Augustinermönch Martin Luther irritierende System der bezahlten Sündenablässe in Betracht, doch bleibt anzumerken, dass unsere Gesellschaft zu dieser Zeit nicht als allzu religiös im spirituellen Sinne gegolten hat.

Man kann unter diesen Umständen möglicherweise mutmaßen, dass der schriftlich ausgefertigte Teil des Spruches vielleicht nur der sozusagen „materielle Abschluss“ eines vorher im Tempel zelebrierten Rituals gewesen sein könnte.

Quellen:

E. A. WALLIS BUDGE, The Book of the Dead, Routledge & Kegan Paul Ltd. London 1960.

RAYMOND O. FAULKNER, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985.

Die vier kabbalistischen Welten

Schrittweise Umsetzung des göttlichen Zeugungswillen.


Die vier Welten oder Bewusstseinsebenen der Kabbala bedeuten eine Herausforderung an die Abstraktionsfähigkeit des modernen Geistes. Ihre Deutung ist schwierig und komplex und bietet Raum für viele Theorien. Verknüpft man traditionelles kabbalistisches Denken mit dem Tarot, kann dies das Verständnis erleichtern oder, je nach persönlichem Denkverhalten, erschweren.

Struktur

Es gibt vier verschiedene kabbalistische Welten: Aziluth, Briah, Jetzirah und Assiah. Die Schreibung weicht je nach Übersetzung aus dem Hebräischen geringfügig ab. Weist man diese Welten oder Ebenen dem vierbuchstabigen Namen Gottes JHVH zu, wird die Verbindung zum Tarot schon sichtbarer. Der Buchstabe yod steht hierbei für Aziluth, das erste he für Briah, das vau für Jetzirah und das Schluss-he für Assiah.

Aziluth ist die Welt der Archetypen, die Welt der Emanation, das kreative Feuer Gottes. Im Tarot wird sie durch die Ritter (oder auch Könige) dargestellt. Briah ist die Welt der Schöpfung, die „kreative Welt“, das empfangende, formende Wasser Gottes. Empfänglich für die Energie der Zeugung gibt sie jeder solcher Form und Raum. Im Tarot wird sie durch die Königinnen verkörpert. Jetzira ist die Welt der Formen und der Ausgestaltung. In ihr findet die Verschmelzung von Feuer und Wasser ihre intellektuelle Ausarbeitung. Sie ist die Luft. Im Tarot werden sie von den Prinzen dargestellt. Und Assiah ist die stoffliche Welt, das Produkt von Gestaltungswillen, Gestaltungsgebung und intellektueller Ausformung. Sie ist die Erde, die konkrete, stofflich fassbare Welt. Im Tarot die Prinzessinnen.

Gottesnamen, Erzengel, Engel und Symbole

Im Baum des Lebens, speziell in den sog. Sephirot, äußern sich die vier Welten in unterschiedlicher Weise und werden verschiedenartig zum Ausdruck gebracht.

Der Gottesname bezeichnet üblicherweise die erste Welt, Aziluth. Die Energie und das Prinzip einer jeden Sephira wird durch den sie benennenden Namen offenbar. Der Name gibt Auskunft über den Inhalt der jeweiligen Sphäre, ihre Funktion und Positionierung am Baum des Lebens.

In Briah wird die einströmende Energie aufgenommen und in eine erste, grundlegende Form gebracht. Dies wird durch die sog. Erzengel und ihre unterschiedlichen Funktionen dargestellt. Die Beschreibung der Erzengel und der Art ihrer Tätigkeit ist signifikant für die in der Sephira herrschenden Kräfte.

Die unterschiedliche Ausgestaltung auf der Luft-Ebene Jetzira erfolgt durch sog. Engel, die nun schon konkreter an der Ausarbeitung göttlicher Schaffenskraft arbeiten. Auf dieser Ebene erfolgt eine Auffächerung der vorher konzentrierten göttlichen Energie.

Und durch astrologische Kräfte, Symbole und körperlichen Zuordnungen finden die Kräfte der Zeugung und der Ausgestaltung schließlich auch in der grob stofflichen Welt ihre Kristallisation. Hier findet sich quasi „das Produkt“ der göttlichen Willensäußerung.

Das eigentlich komplizierte am Verständnis der vier Welten ist der Umstand, dass sie gleichzeitig existieren, wir aber, bis auf Ausnahmesituationen, lediglich die letzte, Assiah, wahrnehmen können. Durch Nutzung des Tarots können aber auch die anderen Ebenen zumindest andeutungsweise erfasst werden.

Quellen:

LEUENBERGER, HANS DIETER, Der Baum des Lebens, Bauer Verlag 1982.

PAPUS, Die Kabbala, Fourier Verlag, 14. Auflage, Wiesbaden 1996.

Altägyptische Dämonen

Teuflische Kreaturen oder Beschützer der Unschuldigen? Seltsame Wesen zwischen Göttern und Menschen - im Jenseits und in dieser Welt.


Eine eindeutige Beschreibung altägyptischer Dämonen nach uns bekannten Gesichtspunkten ist nicht möglich. Für den Ägypter der damaligen Zeit waren Dämonen Wesen zwischen Göttern und Menschen, ausgestattet mit Kräften, die den ihnen Begegnenden zur Hilfe gereichen oder sie vernichten. Sie fallen unter den allgemeinen Begriff „Götter“ und werden in hieroglyphischer Schrift auch mit einem diesbezüglichen Determinativ geschrieben.

Zahl und Aussehen

Die genaue Anzahl der existierenden Dämonen ist unbekannt, vermutlich ist sie unendlich. Ihr Aussehen ist variabel, tendiert allerdings zu unheimlichem oder bedrohlichem Aussehen, doch fehlt das bizarre und wilde, welches z. B. für ihre vorderasiatische Pendants charakteristisch ist.

Oft erscheinen sie tiergestaltig, wobei für Menschen gefährliche Tiere dominieren, wie z. B. Schlangen, Löwen oder Krokodile. Auch die Mischgestalt Mensch-Tier kommt vor, wobei menschliche Züge im Vordergrund stehen.

Attribute sind oft spitze Messer, an deren Stelle vielfach Schlangen treten und aus dem Mund tretende Feuerfunken. Auch symbolische Zeichen wie Szepter und Stäbe werden dargestellt.

Namen

Die Dämonen haben in der Regel keine individuellen Namen. Sie werden vielmehr durch ihre Eigenschaften oder Tätigkeiten definiert, wie z. B. „Blindgesicht“, „Weitschreitender“, „Scheitelpacker“ oder „Knochenbrecher“.

Systematisierung

Eine Systematisierung wie in anderen bekannten Kulturen erfolgte nie. Man unterscheidet lediglich zwischen Dämonen des Diesseits und Dämonen des Jenseits. Eine diesbezügliche Unterscheidung ist auch nicht final, besteht doch für diese Wesen natürlich die Möglichkeit, in beiden Welten zu agieren.

Die Jenseitsdämonen sind uns am besten bekannt. Ihre Aufgaben sind mannigfaltig. Man findet sie auf den dunklen Straßen der Unterwelt, sie stehen vor geheimnisvollen Toren und warten auf die Toten, um sie zu verschlingen und ihr Blut zu trinken, sie zu vertreiben und zu vernichten, wenn diese als „Unreine“ erkannt werden.

Sie tun dies nicht um ihrer eigenen Grausamkeit willen sondern in „höherem Auftrag“ - sie „reinigen“ die Unterwelt von Übeltätern. Dabei machen sie auch oft keinen Unterschied zwischen Menschen und Göttern.

Es gibt allerdings genau so Dämonen, die dem Toten zu Hilfe eilen und ihn vor Hunger oder Durst schützen, wie z. B. die sog. „Horussöhne“.

Die Dämonen des Diesseits sind weniger bekannt, man weiß aber, dass sie überall unsichtbar ihr Unwesen treiben. Durch Schlagen mit Zweigen kann man die Luft allerdings von ihnen reinigen.

Ihre Domäne ist die Nacht, sie scheuen das Licht. Die aufgehende Sonne vertreibt sie, auch zum Schutz entzündete Fackeln schlagen sie in die Flucht.

Im Alltagsglauben verhaftet ist eine große Anzahl kleiner Dämonen, häufig auch dem Menschen freundlich gesinnt. Ihr Aussehen ist oft nilpferdgestaltig (weiblich) oder zwerghaft (männlich). Sie beschützen den Schlaf des Gerechten vor bösen Mächten und stiegen manchmal zu „Volksgöttern“ auf, denen man gern vertraute.

Quellen:

BONNET, HANS, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag, Hamburg 2000.

BUDGE, E. A. WALLIS, The Egyptian Book of the Dead, Penguin Books 2008.

Sonntag, 8. Mai 2011

Das ägyptische Totenbuch

Der magische Weg durch die Unterwelt - die Reise ins Jenseits.




Die Quellen des Totenbuches gehen zurück bis ins Alte Reich, wo in Form der Pyramidentexte altes Weisheitsgut zum ersten Mal in schriftlicher Form festgehalten wurde. Die weitere Entwicklung führt dann zu den Sargtexten und geht dann über ins Totenbuch des Neuen Reiches und der Spätzeit. Mit den "Büchern vom Atmen" aus der ptolemäisch-römischen Zeit findet die literarische Ausgestaltung von altägyptischen Glaubensvorstellungen schließlich ihren Abschluss.

Wandel

Ein für das Totenbuch bedeutender Einschnitt ereignet sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts v. Chr. (19. Dynastie) unter König Sethos II. durch den Wandel im Grundriss der Pyramiden und das Entstehen neuer Kunstformen.


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Es findet ein Wechsel statt von den Regionen der "unvergänglichen" Zirkumpolarsterne, die den Jenseitsglauben der Pyramidentexte des Alten Reichs bestimmt hatten hin zu den Tiefen der Unterwelt, in die die Gestirne hinabsteigen.

Form und Inhalt

Die Sprüche kreisen um das Dasein in der Unterwelt. Manche der Sargtexte erhalten zu dieser Zeit die Form, in der sie uns später im Totenbuch entgegentreten. Fast alle Sprüche, die aus den Pyramidentexten in die Sargtexte eingeflossen sind, werden ausgeschieden. In dieser Zeit (Mitte 12. Dynastie) beginnt die Herausbildung eines neuen Spruch-Corpus. Vereinzelt finden sich Sprüche, die später dann im Totenbuch zu finden sind.

Mit der architektonischen Neugestaltung des Königsgrabes und seiner Dekoration zu Beginn des Neuen Reiches erhält auch das Totenbuch seine für lange Zeit verbindliche Form.

Königin Hatschepsut kommt dabei vermutlich große Bedeutung zu. Im Grabe ihres Ministers Senenmut unter dem Tempel des Vorhofes von Deir el-Bahari finden sich zahlreiche Totenbuchsprüche mit Illustrationen, kombiniert mit Pyramidensprüchen und einer astronomischen Decke.

Weitere Totenbuchexemplare treten auf in Grabkammern und als Handschriften auf Leinen, Leder und Papyrus. Die Verbreitung von Papyrus nimmt in der späteren 18. Dynastie zu, doch einzelne Sprüche finden sich auch noch auf Grabwänden, Särgen und Teilen der Grabausstattung, selten auch auf Ostraka.

Die ersten Totenbuch-Papyri umfassten lediglich wenige Kapitel und Vignetten. Im Laufe des Neuen Reiches nahm der Umfang allerdings ständig zu und Illustrationen wurden wichtiger. In der 3. Zwischenzeit bestanden viele Papyri fast nur noch aus ihnen.

Verbreitung

Durch die Umstellung des Schriftträgers auf Papyrus erfuhr das Totenbuch auch eine viel größere Verbreitung und Bedeutung. Die Beschriftung von Pyramiden und Särgen war nur einer verhältnismäßig kleinen Schicht möglich, während die Anschaffung einer Papyrusrolle aus ökonomischen Gründen einer weitaus breiteren Menge möglich war.

Totenbuchtexte auf Papyrusrollen sind nun die am weitesten verbreiteten Textträger, aber es finden sich auch Abschriften auf Leinentüchern, Mumienbinden, auf Leder, Holzsärgen und Sarkophagen, selten auch auf Tempeln. Auch Grabausstattungsobjekte wir Skarabäen und Uschebti sind häufig mit Sprüchen versehen ("Uschebti-Spruch").

Entdeckung

Der erste, der auf den uns heute vorliegenden Textkörper aufmerksam wurde, war Champollion, ein französischer Sprachwissenschaftler, der nach der geglückten Entzifferung der Hieroglyphen in den ägyptischen Sammlungen in Genf und Turin auf illustrierte Handschriften eines Begräbnisrituals stieß.

Zehn Jahre nach seinem Tod übersetzte Karl Richard Lepsius die Turiner Handschrift und schuf den Begriff "Totenbuch der alten Ägypter", der bis heute die übliche Bezeichnung ist. Der ägyptische Titel lautet übersetzt "Buch von Herausgehen am Tage".

Quellen:

HORNUNG, ERIK, Das Totenbuch der Ägypter, Artemis Verlag 1979.

FAULKNER, RAYMOND, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985