Der Anfang der Existenz von Zeit und Raum.
Kether ist die erste und am schwersten zu verstehende Sephira am Baum des Lebens. Sie ist der Ursprung des Seins, das Universum VOR dem Urknall.
Der Gottesname
Der Gottesname von Kether lautet Ehejeh. Das bedeutet „ich bin“. Der Name wird oft mit dem hebräischen Buchstaben Yod ausgedrückt. Treffender kann dieser Name auch wohl kaum sein. Kether ist das „Sich-bewusst-werden“ Gottes. Das Auftauchen, das Entstehen aus dem „Nicht-Seienden“, vergleichbar mit dem Auftauchen des Urhügels aus dem Urwasser, eine altägyptische Glaubensvorstellung, die Erkenntnis, einfach „zu sein“. In Kether ist alles enthalten, was ist und was sein kann. In dieser Phase gibt es noch keine Trennung von männlich und weiblich, es ist alles eins. Es ist ein ruhiger, statischer Zustand, jedoch auch der dynamische Keim der Entwicklung.
Der Erzengel und die Engel
Der Erzengel dieser Sephira ist Metatron, der „Fürst der Fassung“. Sein Name leitet sich aus dem Griechischen „meta ton thronos“ (μετα τον θρονος) ab, was soviel bedeutet wie „in Verbindung mit deinem Thron“ oder „hinter deinem Thron“. Er soll gleichbedeutend sein mit dem biblischen Henoch, der „auf Gottes Pfaden wandelte“ und nicht starb sondern von ihm in den Himmel entrückt wurde. Sein Alter wird zu diesem Zeitpunkt mit 365 Jahren angegeben (1. Mose 5,23).
Die Engel auf dieser Ebene sind die sog. Chajoth ha Qadesch, die vier „lebenden Geschöpfe“ Löwe, Adler, Engel und Stier. Sie verkörpern die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde in ihrer reinsten Form.
Symbole
Das Wirken von Kether ist ein anfängliches, urgewaltiges, ein primum mobile. Versucht man, sich dieses Wirken tatsächlich vorzustellen, ist die Betrachtung des sog. Spiralnebels dafür ideal. Dies ist eine Ansammlung von Fixsternen, durch Gravitationskräfte zusammengehalten, die sich in Form zweier spiraliger Äste an einen unauflösbaren Kern schließen und als Einheit rotieren. Das am besten für diese Erscheinung bekannte Symbol ist die Swastika, das sogenannte Hakenkreuz. Ein weiteres Symbol für Kether ist der Punkt. Ein Punkt bedeutet weder Ausdehnung, noch Dimension. Er ist einfach existent, beweist Präsenz. Auch das Bild der Krone ist als Symbol zu sehen. Gleich dieser positioniert sich Kether an der Spitze des Baums des Lebens.
Das magische Bild dieser Sephira ist ein alter König mit einer Krone auf dem Kopf, der nur im Profil gesehen wird. Es ist das Bild des „Ältesten der Alten“. Seine Krone ragt in den Himmel und in die Dimension des „Nicht-Seienden“. Er wird mit einem weißen, langen Bart dargestellt. Die Farbe Weiß ist auch die Farbe Kethers. Der Bart selbst auch ein Symbol der fortdauernden Emanationen, man denkt ihn sich als wachsend. Als konkrete Zuordnung zum menschlichen Körper wird der Scheitel oder das Schädeldach angesehen. Diese Stelle gilt in vielen Religionen und Kulturen als die Verbindungsstelle zwischen den verschiedenen Welten.
Quellen:
LEUENBERGER, HANS DIETER, Der Baum des Lebens, Bauer Verlag 1982.
PAPUS, Die Kabbala, Fourier Verlag, 14. Auflage 1996.
Montag, 8. August 2011
Die Pyramide des Königs Chephren
Die zweitgrößte Pyramide der Menschheit - und doch dem Himmel näher als die größte.
Chephren war der 4. König der 4. Dynastie, der Erbauer der zweiten Pyramide von Giza. Sein Eigenname lautet "Chaiefra", was soviel bedeutet wie "er erscheint wie Re". Als sein Vater gilt Cheops, über seine Mutter ist nichts bekannt.
Er gilt als eher unbedeutender Herrscher, Unterdrücker seines Volkes, der lediglich durch seine Pyramide der Nachwelt in Erinnerung blieb. Außer dieser sind kaum Denkmäler oder Taten bekannt. Er bezeichnete sich, wie schon sein Vater, als "Sohn des Re" und der Sonnengott Re gewann unter ihm weiter an religiöser Bedeutung.
Giza liegt am Westufer des Nils und ist heute nach Kairo und Alexandria die drittgrößte Stadt in Ägypten und Hauptstadt des Gouvernement al-Dschiza (il-Giza). Bekannt ist es wegen der großen Pyramiden und der Sphinx.
Das Giza-Plateau ist ein Kalksteinmassiv mit regelmäßiger Oberfläche. Im Nordwesten liegt eine Fossilienschicht und am Südosthang wechseln sich harte und weiche Gesteinsschichten ab. Es wurde schon in der 1. - 3. Dynastie als Begräbnisplatz u. a. für Prinzen und Fürsten verwendet. Reste dieser alten Gräber sind allerdings archäologisch schwer nachweisbar, da diesbezügliche Beweise durch die intensive Bautätigkeit in der 4. Dynastie zerstört wurden.
Die ganze Anlage besteht aus der Pyramide, von Mauern umgeben, im Osten davor befindet sich der Tempel und von diesem führt ein langer gedeckter Aufweg ins Tal und endet im sog. Torbau. Der ganze Komplex gehört zu den am besten erhaltenen dieser Zeit.
Die Pyramide Chephrens ist die zweitgrößte Pyramide der Welt. Sie liegt dem Himmel trotzdem um eine Spur näher, als die größte, was daran liegt, dass sie auf einem etwas höheren Untergrund errichtet wurde. In Wirklichkeit ist sie nämlich um 3 m kleiner als diese, die von seinem Vater Cheops gebaut wurde.
Die Pyramide
Die Pyramide misst 215,25 m im Quadrat und ist 143,50 m hoch. Der Neigungswinkel beträgt 53°10" und ist etwas steiler als der der Cheops-Pyramide, was weiters dazu beiträgt, optisch größer als diese zu wirken.
Der erste Forscher, der ins Innere der Pyramide eindrang, war Giovanni Battista Belzoni, ein italienischer Abenteurer und Pionier der Ägyptologie, im Jahre 1818.
Das Raumsystem der Pyramide ist so auffallend einfach, dass man noch in den 1960er Jahren ernsthaft nach weiteren Kammern gesucht hat.
Der Name der Pyramide lautet "Wer chaief Ra", "Chephren ist groß" od. "die Größe/Großartigkeit Chephrens". Der Sockel besteht aus rotem Granit, die übrige Pyramide wurde mit Tura-Kalkstein umhüllt. Es ist nur noch das obere Viertel der Verkleidung erhalten, der Rest wurde geraubt.
Es führen von der Außenseite zwei Passagen ins Innere. Die eine befindet sich 11,54 m über der Grundfläche, die andere ist in Bodenhöhe. Das Passagensystem liegt nicht auf einer Linie mit der Mittelachse der Pyramide sondern ist ca. 12 m nach Osten verschoben.
Durch die beiden Abgänge erklären sich auch Theorien, dass das Bauwerk ursprünglich anders in den Dimensionen geplant war. Der bodennahe Abgang führt schräg zu einem Horizontalgang von 1,70 m Höhe, von dem eine Nebenkammer abzweigt. Die Funktion dieser Kammer ist unklar, man vergleicht sie mit der sog. "Königinkammer" der Cheops-Pyramide. Vom Ende des horizontalen Stollen führt ein Gang nach oben und trifft knapp unter dem Bodenniveau auf den von oben in die Tiefe führenden Abgang.
Von dieser Kreuzung führt ein einzelner Gang horizontal zur Sarkophagkammer im Zentrum der Pyramide. Die Wände dieser Kammer sind aus natürlichem Fels und die Decke besteht aus schräg liegenden Kalksteinbalken in Form eines Satteldachs.
Der Sarkophag besteht aus schwarzem Hartgranit und ist halb in das Bodenpflaster eingelassen. Der Deckel lag in zwei Teile gebrochen da. Im Sarkophag fanden sich interessanterweise Stierknochen. Eine kleine Grube im Boden barg vermutlich die Kanopen.
Die Grabkammer ist undekoriert. Die einzige dekorierte Grabkammer im Alten Reich findet sich bei König Djoser, 3. Dynastie. Eine Verbindung zwischen königlichem Grab und Kultstelle ist nicht vorhanden.
Pyramidenplateau, Terrassenmauer und Felseneinschnitt
Die Pyramide liegt auf einer künstlich hergestellten Plattform. Im abfallenden Osten wurde das Gelände durch riesige Quader erhöht, im hohen Nordwesten wurden Teile aus dem Felsen herausgeschnitten. Diese Felswände sind bis zu 6 m hoch und glatt.
Am Boden sieht man Spuren der Steinbruchtätigkeit in Form von regelmäßig angeordneten Quadraten, die durch ca. 50 cm breite Rillen voneinander getrennt sind.
In die westliche Felswand sind zahlreiche Felsengräber eingeschnitten, die für Familienmitglieder und Beamte gedacht waren. Es fand aber keine einzige Bestattung statt, da die Felsqualität für vornehme Gräber zu schlecht war.
Die Nebenpyramide
Sie befindet sich auf der Südseite und ist fast völlig zerstört. Das Grab war nicht beschriftet, gehörte aber vermutlich der Königin. Diese Nebenpyramide ist sehr klein und steht auf einem niedrigen Sockel, was ihre Bedeutung erhöht, da man bei keiner anderen Pyramide diesen Sockel gefunden hat, aber das hieroglyphische Schriftzeichen für Pyramide diesen Sockel aufweist.
An Grabbeigaben wurden Reste von Tonsiegeln, von Krugverschlüssen und zwei längliche Karneolperlen gefunden. Es gab keinen Kultraum, aber eine Umfassungsmauer.
Äußere Umfassungsmauer
Der Verlauf dieser Mauer ist auf drei Seiten erkennbar, nur im Osten fehlen die Spuren. Man vermutet, sie stand auf der Terrassenmauer und hatte keinen Anschluss an den Tempel.
Arbeiterkasernen
Es sind lange, schmale, nebeneinander liegende Räume. 92 kann man noch erkennen, es waren aber sicherlich mehr. Jeder davon war ca. 28 m lang und 2,60 m breit und bot ausreichend Platz für 50 Personen. Sie liegen westlich der Hauptpyramide und sind von einer Mauer umgeben.
Der Torbau (Taltempel)
Der Torbau ist ein großes Gebäude mit ausgedehnten Innenräumen für den Kultbetrieb. Er ist der vordere Teil der Tempelanlage. Der Tempel erstreckt sich eigentlich von der Pyramide bis hinab ins Tal wie ein einheitliches Bauwerk, lediglich durch die örtlichen Gegebenheiten in zwei Teile getrennt, die durch einen Gang (Aufweg) miteinander verbunden sind.
Der Torbau ist ein massiver Mauerwerkskörper von quadratischem Grundriss mit geböschten Außenwänden, 45 m lang, ca. 13 m hoch, aus rotem, geschliffenen Assuan-Granit und Alabaster. In der Nord- und Südecke befinden sich große Portale und dazwischen eine Art Pavillon, in dem sich entweder eine Statue des Königs befand oder das "Reinigungszelt", ein leichter Rahmenbau, mit Matten verkleidet.
Der Eingangsraum, der durch den Torbau betreten wird, ist der höchste Innenraum der Tempelanlage, 9,40 m hoch und zur Gänze aus rotem Granit.
Durch die Tore gelangt man in einen langen, vier Meter breiten Vorraum. In diesem Verbindungsgang wurde 1860 von Mariette die bekannte Sitzstatue des Chephren mit dem Horusfalken entdeckt.
Der Aufweg
Der Aufweg ist 494,60 m lang und überdacht. Der Gang selbst ist ein enger, ansteigender Korridor mit schmalen Deckenschlitzen. Eine am Ende des Aufwegs angebrachte Rinne sorgte dafür, dass eindringendes Regenwasser nach außen abgeleitet wurde. Er ist aus weißem Kalkstein errichtet und schmucklos. Am Ende des Aufweges öffnen sich links und rechts zwei Türen. Durch die linke gelangt man zu zwei Nebenräumen, durch die rechte in einen Vorraum.
Quellen:
QUIBELL, ANNIE ABERNETHIE, The Pyramids of Giza, The C.M.S. Bookshop, 33, Sharia Kasr el Nil, Cairo.
REISNER, GEORGE ANDREW, A History of the Giza Necropolis I, Cambridge: Harvard University Press, 1942.
HÖLSCHER, UVO, Das Grabdenkmal des Königs Chephren. Veröffentlichung der Ernst von Sieglin Expedition in Ägypten I, Leipzig 1912.
STADELMANN, RAINER, Die ägyptischen Pyramiden, Philipp v. Zabern, Mainz am Rhein 1991.
Chephren war der 4. König der 4. Dynastie, der Erbauer der zweiten Pyramide von Giza. Sein Eigenname lautet "Chaiefra", was soviel bedeutet wie "er erscheint wie Re". Als sein Vater gilt Cheops, über seine Mutter ist nichts bekannt.
Er gilt als eher unbedeutender Herrscher, Unterdrücker seines Volkes, der lediglich durch seine Pyramide der Nachwelt in Erinnerung blieb. Außer dieser sind kaum Denkmäler oder Taten bekannt. Er bezeichnete sich, wie schon sein Vater, als "Sohn des Re" und der Sonnengott Re gewann unter ihm weiter an religiöser Bedeutung.
Giza liegt am Westufer des Nils und ist heute nach Kairo und Alexandria die drittgrößte Stadt in Ägypten und Hauptstadt des Gouvernement al-Dschiza (il-Giza). Bekannt ist es wegen der großen Pyramiden und der Sphinx.
Das Giza-Plateau ist ein Kalksteinmassiv mit regelmäßiger Oberfläche. Im Nordwesten liegt eine Fossilienschicht und am Südosthang wechseln sich harte und weiche Gesteinsschichten ab. Es wurde schon in der 1. - 3. Dynastie als Begräbnisplatz u. a. für Prinzen und Fürsten verwendet. Reste dieser alten Gräber sind allerdings archäologisch schwer nachweisbar, da diesbezügliche Beweise durch die intensive Bautätigkeit in der 4. Dynastie zerstört wurden.
Die ganze Anlage besteht aus der Pyramide, von Mauern umgeben, im Osten davor befindet sich der Tempel und von diesem führt ein langer gedeckter Aufweg ins Tal und endet im sog. Torbau. Der ganze Komplex gehört zu den am besten erhaltenen dieser Zeit.
Die Pyramide Chephrens ist die zweitgrößte Pyramide der Welt. Sie liegt dem Himmel trotzdem um eine Spur näher, als die größte, was daran liegt, dass sie auf einem etwas höheren Untergrund errichtet wurde. In Wirklichkeit ist sie nämlich um 3 m kleiner als diese, die von seinem Vater Cheops gebaut wurde.
Die Pyramide
Die Pyramide misst 215,25 m im Quadrat und ist 143,50 m hoch. Der Neigungswinkel beträgt 53°10" und ist etwas steiler als der der Cheops-Pyramide, was weiters dazu beiträgt, optisch größer als diese zu wirken.
Der erste Forscher, der ins Innere der Pyramide eindrang, war Giovanni Battista Belzoni, ein italienischer Abenteurer und Pionier der Ägyptologie, im Jahre 1818.
Das Raumsystem der Pyramide ist so auffallend einfach, dass man noch in den 1960er Jahren ernsthaft nach weiteren Kammern gesucht hat.
Der Name der Pyramide lautet "Wer chaief Ra", "Chephren ist groß" od. "die Größe/Großartigkeit Chephrens". Der Sockel besteht aus rotem Granit, die übrige Pyramide wurde mit Tura-Kalkstein umhüllt. Es ist nur noch das obere Viertel der Verkleidung erhalten, der Rest wurde geraubt.
Es führen von der Außenseite zwei Passagen ins Innere. Die eine befindet sich 11,54 m über der Grundfläche, die andere ist in Bodenhöhe. Das Passagensystem liegt nicht auf einer Linie mit der Mittelachse der Pyramide sondern ist ca. 12 m nach Osten verschoben.
Durch die beiden Abgänge erklären sich auch Theorien, dass das Bauwerk ursprünglich anders in den Dimensionen geplant war. Der bodennahe Abgang führt schräg zu einem Horizontalgang von 1,70 m Höhe, von dem eine Nebenkammer abzweigt. Die Funktion dieser Kammer ist unklar, man vergleicht sie mit der sog. "Königinkammer" der Cheops-Pyramide. Vom Ende des horizontalen Stollen führt ein Gang nach oben und trifft knapp unter dem Bodenniveau auf den von oben in die Tiefe führenden Abgang.
Von dieser Kreuzung führt ein einzelner Gang horizontal zur Sarkophagkammer im Zentrum der Pyramide. Die Wände dieser Kammer sind aus natürlichem Fels und die Decke besteht aus schräg liegenden Kalksteinbalken in Form eines Satteldachs.
Der Sarkophag besteht aus schwarzem Hartgranit und ist halb in das Bodenpflaster eingelassen. Der Deckel lag in zwei Teile gebrochen da. Im Sarkophag fanden sich interessanterweise Stierknochen. Eine kleine Grube im Boden barg vermutlich die Kanopen.
Die Grabkammer ist undekoriert. Die einzige dekorierte Grabkammer im Alten Reich findet sich bei König Djoser, 3. Dynastie. Eine Verbindung zwischen königlichem Grab und Kultstelle ist nicht vorhanden.
Pyramidenplateau, Terrassenmauer und Felseneinschnitt
Die Pyramide liegt auf einer künstlich hergestellten Plattform. Im abfallenden Osten wurde das Gelände durch riesige Quader erhöht, im hohen Nordwesten wurden Teile aus dem Felsen herausgeschnitten. Diese Felswände sind bis zu 6 m hoch und glatt.
Am Boden sieht man Spuren der Steinbruchtätigkeit in Form von regelmäßig angeordneten Quadraten, die durch ca. 50 cm breite Rillen voneinander getrennt sind.
In die westliche Felswand sind zahlreiche Felsengräber eingeschnitten, die für Familienmitglieder und Beamte gedacht waren. Es fand aber keine einzige Bestattung statt, da die Felsqualität für vornehme Gräber zu schlecht war.
Die Nebenpyramide
Sie befindet sich auf der Südseite und ist fast völlig zerstört. Das Grab war nicht beschriftet, gehörte aber vermutlich der Königin. Diese Nebenpyramide ist sehr klein und steht auf einem niedrigen Sockel, was ihre Bedeutung erhöht, da man bei keiner anderen Pyramide diesen Sockel gefunden hat, aber das hieroglyphische Schriftzeichen für Pyramide diesen Sockel aufweist.
An Grabbeigaben wurden Reste von Tonsiegeln, von Krugverschlüssen und zwei längliche Karneolperlen gefunden. Es gab keinen Kultraum, aber eine Umfassungsmauer.
Äußere Umfassungsmauer
Der Verlauf dieser Mauer ist auf drei Seiten erkennbar, nur im Osten fehlen die Spuren. Man vermutet, sie stand auf der Terrassenmauer und hatte keinen Anschluss an den Tempel.
Arbeiterkasernen
Es sind lange, schmale, nebeneinander liegende Räume. 92 kann man noch erkennen, es waren aber sicherlich mehr. Jeder davon war ca. 28 m lang und 2,60 m breit und bot ausreichend Platz für 50 Personen. Sie liegen westlich der Hauptpyramide und sind von einer Mauer umgeben.
Der Torbau (Taltempel)
Der Torbau ist ein großes Gebäude mit ausgedehnten Innenräumen für den Kultbetrieb. Er ist der vordere Teil der Tempelanlage. Der Tempel erstreckt sich eigentlich von der Pyramide bis hinab ins Tal wie ein einheitliches Bauwerk, lediglich durch die örtlichen Gegebenheiten in zwei Teile getrennt, die durch einen Gang (Aufweg) miteinander verbunden sind.
Der Torbau ist ein massiver Mauerwerkskörper von quadratischem Grundriss mit geböschten Außenwänden, 45 m lang, ca. 13 m hoch, aus rotem, geschliffenen Assuan-Granit und Alabaster. In der Nord- und Südecke befinden sich große Portale und dazwischen eine Art Pavillon, in dem sich entweder eine Statue des Königs befand oder das "Reinigungszelt", ein leichter Rahmenbau, mit Matten verkleidet.
Der Eingangsraum, der durch den Torbau betreten wird, ist der höchste Innenraum der Tempelanlage, 9,40 m hoch und zur Gänze aus rotem Granit.
Durch die Tore gelangt man in einen langen, vier Meter breiten Vorraum. In diesem Verbindungsgang wurde 1860 von Mariette die bekannte Sitzstatue des Chephren mit dem Horusfalken entdeckt.
Der Aufweg
Der Aufweg ist 494,60 m lang und überdacht. Der Gang selbst ist ein enger, ansteigender Korridor mit schmalen Deckenschlitzen. Eine am Ende des Aufwegs angebrachte Rinne sorgte dafür, dass eindringendes Regenwasser nach außen abgeleitet wurde. Er ist aus weißem Kalkstein errichtet und schmucklos. Am Ende des Aufweges öffnen sich links und rechts zwei Türen. Durch die linke gelangt man zu zwei Nebenräumen, durch die rechte in einen Vorraum.
Quellen:
QUIBELL, ANNIE ABERNETHIE, The Pyramids of Giza, The C.M.S. Bookshop, 33, Sharia Kasr el Nil, Cairo.
REISNER, GEORGE ANDREW, A History of the Giza Necropolis I, Cambridge: Harvard University Press, 1942.
HÖLSCHER, UVO, Das Grabdenkmal des Königs Chephren. Veröffentlichung der Ernst von Sieglin Expedition in Ägypten I, Leipzig 1912.
STADELMANN, RAINER, Die ägyptischen Pyramiden, Philipp v. Zabern, Mainz am Rhein 1991.
Gebel Barkal - Der "reine Berg"
Gebel Barkal: geheimnisvoller Berg im Herzen Afrikas, Zentrum magischer Rituale, Krönungsstätte der "schwarzen Pharaonen
Der Gebel Barkal liegt ca. 30 km entfernt vom 4. Nilkatarakt, im heutigen Sudan. An genau dieser Stelle fließt der Nil merkwürdigerweise "umgekehrt" - nämlich von NO nach SW. Er befindet sich am rechten Flussufer. Die Distanz zwischen Ufer und Berg beträgt 1,5 km.
Der altägyptische Name für dieses gewaltige Sandsteinmassiv von 104,48 m Höhe lautet "Pa-dschu-waab", was soviel bedeutet wie "der reine Berg". Der Gebel Barkal befindet sich auf über 360 m Seehöhe, was ihn zu allen Zeiten zur wertvollen Orientierungshilfe für Reisende machte, ist er doch schon von weitem in der kargen Landschaft sichtbar.
Vor seiner senkrechten Südwand befindet sich eine ca. 70 m hohe freistehende Felsnadel. In früheren Zeiten sah man in ihr die längst verwitterten Überreste einer kolossalen Statue. Neueren Forschungen zufolge ist das allerdings zumindest fraglich. Eine frühe Deutung sah in dem Berg den mystischen Urhügel selbst, der zu Beginn der Zeit aus der Urflut auftauchte und auf dem alles Leben geschaffen wurde. In ihm verborgen lebt der Gott Amun-Re von Napata. Eine andere Auslegung wollte in der Felsnadel Osiris sehen, der die weiße Krone Oberägyptens trägt.
Geschichte und Kult
Das älteste datierbare Denkmal am Gebel Barkal stammt von dem 6. altägyptischen König der 18. Dynastie Thutmosis III. (ca.1486-1425 v.Chr.) - eine Stele aus seinem 47. Regierungsjahr. Dieser König war militärisch überaus aktiv und erfolgreich. Unter seiner Herrschaft wuchs Ägypten zur Großmacht heran, vermutlich die erste in der Geschichte. Er eroberte Nubien und dehnte seinen Machtbereich bis zum Euphrat aus. Die Stadt Napata wurde von ihm gegründet und zum Verwaltungszentrum und gleichzeitig zur südlichen Grenze seines Reichs gemacht.
Der Hauptgott zu dieser Zeit war Amun, "der in dem reinen Berge wohnt". Der Gebel Barkal bildete das südliche Gegenstück zum Karnak-Tempel in Theben und blieb bis zur 20. Dynastie (ca.1186-1070 v. Chr.) das wichtigste religiöse Zentrum der Ägypter in Nubien. Mit dem dann einsetzenden Rückzug derselben aus dem Land verschwand dann der Amun-Kult. Nach 1000 v. Chr. herrschten lokale nubische Fürsten. Mit Gründung des Reichs von Kusch (ca. 750-300 v. Chr.) durch diese Fürsten kam es dann zu einer Wiederbelebung des Kultes und Napata stieg zur Hauptstadt des Kuschitenreiches auf.
Forschung
Die ersten Pläne und Zeichnungen der Gegend entstanden 1821 aus der Feder von Frederic Cailliaud, der als erster die Stelle als Napata bezeichnete. Er begleitete zu dieser Zeit die ägyptische Armee auf ihrem Sudan-Feldzug. 1842-1845 fanden dann die Grabungen des berühmten deutschen Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810-1884) statt.
Die wichtigste Expedition aber war die von George Andrew Reisner (1867-1942), einem weltbekannten amerikanischen Archäologen. In den späten 1980er-Jahren stellte dann Timothy Kendall im Auftrag des Boston Museums ausführliche Untersuchungen an.
Tempel und Pyramiden
Das wohl bekannteste Bauwerk am Gebel Barkal ist der große Tempel des Amun von Napata, mit der Fachbezeichnung B500. Dies war der vermutete Sitz des äthiopischen Orakels und der Hauptplatz für die Königskrönungen.
Außer Tempel und sonstigen Gebäuden wurden von G. A. Reisner auch noch 25 nubische Pyramiden ausgegraben. Hierbei kann man zwischen zwei Gruppen unterscheiden: eine im Süden, eine im Norden. Eine genaue Datierung ist schwierig, da bis auf eine Ausnahme keine Königsnamen gefunden wurden. Die Pyramiden wurden bereites durch K. R. Lepsius ausführlich beschrieben.
Quellen:
KENDALL, TIMOTHY, The Gebel Barkal Temples 1989 – 90, A Progress Report, Work of the Museum of Fine Arts, Boston, Sudan Mission.
REISNER, G. ANDREW, The Barkal Temples in 1916, JEA IV-VI, Published by The Egypt Exploration Fund, London 1917-18.
Der Gebel Barkal liegt ca. 30 km entfernt vom 4. Nilkatarakt, im heutigen Sudan. An genau dieser Stelle fließt der Nil merkwürdigerweise "umgekehrt" - nämlich von NO nach SW. Er befindet sich am rechten Flussufer. Die Distanz zwischen Ufer und Berg beträgt 1,5 km.
Der altägyptische Name für dieses gewaltige Sandsteinmassiv von 104,48 m Höhe lautet "Pa-dschu-waab", was soviel bedeutet wie "der reine Berg". Der Gebel Barkal befindet sich auf über 360 m Seehöhe, was ihn zu allen Zeiten zur wertvollen Orientierungshilfe für Reisende machte, ist er doch schon von weitem in der kargen Landschaft sichtbar.
Vor seiner senkrechten Südwand befindet sich eine ca. 70 m hohe freistehende Felsnadel. In früheren Zeiten sah man in ihr die längst verwitterten Überreste einer kolossalen Statue. Neueren Forschungen zufolge ist das allerdings zumindest fraglich. Eine frühe Deutung sah in dem Berg den mystischen Urhügel selbst, der zu Beginn der Zeit aus der Urflut auftauchte und auf dem alles Leben geschaffen wurde. In ihm verborgen lebt der Gott Amun-Re von Napata. Eine andere Auslegung wollte in der Felsnadel Osiris sehen, der die weiße Krone Oberägyptens trägt.
Geschichte und Kult
Das älteste datierbare Denkmal am Gebel Barkal stammt von dem 6. altägyptischen König der 18. Dynastie Thutmosis III. (ca.1486-1425 v.Chr.) - eine Stele aus seinem 47. Regierungsjahr. Dieser König war militärisch überaus aktiv und erfolgreich. Unter seiner Herrschaft wuchs Ägypten zur Großmacht heran, vermutlich die erste in der Geschichte. Er eroberte Nubien und dehnte seinen Machtbereich bis zum Euphrat aus. Die Stadt Napata wurde von ihm gegründet und zum Verwaltungszentrum und gleichzeitig zur südlichen Grenze seines Reichs gemacht.
Der Hauptgott zu dieser Zeit war Amun, "der in dem reinen Berge wohnt". Der Gebel Barkal bildete das südliche Gegenstück zum Karnak-Tempel in Theben und blieb bis zur 20. Dynastie (ca.1186-1070 v. Chr.) das wichtigste religiöse Zentrum der Ägypter in Nubien. Mit dem dann einsetzenden Rückzug derselben aus dem Land verschwand dann der Amun-Kult. Nach 1000 v. Chr. herrschten lokale nubische Fürsten. Mit Gründung des Reichs von Kusch (ca. 750-300 v. Chr.) durch diese Fürsten kam es dann zu einer Wiederbelebung des Kultes und Napata stieg zur Hauptstadt des Kuschitenreiches auf.
Forschung
Die ersten Pläne und Zeichnungen der Gegend entstanden 1821 aus der Feder von Frederic Cailliaud, der als erster die Stelle als Napata bezeichnete. Er begleitete zu dieser Zeit die ägyptische Armee auf ihrem Sudan-Feldzug. 1842-1845 fanden dann die Grabungen des berühmten deutschen Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810-1884) statt.
Die wichtigste Expedition aber war die von George Andrew Reisner (1867-1942), einem weltbekannten amerikanischen Archäologen. In den späten 1980er-Jahren stellte dann Timothy Kendall im Auftrag des Boston Museums ausführliche Untersuchungen an.
Tempel und Pyramiden
Das wohl bekannteste Bauwerk am Gebel Barkal ist der große Tempel des Amun von Napata, mit der Fachbezeichnung B500. Dies war der vermutete Sitz des äthiopischen Orakels und der Hauptplatz für die Königskrönungen.
Außer Tempel und sonstigen Gebäuden wurden von G. A. Reisner auch noch 25 nubische Pyramiden ausgegraben. Hierbei kann man zwischen zwei Gruppen unterscheiden: eine im Süden, eine im Norden. Eine genaue Datierung ist schwierig, da bis auf eine Ausnahme keine Königsnamen gefunden wurden. Die Pyramiden wurden bereites durch K. R. Lepsius ausführlich beschrieben.
Quellen:
KENDALL, TIMOTHY, The Gebel Barkal Temples 1989 – 90, A Progress Report, Work of the Museum of Fine Arts, Boston, Sudan Mission.
REISNER, G. ANDREW, The Barkal Temples in 1916, JEA IV-VI, Published by The Egypt Exploration Fund, London 1917-18.
Das ägyptische Totenbuch - das "negative Glaubensbekenntnis"
Spruch 125 - der Abstieg des toten Königs in die Unterwelt und sein Erscheinen vor den 42 Totenrichtern.
Das ägyptische Totenbuch gehört zur Gattung der Totentexte. Es ist eine Sammlung von Zaubersprüchen und Beschwörungen, die dem Verstorbenen im Jenseits ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben ermöglichen sollen.
Das „negative Glaubensbekenntnis“
In Spruch 125 soll der Tote vor Osiris und 42 Richtern seine Rechtschaffenheit und Reinheit bekunden. Man unterteilt den Spruch in die Einführung, den mittleren Teil – das sog. „negative Glaubensbekenntnis“ - und den Schlussteil.
Im „negativen Glaubensbekenntnis“ steht der Dahingeschiedene in der Halle der Wahrheit oder „der doppelten Maat“ - gemeint sind die Göttinnen Isis und ihre Schwester Nephthys - und muss vor 42 strengen Totenrichtern erklären, welche Schlechtigkeiten und Verbrechen er NICHT begangen hat. Dabei liegt sein entnommenes Herz zwecks Wahrheitsfindung auf einer Waage.
Anubis und das Monster
Der Totengott Anubis prüft auf dieser Waage die Richtigkeit seiner Aussagen und im Hintergrund hält sich „die große Fresserin“ Ammet, ein bizarres Monster, bereit, den Prüfling zu verschlingen, sollte man ihn bei einer Lüge ertappen.
Die dabei zur Sprache kommenden eventuellen Verfehlungen reichen von charakterlichen Unzulänglichkeiten über Eigentumsdelikte bis hin zu Kapitalverbrechen und allgemeinem Fehlverhalten gegenüber Göttern und Menschen.
Sprache und Schrift
Die verwendete Sprache ist Mittelägyptisch. Die Texte auf Papyrus und Leinen sind in Totenbuchhieroglyphen oder Kursivhieroglyphen abgefasst. Ab der 21. Dynastie sind Papyri in hieratischer Schrift weiter verbreitet.
Der Text war üblicherweise mit schwarzer Tinte geschrieben. Der Titel des Spruchs und besonders wichtige Stellen konnten aber auch in rot gehalten sein. In seltenen Fällen wurde statt roter gelbe Tinte verwendet. Manchmal wurde ein Papyrus auch gemischt mit hieroglyphischen und hieratischen Schriftzeichen geschrieben. In der griech.--röm. Epoche gab es auch Exemplare in demotisch.
Textstelle (Papyrus Nu)
„Nicht habe ich bewirkt das Leiden der Menschen,
Noch meinen Verwandten Zwang und Gewalt angetan.
Nicht habe ich das Unrecht an die Stelle des Rechtes gesetzt,
Noch Verkehr gepflegt mit den Bösen.
Ich habe kein Verbrechen begangen,
Ließ nicht die anderen sich abmühen über Gebühr,
Meine Diener habe ich nicht misshandelt.
Die Götter habe ich nicht gelästert.
Dem Bedürftigen habe ich nicht die Nahrung entzogen.
Die von den Göttern verabscheuten Handlungen sind mir fremd.
Ich habe nie zugelassen, dass ein Diener
Von seinem Meister misshandelt würde.
Nie hab ich ein Leiden veranlasst.
Die Hungersnot habe ich nie verursacht.
Meine Mitmenschen ließ ich nicht Tränen vergießen.
Ich habe nicht getötet, noch einen Mord angestiftet.
Ich hab keine Krankheit unter den Menschen verbreite.
Die Opfergaben in den Tempeln habe ich nicht gestohlen.“
Magische Ergänzungshandlungen?
Es scheint, als hätte es neben den Texten des Totenbuches noch ergänzende Handlungen und Rituale geben müssen. Die Vorstellung, durch ledigliches Erwerben einer Schriftrolle und die Beigabe derselben ins Grab sich von Schuld befreien zu können, ist, angewendet auf ein durch und durch religiöses Volk, in höchstem Maße befremdlich.
Es fällt schwer zu glauben, dass ein gebildeter Ägypter der damaligen Zeit wirklich davon überzeugt war, in einer solchen Situation, sein auf der Waage liegendes Herz entblößt und in einer Halle voller Götter stehend, sämtliche Anwesenden durch das einfache Aufsagen von Unwahrheiten quasi „an der Nase herumführen“ zu können und ungerechtfertigt zum Ziel zu gelangen.
Eine derartige Unverfrorenheit wäre wohl einem König anzudenken und verzeihbar, betrachtet man die exklusive soziale und religiöse Stellung desselben, doch einem in der Hierarchie viel weiter unten beheimateten Beamten wäre dieses Verhalten sicherlich nicht anzuraten.
Es finden sich wohl Vergleiche in unserer eigenen jüngeren Geschichte für ein solches Gehabe, zieht man z. B. das den Augustinermönch Martin Luther irritierende System der bezahlten Sündenablässe in Betracht, doch bleibt anzumerken, dass unsere Gesellschaft zu dieser Zeit nicht als allzu religiös im spirituellen Sinne gegolten hat.
Man kann unter diesen Umständen möglicherweise mutmaßen, dass der schriftlich ausgefertigte Teil des Spruches vielleicht nur der sozusagen „materielle Abschluss“ eines vorher im Tempel zelebrierten Rituals gewesen sein könnte.
Quellen:
E. A. WALLIS BUDGE, The Book of the Dead, Routledge & Kegan Paul Ltd. London 1960.
RAYMOND O. FAULKNER, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985.
Das ägyptische Totenbuch gehört zur Gattung der Totentexte. Es ist eine Sammlung von Zaubersprüchen und Beschwörungen, die dem Verstorbenen im Jenseits ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben ermöglichen sollen.
Das „negative Glaubensbekenntnis“
In Spruch 125 soll der Tote vor Osiris und 42 Richtern seine Rechtschaffenheit und Reinheit bekunden. Man unterteilt den Spruch in die Einführung, den mittleren Teil – das sog. „negative Glaubensbekenntnis“ - und den Schlussteil.
Im „negativen Glaubensbekenntnis“ steht der Dahingeschiedene in der Halle der Wahrheit oder „der doppelten Maat“ - gemeint sind die Göttinnen Isis und ihre Schwester Nephthys - und muss vor 42 strengen Totenrichtern erklären, welche Schlechtigkeiten und Verbrechen er NICHT begangen hat. Dabei liegt sein entnommenes Herz zwecks Wahrheitsfindung auf einer Waage.
Anubis und das Monster
Der Totengott Anubis prüft auf dieser Waage die Richtigkeit seiner Aussagen und im Hintergrund hält sich „die große Fresserin“ Ammet, ein bizarres Monster, bereit, den Prüfling zu verschlingen, sollte man ihn bei einer Lüge ertappen.
Die dabei zur Sprache kommenden eventuellen Verfehlungen reichen von charakterlichen Unzulänglichkeiten über Eigentumsdelikte bis hin zu Kapitalverbrechen und allgemeinem Fehlverhalten gegenüber Göttern und Menschen.
Sprache und Schrift
Die verwendete Sprache ist Mittelägyptisch. Die Texte auf Papyrus und Leinen sind in Totenbuchhieroglyphen oder Kursivhieroglyphen abgefasst. Ab der 21. Dynastie sind Papyri in hieratischer Schrift weiter verbreitet.
Der Text war üblicherweise mit schwarzer Tinte geschrieben. Der Titel des Spruchs und besonders wichtige Stellen konnten aber auch in rot gehalten sein. In seltenen Fällen wurde statt roter gelbe Tinte verwendet. Manchmal wurde ein Papyrus auch gemischt mit hieroglyphischen und hieratischen Schriftzeichen geschrieben. In der griech.--röm. Epoche gab es auch Exemplare in demotisch.
Textstelle (Papyrus Nu)
„Nicht habe ich bewirkt das Leiden der Menschen,
Noch meinen Verwandten Zwang und Gewalt angetan.
Nicht habe ich das Unrecht an die Stelle des Rechtes gesetzt,
Noch Verkehr gepflegt mit den Bösen.
Ich habe kein Verbrechen begangen,
Ließ nicht die anderen sich abmühen über Gebühr,
Meine Diener habe ich nicht misshandelt.
Die Götter habe ich nicht gelästert.
Dem Bedürftigen habe ich nicht die Nahrung entzogen.
Die von den Göttern verabscheuten Handlungen sind mir fremd.
Ich habe nie zugelassen, dass ein Diener
Von seinem Meister misshandelt würde.
Nie hab ich ein Leiden veranlasst.
Die Hungersnot habe ich nie verursacht.
Meine Mitmenschen ließ ich nicht Tränen vergießen.
Ich habe nicht getötet, noch einen Mord angestiftet.
Ich hab keine Krankheit unter den Menschen verbreite.
Die Opfergaben in den Tempeln habe ich nicht gestohlen.“
Magische Ergänzungshandlungen?
Es scheint, als hätte es neben den Texten des Totenbuches noch ergänzende Handlungen und Rituale geben müssen. Die Vorstellung, durch ledigliches Erwerben einer Schriftrolle und die Beigabe derselben ins Grab sich von Schuld befreien zu können, ist, angewendet auf ein durch und durch religiöses Volk, in höchstem Maße befremdlich.
Es fällt schwer zu glauben, dass ein gebildeter Ägypter der damaligen Zeit wirklich davon überzeugt war, in einer solchen Situation, sein auf der Waage liegendes Herz entblößt und in einer Halle voller Götter stehend, sämtliche Anwesenden durch das einfache Aufsagen von Unwahrheiten quasi „an der Nase herumführen“ zu können und ungerechtfertigt zum Ziel zu gelangen.
Eine derartige Unverfrorenheit wäre wohl einem König anzudenken und verzeihbar, betrachtet man die exklusive soziale und religiöse Stellung desselben, doch einem in der Hierarchie viel weiter unten beheimateten Beamten wäre dieses Verhalten sicherlich nicht anzuraten.
Es finden sich wohl Vergleiche in unserer eigenen jüngeren Geschichte für ein solches Gehabe, zieht man z. B. das den Augustinermönch Martin Luther irritierende System der bezahlten Sündenablässe in Betracht, doch bleibt anzumerken, dass unsere Gesellschaft zu dieser Zeit nicht als allzu religiös im spirituellen Sinne gegolten hat.
Man kann unter diesen Umständen möglicherweise mutmaßen, dass der schriftlich ausgefertigte Teil des Spruches vielleicht nur der sozusagen „materielle Abschluss“ eines vorher im Tempel zelebrierten Rituals gewesen sein könnte.
Quellen:
E. A. WALLIS BUDGE, The Book of the Dead, Routledge & Kegan Paul Ltd. London 1960.
RAYMOND O. FAULKNER, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985.
Die vier kabbalistischen Welten
Schrittweise Umsetzung des göttlichen Zeugungswillen.
Die vier Welten oder Bewusstseinsebenen der Kabbala bedeuten eine Herausforderung an die Abstraktionsfähigkeit des modernen Geistes. Ihre Deutung ist schwierig und komplex und bietet Raum für viele Theorien. Verknüpft man traditionelles kabbalistisches Denken mit dem Tarot, kann dies das Verständnis erleichtern oder, je nach persönlichem Denkverhalten, erschweren.
Struktur
Es gibt vier verschiedene kabbalistische Welten: Aziluth, Briah, Jetzirah und Assiah. Die Schreibung weicht je nach Übersetzung aus dem Hebräischen geringfügig ab. Weist man diese Welten oder Ebenen dem vierbuchstabigen Namen Gottes JHVH zu, wird die Verbindung zum Tarot schon sichtbarer. Der Buchstabe yod steht hierbei für Aziluth, das erste he für Briah, das vau für Jetzirah und das Schluss-he für Assiah.
Aziluth ist die Welt der Archetypen, die Welt der Emanation, das kreative Feuer Gottes. Im Tarot wird sie durch die Ritter (oder auch Könige) dargestellt. Briah ist die Welt der Schöpfung, die „kreative Welt“, das empfangende, formende Wasser Gottes. Empfänglich für die Energie der Zeugung gibt sie jeder solcher Form und Raum. Im Tarot wird sie durch die Königinnen verkörpert. Jetzira ist die Welt der Formen und der Ausgestaltung. In ihr findet die Verschmelzung von Feuer und Wasser ihre intellektuelle Ausarbeitung. Sie ist die Luft. Im Tarot werden sie von den Prinzen dargestellt. Und Assiah ist die stoffliche Welt, das Produkt von Gestaltungswillen, Gestaltungsgebung und intellektueller Ausformung. Sie ist die Erde, die konkrete, stofflich fassbare Welt. Im Tarot die Prinzessinnen.
Gottesnamen, Erzengel, Engel und Symbole
Im Baum des Lebens, speziell in den sog. Sephirot, äußern sich die vier Welten in unterschiedlicher Weise und werden verschiedenartig zum Ausdruck gebracht.
Der Gottesname bezeichnet üblicherweise die erste Welt, Aziluth. Die Energie und das Prinzip einer jeden Sephira wird durch den sie benennenden Namen offenbar. Der Name gibt Auskunft über den Inhalt der jeweiligen Sphäre, ihre Funktion und Positionierung am Baum des Lebens.
In Briah wird die einströmende Energie aufgenommen und in eine erste, grundlegende Form gebracht. Dies wird durch die sog. Erzengel und ihre unterschiedlichen Funktionen dargestellt. Die Beschreibung der Erzengel und der Art ihrer Tätigkeit ist signifikant für die in der Sephira herrschenden Kräfte.
Die unterschiedliche Ausgestaltung auf der Luft-Ebene Jetzira erfolgt durch sog. Engel, die nun schon konkreter an der Ausarbeitung göttlicher Schaffenskraft arbeiten. Auf dieser Ebene erfolgt eine Auffächerung der vorher konzentrierten göttlichen Energie.
Und durch astrologische Kräfte, Symbole und körperlichen Zuordnungen finden die Kräfte der Zeugung und der Ausgestaltung schließlich auch in der grob stofflichen Welt ihre Kristallisation. Hier findet sich quasi „das Produkt“ der göttlichen Willensäußerung.
Das eigentlich komplizierte am Verständnis der vier Welten ist der Umstand, dass sie gleichzeitig existieren, wir aber, bis auf Ausnahmesituationen, lediglich die letzte, Assiah, wahrnehmen können. Durch Nutzung des Tarots können aber auch die anderen Ebenen zumindest andeutungsweise erfasst werden.
Quellen:
LEUENBERGER, HANS DIETER, Der Baum des Lebens, Bauer Verlag 1982.
PAPUS, Die Kabbala, Fourier Verlag, 14. Auflage, Wiesbaden 1996.
Die vier Welten oder Bewusstseinsebenen der Kabbala bedeuten eine Herausforderung an die Abstraktionsfähigkeit des modernen Geistes. Ihre Deutung ist schwierig und komplex und bietet Raum für viele Theorien. Verknüpft man traditionelles kabbalistisches Denken mit dem Tarot, kann dies das Verständnis erleichtern oder, je nach persönlichem Denkverhalten, erschweren.
Struktur
Es gibt vier verschiedene kabbalistische Welten: Aziluth, Briah, Jetzirah und Assiah. Die Schreibung weicht je nach Übersetzung aus dem Hebräischen geringfügig ab. Weist man diese Welten oder Ebenen dem vierbuchstabigen Namen Gottes JHVH zu, wird die Verbindung zum Tarot schon sichtbarer. Der Buchstabe yod steht hierbei für Aziluth, das erste he für Briah, das vau für Jetzirah und das Schluss-he für Assiah.
Aziluth ist die Welt der Archetypen, die Welt der Emanation, das kreative Feuer Gottes. Im Tarot wird sie durch die Ritter (oder auch Könige) dargestellt. Briah ist die Welt der Schöpfung, die „kreative Welt“, das empfangende, formende Wasser Gottes. Empfänglich für die Energie der Zeugung gibt sie jeder solcher Form und Raum. Im Tarot wird sie durch die Königinnen verkörpert. Jetzira ist die Welt der Formen und der Ausgestaltung. In ihr findet die Verschmelzung von Feuer und Wasser ihre intellektuelle Ausarbeitung. Sie ist die Luft. Im Tarot werden sie von den Prinzen dargestellt. Und Assiah ist die stoffliche Welt, das Produkt von Gestaltungswillen, Gestaltungsgebung und intellektueller Ausformung. Sie ist die Erde, die konkrete, stofflich fassbare Welt. Im Tarot die Prinzessinnen.
Gottesnamen, Erzengel, Engel und Symbole
Im Baum des Lebens, speziell in den sog. Sephirot, äußern sich die vier Welten in unterschiedlicher Weise und werden verschiedenartig zum Ausdruck gebracht.
Der Gottesname bezeichnet üblicherweise die erste Welt, Aziluth. Die Energie und das Prinzip einer jeden Sephira wird durch den sie benennenden Namen offenbar. Der Name gibt Auskunft über den Inhalt der jeweiligen Sphäre, ihre Funktion und Positionierung am Baum des Lebens.
In Briah wird die einströmende Energie aufgenommen und in eine erste, grundlegende Form gebracht. Dies wird durch die sog. Erzengel und ihre unterschiedlichen Funktionen dargestellt. Die Beschreibung der Erzengel und der Art ihrer Tätigkeit ist signifikant für die in der Sephira herrschenden Kräfte.
Die unterschiedliche Ausgestaltung auf der Luft-Ebene Jetzira erfolgt durch sog. Engel, die nun schon konkreter an der Ausarbeitung göttlicher Schaffenskraft arbeiten. Auf dieser Ebene erfolgt eine Auffächerung der vorher konzentrierten göttlichen Energie.
Und durch astrologische Kräfte, Symbole und körperlichen Zuordnungen finden die Kräfte der Zeugung und der Ausgestaltung schließlich auch in der grob stofflichen Welt ihre Kristallisation. Hier findet sich quasi „das Produkt“ der göttlichen Willensäußerung.
Das eigentlich komplizierte am Verständnis der vier Welten ist der Umstand, dass sie gleichzeitig existieren, wir aber, bis auf Ausnahmesituationen, lediglich die letzte, Assiah, wahrnehmen können. Durch Nutzung des Tarots können aber auch die anderen Ebenen zumindest andeutungsweise erfasst werden.
Quellen:
LEUENBERGER, HANS DIETER, Der Baum des Lebens, Bauer Verlag 1982.
PAPUS, Die Kabbala, Fourier Verlag, 14. Auflage, Wiesbaden 1996.
Altägyptische Dämonen
Teuflische Kreaturen oder Beschützer der Unschuldigen? Seltsame Wesen zwischen Göttern und Menschen - im Jenseits und in dieser Welt.
Eine eindeutige Beschreibung altägyptischer Dämonen nach uns bekannten Gesichtspunkten ist nicht möglich. Für den Ägypter der damaligen Zeit waren Dämonen Wesen zwischen Göttern und Menschen, ausgestattet mit Kräften, die den ihnen Begegnenden zur Hilfe gereichen oder sie vernichten. Sie fallen unter den allgemeinen Begriff „Götter“ und werden in hieroglyphischer Schrift auch mit einem diesbezüglichen Determinativ geschrieben.
Zahl und Aussehen
Die genaue Anzahl der existierenden Dämonen ist unbekannt, vermutlich ist sie unendlich. Ihr Aussehen ist variabel, tendiert allerdings zu unheimlichem oder bedrohlichem Aussehen, doch fehlt das bizarre und wilde, welches z. B. für ihre vorderasiatische Pendants charakteristisch ist.
Oft erscheinen sie tiergestaltig, wobei für Menschen gefährliche Tiere dominieren, wie z. B. Schlangen, Löwen oder Krokodile. Auch die Mischgestalt Mensch-Tier kommt vor, wobei menschliche Züge im Vordergrund stehen.
Attribute sind oft spitze Messer, an deren Stelle vielfach Schlangen treten und aus dem Mund tretende Feuerfunken. Auch symbolische Zeichen wie Szepter und Stäbe werden dargestellt.
Namen
Die Dämonen haben in der Regel keine individuellen Namen. Sie werden vielmehr durch ihre Eigenschaften oder Tätigkeiten definiert, wie z. B. „Blindgesicht“, „Weitschreitender“, „Scheitelpacker“ oder „Knochenbrecher“.
Systematisierung
Eine Systematisierung wie in anderen bekannten Kulturen erfolgte nie. Man unterscheidet lediglich zwischen Dämonen des Diesseits und Dämonen des Jenseits. Eine diesbezügliche Unterscheidung ist auch nicht final, besteht doch für diese Wesen natürlich die Möglichkeit, in beiden Welten zu agieren.
Die Jenseitsdämonen sind uns am besten bekannt. Ihre Aufgaben sind mannigfaltig. Man findet sie auf den dunklen Straßen der Unterwelt, sie stehen vor geheimnisvollen Toren und warten auf die Toten, um sie zu verschlingen und ihr Blut zu trinken, sie zu vertreiben und zu vernichten, wenn diese als „Unreine“ erkannt werden.
Sie tun dies nicht um ihrer eigenen Grausamkeit willen sondern in „höherem Auftrag“ - sie „reinigen“ die Unterwelt von Übeltätern. Dabei machen sie auch oft keinen Unterschied zwischen Menschen und Göttern.
Es gibt allerdings genau so Dämonen, die dem Toten zu Hilfe eilen und ihn vor Hunger oder Durst schützen, wie z. B. die sog. „Horussöhne“.
Die Dämonen des Diesseits sind weniger bekannt, man weiß aber, dass sie überall unsichtbar ihr Unwesen treiben. Durch Schlagen mit Zweigen kann man die Luft allerdings von ihnen reinigen.
Ihre Domäne ist die Nacht, sie scheuen das Licht. Die aufgehende Sonne vertreibt sie, auch zum Schutz entzündete Fackeln schlagen sie in die Flucht.
Im Alltagsglauben verhaftet ist eine große Anzahl kleiner Dämonen, häufig auch dem Menschen freundlich gesinnt. Ihr Aussehen ist oft nilpferdgestaltig (weiblich) oder zwerghaft (männlich). Sie beschützen den Schlaf des Gerechten vor bösen Mächten und stiegen manchmal zu „Volksgöttern“ auf, denen man gern vertraute.
Quellen:
BONNET, HANS, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag, Hamburg 2000.
BUDGE, E. A. WALLIS, The Egyptian Book of the Dead, Penguin Books 2008.
Eine eindeutige Beschreibung altägyptischer Dämonen nach uns bekannten Gesichtspunkten ist nicht möglich. Für den Ägypter der damaligen Zeit waren Dämonen Wesen zwischen Göttern und Menschen, ausgestattet mit Kräften, die den ihnen Begegnenden zur Hilfe gereichen oder sie vernichten. Sie fallen unter den allgemeinen Begriff „Götter“ und werden in hieroglyphischer Schrift auch mit einem diesbezüglichen Determinativ geschrieben.
Zahl und Aussehen
Die genaue Anzahl der existierenden Dämonen ist unbekannt, vermutlich ist sie unendlich. Ihr Aussehen ist variabel, tendiert allerdings zu unheimlichem oder bedrohlichem Aussehen, doch fehlt das bizarre und wilde, welches z. B. für ihre vorderasiatische Pendants charakteristisch ist.
Oft erscheinen sie tiergestaltig, wobei für Menschen gefährliche Tiere dominieren, wie z. B. Schlangen, Löwen oder Krokodile. Auch die Mischgestalt Mensch-Tier kommt vor, wobei menschliche Züge im Vordergrund stehen.
Attribute sind oft spitze Messer, an deren Stelle vielfach Schlangen treten und aus dem Mund tretende Feuerfunken. Auch symbolische Zeichen wie Szepter und Stäbe werden dargestellt.
Namen
Die Dämonen haben in der Regel keine individuellen Namen. Sie werden vielmehr durch ihre Eigenschaften oder Tätigkeiten definiert, wie z. B. „Blindgesicht“, „Weitschreitender“, „Scheitelpacker“ oder „Knochenbrecher“.
Systematisierung
Eine Systematisierung wie in anderen bekannten Kulturen erfolgte nie. Man unterscheidet lediglich zwischen Dämonen des Diesseits und Dämonen des Jenseits. Eine diesbezügliche Unterscheidung ist auch nicht final, besteht doch für diese Wesen natürlich die Möglichkeit, in beiden Welten zu agieren.
Die Jenseitsdämonen sind uns am besten bekannt. Ihre Aufgaben sind mannigfaltig. Man findet sie auf den dunklen Straßen der Unterwelt, sie stehen vor geheimnisvollen Toren und warten auf die Toten, um sie zu verschlingen und ihr Blut zu trinken, sie zu vertreiben und zu vernichten, wenn diese als „Unreine“ erkannt werden.
Sie tun dies nicht um ihrer eigenen Grausamkeit willen sondern in „höherem Auftrag“ - sie „reinigen“ die Unterwelt von Übeltätern. Dabei machen sie auch oft keinen Unterschied zwischen Menschen und Göttern.
Es gibt allerdings genau so Dämonen, die dem Toten zu Hilfe eilen und ihn vor Hunger oder Durst schützen, wie z. B. die sog. „Horussöhne“.
Die Dämonen des Diesseits sind weniger bekannt, man weiß aber, dass sie überall unsichtbar ihr Unwesen treiben. Durch Schlagen mit Zweigen kann man die Luft allerdings von ihnen reinigen.
Ihre Domäne ist die Nacht, sie scheuen das Licht. Die aufgehende Sonne vertreibt sie, auch zum Schutz entzündete Fackeln schlagen sie in die Flucht.
Im Alltagsglauben verhaftet ist eine große Anzahl kleiner Dämonen, häufig auch dem Menschen freundlich gesinnt. Ihr Aussehen ist oft nilpferdgestaltig (weiblich) oder zwerghaft (männlich). Sie beschützen den Schlaf des Gerechten vor bösen Mächten und stiegen manchmal zu „Volksgöttern“ auf, denen man gern vertraute.
Quellen:
BONNET, HANS, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag, Hamburg 2000.
BUDGE, E. A. WALLIS, The Egyptian Book of the Dead, Penguin Books 2008.
Sonntag, 8. Mai 2011
Das ägyptische Totenbuch
Der magische Weg durch die Unterwelt - die Reise ins Jenseits.
Die Quellen des Totenbuches gehen zurück bis ins Alte Reich, wo in Form der Pyramidentexte altes Weisheitsgut zum ersten Mal in schriftlicher Form festgehalten wurde. Die weitere Entwicklung führt dann zu den Sargtexten und geht dann über ins Totenbuch des Neuen Reiches und der Spätzeit. Mit den "Büchern vom Atmen" aus der ptolemäisch-römischen Zeit findet die literarische Ausgestaltung von altägyptischen Glaubensvorstellungen schließlich ihren Abschluss.
Wandel
Ein für das Totenbuch bedeutender Einschnitt ereignet sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts v. Chr. (19. Dynastie) unter König Sethos II. durch den Wandel im Grundriss der Pyramiden und das Entstehen neuer Kunstformen.
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Es findet ein Wechsel statt von den Regionen der "unvergänglichen" Zirkumpolarsterne, die den Jenseitsglauben der Pyramidentexte des Alten Reichs bestimmt hatten hin zu den Tiefen der Unterwelt, in die die Gestirne hinabsteigen.
Form und Inhalt
Die Sprüche kreisen um das Dasein in der Unterwelt. Manche der Sargtexte erhalten zu dieser Zeit die Form, in der sie uns später im Totenbuch entgegentreten. Fast alle Sprüche, die aus den Pyramidentexten in die Sargtexte eingeflossen sind, werden ausgeschieden. In dieser Zeit (Mitte 12. Dynastie) beginnt die Herausbildung eines neuen Spruch-Corpus. Vereinzelt finden sich Sprüche, die später dann im Totenbuch zu finden sind.
Mit der architektonischen Neugestaltung des Königsgrabes und seiner Dekoration zu Beginn des Neuen Reiches erhält auch das Totenbuch seine für lange Zeit verbindliche Form.
Königin Hatschepsut kommt dabei vermutlich große Bedeutung zu. Im Grabe ihres Ministers Senenmut unter dem Tempel des Vorhofes von Deir el-Bahari finden sich zahlreiche Totenbuchsprüche mit Illustrationen, kombiniert mit Pyramidensprüchen und einer astronomischen Decke.
Weitere Totenbuchexemplare treten auf in Grabkammern und als Handschriften auf Leinen, Leder und Papyrus. Die Verbreitung von Papyrus nimmt in der späteren 18. Dynastie zu, doch einzelne Sprüche finden sich auch noch auf Grabwänden, Särgen und Teilen der Grabausstattung, selten auch auf Ostraka.
Die ersten Totenbuch-Papyri umfassten lediglich wenige Kapitel und Vignetten. Im Laufe des Neuen Reiches nahm der Umfang allerdings ständig zu und Illustrationen wurden wichtiger. In der 3. Zwischenzeit bestanden viele Papyri fast nur noch aus ihnen.
Verbreitung
Durch die Umstellung des Schriftträgers auf Papyrus erfuhr das Totenbuch auch eine viel größere Verbreitung und Bedeutung. Die Beschriftung von Pyramiden und Särgen war nur einer verhältnismäßig kleinen Schicht möglich, während die Anschaffung einer Papyrusrolle aus ökonomischen Gründen einer weitaus breiteren Menge möglich war.
Totenbuchtexte auf Papyrusrollen sind nun die am weitesten verbreiteten Textträger, aber es finden sich auch Abschriften auf Leinentüchern, Mumienbinden, auf Leder, Holzsärgen und Sarkophagen, selten auch auf Tempeln. Auch Grabausstattungsobjekte wir Skarabäen und Uschebti sind häufig mit Sprüchen versehen ("Uschebti-Spruch").
Entdeckung
Der erste, der auf den uns heute vorliegenden Textkörper aufmerksam wurde, war Champollion, ein französischer Sprachwissenschaftler, der nach der geglückten Entzifferung der Hieroglyphen in den ägyptischen Sammlungen in Genf und Turin auf illustrierte Handschriften eines Begräbnisrituals stieß.
Zehn Jahre nach seinem Tod übersetzte Karl Richard Lepsius die Turiner Handschrift und schuf den Begriff "Totenbuch der alten Ägypter", der bis heute die übliche Bezeichnung ist. Der ägyptische Titel lautet übersetzt "Buch von Herausgehen am Tage".
Quellen:
HORNUNG, ERIK, Das Totenbuch der Ägypter, Artemis Verlag 1979.
FAULKNER, RAYMOND, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985
Die Quellen des Totenbuches gehen zurück bis ins Alte Reich, wo in Form der Pyramidentexte altes Weisheitsgut zum ersten Mal in schriftlicher Form festgehalten wurde. Die weitere Entwicklung führt dann zu den Sargtexten und geht dann über ins Totenbuch des Neuen Reiches und der Spätzeit. Mit den "Büchern vom Atmen" aus der ptolemäisch-römischen Zeit findet die literarische Ausgestaltung von altägyptischen Glaubensvorstellungen schließlich ihren Abschluss.
Wandel
Ein für das Totenbuch bedeutender Einschnitt ereignet sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts v. Chr. (19. Dynastie) unter König Sethos II. durch den Wandel im Grundriss der Pyramiden und das Entstehen neuer Kunstformen.
Es findet ein Wechsel statt von den Regionen der "unvergänglichen" Zirkumpolarsterne, die den Jenseitsglauben der Pyramidentexte des Alten Reichs bestimmt hatten hin zu den Tiefen der Unterwelt, in die die Gestirne hinabsteigen.
Form und Inhalt
Die Sprüche kreisen um das Dasein in der Unterwelt. Manche der Sargtexte erhalten zu dieser Zeit die Form, in der sie uns später im Totenbuch entgegentreten. Fast alle Sprüche, die aus den Pyramidentexten in die Sargtexte eingeflossen sind, werden ausgeschieden. In dieser Zeit (Mitte 12. Dynastie) beginnt die Herausbildung eines neuen Spruch-Corpus. Vereinzelt finden sich Sprüche, die später dann im Totenbuch zu finden sind.
Mit der architektonischen Neugestaltung des Königsgrabes und seiner Dekoration zu Beginn des Neuen Reiches erhält auch das Totenbuch seine für lange Zeit verbindliche Form.
Königin Hatschepsut kommt dabei vermutlich große Bedeutung zu. Im Grabe ihres Ministers Senenmut unter dem Tempel des Vorhofes von Deir el-Bahari finden sich zahlreiche Totenbuchsprüche mit Illustrationen, kombiniert mit Pyramidensprüchen und einer astronomischen Decke.
Weitere Totenbuchexemplare treten auf in Grabkammern und als Handschriften auf Leinen, Leder und Papyrus. Die Verbreitung von Papyrus nimmt in der späteren 18. Dynastie zu, doch einzelne Sprüche finden sich auch noch auf Grabwänden, Särgen und Teilen der Grabausstattung, selten auch auf Ostraka.
Die ersten Totenbuch-Papyri umfassten lediglich wenige Kapitel und Vignetten. Im Laufe des Neuen Reiches nahm der Umfang allerdings ständig zu und Illustrationen wurden wichtiger. In der 3. Zwischenzeit bestanden viele Papyri fast nur noch aus ihnen.
Verbreitung
Durch die Umstellung des Schriftträgers auf Papyrus erfuhr das Totenbuch auch eine viel größere Verbreitung und Bedeutung. Die Beschriftung von Pyramiden und Särgen war nur einer verhältnismäßig kleinen Schicht möglich, während die Anschaffung einer Papyrusrolle aus ökonomischen Gründen einer weitaus breiteren Menge möglich war.
Totenbuchtexte auf Papyrusrollen sind nun die am weitesten verbreiteten Textträger, aber es finden sich auch Abschriften auf Leinentüchern, Mumienbinden, auf Leder, Holzsärgen und Sarkophagen, selten auch auf Tempeln. Auch Grabausstattungsobjekte wir Skarabäen und Uschebti sind häufig mit Sprüchen versehen ("Uschebti-Spruch").
Entdeckung
Der erste, der auf den uns heute vorliegenden Textkörper aufmerksam wurde, war Champollion, ein französischer Sprachwissenschaftler, der nach der geglückten Entzifferung der Hieroglyphen in den ägyptischen Sammlungen in Genf und Turin auf illustrierte Handschriften eines Begräbnisrituals stieß.
Zehn Jahre nach seinem Tod übersetzte Karl Richard Lepsius die Turiner Handschrift und schuf den Begriff "Totenbuch der alten Ägypter", der bis heute die übliche Bezeichnung ist. Der ägyptische Titel lautet übersetzt "Buch von Herausgehen am Tage".
Quellen:
HORNUNG, ERIK, Das Totenbuch der Ägypter, Artemis Verlag 1979.
FAULKNER, RAYMOND, The Ancient Egyptian Book of the Dead, British Museum Publications 1985
Dienstag, 3. Mai 2011
Der "Kannibalenspruch"
Dunkle Geheimnisse in alten Pyramiden? Grausame Rituale zur Erlangung der Unsterblichkeit oder längst verschüttetes magisches Wissen der Pharaonen?
Der sog. "Kannibalenspruch" ist ein Zauberspruch der altägyptischen Pyramidentexte, von denen etwa 800 bekannt sind. Sie finden sich auf Wänden der Gänge und Grabkammern von neun Pyramiden des späten Alten Reiches und der 1. Zwischenzeit. Sie sind die vermutlich ältesten schriftlichen magischen Dokumente der Menschheitsgeschichte.
Lage
Der Text, Fachbezeichnung PT273/274, befindet sich in situ in zwei Pyramiden des Alten Reiches: der Pyramide des Königs Unas aus der 5. Dynastie und des Königs Teti II. aus der 6. Dynastie. Diese Pyramiden stehen ca. 20 km südlich von Kairo in Sakkara neben der berühmten Djoser-Pyramide.
Entdeckung
Entdeckt wurden die Pyramidentexte in den Jahren 1880-1881 von Gaston Maspero und Emil Brugsch, zwei frühen Ägyptologen, in den Pyramiden des Unas, Teti II., Pepi I., Merenre und Pepi II. Kurz darauf erfolgte die Veröffentlichung der Übersetzung. Eine Neubearbeitung erfuhren sie dann durch Kurt Sethe im Jahre 1899, der dabei auch zahlreiche Mängel der Erstübersetzung korrigierte.
Pyramidentexte
Die Pyramidentexte sind eine Sammlung religiöser Sprüche, die im Alten Reich Verwendung als Königstotentexte fanden. In dieser Funktion waren sie ursprünglich nur für den König gedacht. Mit dem Zusammenbruch des Alten Reiches einher ging dann die Verwendung der Texte auch für die Untertanen. Älteste Beispiele der Anwendung der Pyramidentexte auf nichtkönigliche Personen finden sich in der 7. Dynastie.
Im Neuen Reich finden sich Texte aus dem Kreise der Pyramidentexte nur selten, außer denen, die dem Ritual für den Gottesdienst allgemein angehören. Erst in saitischer Zeit kommt es zu einem Wiederaufleben der Pyramidentexte aufgrund des Interesses für das Alte Reich. Sie finden sich in Gräbern und Grabkappellen.
Inhalt
Der "Kannibalenspruch" beginnt mit dem Dahinscheiden des Königs. Damit beginnt das Chaos, Erde und Himmel geraten in Unordnung. Alle Bewegung erstarrt, als der König erscheint, nun nicht mehr Mensch, sondern schon ein überirdisches, machtvolles Wesen auf dem Weg zu seiner Bestimmung. Er hat sein irdisches Kleid abgelegt und macht sich daran, das Erbe seiner Väter anzutreten.
Seine Kraft auf Erden ist erloschen, er ist ganz auf der anderen Seite, ausgestattet mit den Kräften der Göttlichkeit, bereit und willens, den vorgezeichneten Weg zu gehen. Ihm zur Seite finden sich hilfreiche Gestalten, wie der "Packer der Scheitel", der ihm Menschen und Götter mit dem Lasso fängt und die "Schlange mit erhobenem Kopf", die sie für ihn bewacht.
Der Mondgott Chons schneidet den Gefangenen die Kehlen durch und entnimmt die Eingeweide, der Ölpressengott zerstückelt den Rest und kocht sie in Kesseln auf Feuerherden, gemacht aus den Füßen der ältesten Frauen der Bewohner des Himmels.
Durch Verzehr des Mahles nimmt der König die Kräfte der Verspeisten in sich auf und durchwandert den ganzen Himmel, mit wahrer Königswürde ausgestattet, die Kräfte der Geschlachteten in sich aufgenommen, verleibt sich noch die Kronen Ägyptens ein und wird zum unumschränkten Herrscher des Himmels in Ewigkeit. Auch seine Pyramide auf Erden ist nun für alle Zeiten gesichert.
Interpretationen
Der sog. "Kannibalenspruch" - ein einzigartiges magisches Dokument, vermutlich das erste seiner Art, schildert den Aufstieg des verstorbenen altägyptischen Königs in den Himmel und der darauf folgenden Schlachtung und Verspeisung der dort beheimateten Götter. Blasphemische Revolution oder semantische Brillanz einer neuen Epoche? Die Deutungen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Sethe
Für K. Sethe beginnt der Text mit einer "Naturschilderung". Es kommt zu einer Störung der Natur durch das Erscheinen des toten Königs am Himmel, vermutlich als Stern ("Stier des Himmels"). Der Himmel und die Erde beben, es kommt zu einem Stillstand von Luft und Wasser.
Der König ist ein fürchterlicher Gott, imstande, alles aufzufressen (wie z. B. Saturn), unerkannt in seinem Wesen (nicht einmal seine Mutter kennt seinen Namen), mächtiger als sein Vater Atum; er nimmt die Zauberkräfte der Götter in sich auf.
Der Tote hat alles was er braucht, wo andere hungern und dürsten. Er hat Diener, die ihm holen, was er wünscht, so auch die vom König zu verspeisenden Opfer, und sie schlachten und zubereiten. Dadurch sollen Zauberkräfte erlangt werden. Himmel und Erde sind sein. Die Krönung auf Erden wird im Himmel wiederholt. Die Überlegenheit Oberägyptens wird hervorgehoben.
In den Grenzen des Horizonts kann der Tote schalten und walten, wie er will, nicht aber auf Erden. Die Schatten der Verspeisten bleiben zurück. Der Tote bleibt im Himmel und seine Ruhestätte auf Erden wird bestehen bleiben.
Spiegel
Für Joachim Spiegel enthüllt der Spruch das Bild eines noch voll praktizierten magischen Kannibalismus´. Das Ziel ist die Gewinnung von "Zauberkräften" (Hekau) und "Geisteskräften" (Achu).
Sitz dieser Kräfte sind die Eingeweide, von denen "Lungen" und "Herzen" besonders hervorgehoben werden. Als Erfolg des kannibalischen Mahles wird verzeichnet, dass der Tote "die Erkenntniskraft jedes Gottes verschluckt hat".
Dies entspricht der klassischen Lokalisierung der Erkenntniskraft im Herzen. Herzen und Lungen werden ausdrücklich als "weise" bezeichnet. Sie sind also nicht nur Träger des "Lebenshauches", sondern zugleich Vermittler der vom Herzen ausgehenden Erkenntniskraft.
Unas verspeist sie, um in den Besitz geistiger Kräfte zu gelangen. Ihren Höhepunkt erreicht diese magisch-kannibalische Konkretisierung der göttlichen Geisteskraft durch das Auskochen der Knochen. Was ausgekocht wird ist das Mark, und "das Mark aller Dinge" ist die göttliche Geisteskraft.
Kannibalismus als magisches Mittel muss den Verfassern des Rituals bekannt gewesen sein, um von ihnen in den Kreis des Möglichen einbezogen zu werden und die Realistik der Darstellung lässt auf ziemliche Vertrautheit der Verfasser mit entsprechenden Geschehnissen in der Wirklichkeit schließen.
Ein solches reales Vorbild kann nur in der Geschichte der Machtergreifung des Unas gesucht werden, die durch gewaltsame Usurpation erfolgte und sich auf die untersten Schichten des ägyptischen Volkes, sowie auf Angehörige der barbarischen Nachbarvölker Ägyptens stützte.
Aus der Mentalität dieser primitiven Anhänger des Unas scheint die ganze Vorstellungswelt wie der Handlungsbereich des "Kannibalenspruches" geflossen zu sein und aus der Bedeutsamkeit, die derartigen Vorgängen als Begleiterscheinungen der irdischen Machtergreifung des Unas innewohnen musste, erklärt sich die Bedeutung, die man ihnen als letzter Alternative und äußerstem Mittel zur Durchsetzung der Machtergreifung des verstorbenen Königs im Himmel zuschrieb.
Kammerzell
Frank Kammerzell wiederum sieht im "Kannibalenspruch" keinen Hinweis auf einen eventuell praktizierten Kannibalismus. Er weist darauf hin, dass niemand zu ähnlichen Schlussfolgerungen z. B. im griechischen Mythos des Kronos kommt, der ja seine Kinder frisst oder im christlichen Abendmahl einen menschenfresserischen Akt vermutet.
Er stellt die These auf, dass versucht wurde, durch literarische Gestaltung eines Wirklichkeitsszenarios eine akzeptierte oder zumindest akzeptierbare religiöse Wahrheit zu schaffen. Er spricht von einem "Akt der Wahrheitsstiftung", im Gegensatz zu einem "Akt der Wahrheitswiedergabe".
Die vorhandenen Unterschiede in der Spruchfassung von Unas und Teti sind für ihn Argumente gegen die Annahme, der Text wäre bereits jahrzehnte- oder jahrhundertelang zuverlässig überliefert worden. Durch die als subversiv zu betrachtende Umkehr der geltenden Rangordnung aufgrund des Verspeisens der Götter erlangte dann der Spruch aber nie die erwünschte religiöse Bedeutung.
Textstelle
"Chonsu ist es, der die Herren mordet, indem er sie für N.N. abkehlt
Und ihm herausnimmt, was in ihrem Leibe ist,
der Bote ist das, den er aussendet um zu strafen.
Der Ölpressengott ist es, der sie für N.N. zerstückelt
Und ihm ein Mahl kocht von ihnen in seinen abendlichen Kochherden.
N.N. ist es, der ihre Zauberkräfte isst und der ihre Geister verschluckt."
Resümee
Es scheint, als hätten die damaligen Priester mit dem "Kannibalenspruch" ihrem König eine "magische Leiter" für den Aufstieg zum Himmel geschaffen. Die Positionierung des Textes ist genau unter der Spitze der Pyramide.
Die Anbringung des Spruches erfolgte am oberen Wandabschnitt, für die einfache Rezitation durch Priester während des Begräbnisrituals unbrauchbar - wohl aber für den vergöttlichten König geeignet, ihn nach Beendigung aller Zeremonien in der nächsten Welt zu Glanz und Ansehen zu führen.
Quellen:
J. SPIEGEL, Das Auferstehungsritual in der Unaspyramide, Äg. Abh. 23.
F. KAMMERZELL, Das Verspeisen der Götter - Religiöse Vorstellung oder poetische Fiktion?, Ling. Aeg. 7 (2000).
E. HORNUNG, Meisterwerke altägyptischer Dichtung, Zürich 1978.
K. SETHE, Die altägyptischen Pyramidentexte, Erster Band, Leipzig 1908.
Der sog. "Kannibalenspruch" ist ein Zauberspruch der altägyptischen Pyramidentexte, von denen etwa 800 bekannt sind. Sie finden sich auf Wänden der Gänge und Grabkammern von neun Pyramiden des späten Alten Reiches und der 1. Zwischenzeit. Sie sind die vermutlich ältesten schriftlichen magischen Dokumente der Menschheitsgeschichte.
Lage
Der Text, Fachbezeichnung PT273/274, befindet sich in situ in zwei Pyramiden des Alten Reiches: der Pyramide des Königs Unas aus der 5. Dynastie und des Königs Teti II. aus der 6. Dynastie. Diese Pyramiden stehen ca. 20 km südlich von Kairo in Sakkara neben der berühmten Djoser-Pyramide.
Entdeckung
Entdeckt wurden die Pyramidentexte in den Jahren 1880-1881 von Gaston Maspero und Emil Brugsch, zwei frühen Ägyptologen, in den Pyramiden des Unas, Teti II., Pepi I., Merenre und Pepi II. Kurz darauf erfolgte die Veröffentlichung der Übersetzung. Eine Neubearbeitung erfuhren sie dann durch Kurt Sethe im Jahre 1899, der dabei auch zahlreiche Mängel der Erstübersetzung korrigierte.
Pyramidentexte
Die Pyramidentexte sind eine Sammlung religiöser Sprüche, die im Alten Reich Verwendung als Königstotentexte fanden. In dieser Funktion waren sie ursprünglich nur für den König gedacht. Mit dem Zusammenbruch des Alten Reiches einher ging dann die Verwendung der Texte auch für die Untertanen. Älteste Beispiele der Anwendung der Pyramidentexte auf nichtkönigliche Personen finden sich in der 7. Dynastie.
Im Neuen Reich finden sich Texte aus dem Kreise der Pyramidentexte nur selten, außer denen, die dem Ritual für den Gottesdienst allgemein angehören. Erst in saitischer Zeit kommt es zu einem Wiederaufleben der Pyramidentexte aufgrund des Interesses für das Alte Reich. Sie finden sich in Gräbern und Grabkappellen.
Inhalt
Der "Kannibalenspruch" beginnt mit dem Dahinscheiden des Königs. Damit beginnt das Chaos, Erde und Himmel geraten in Unordnung. Alle Bewegung erstarrt, als der König erscheint, nun nicht mehr Mensch, sondern schon ein überirdisches, machtvolles Wesen auf dem Weg zu seiner Bestimmung. Er hat sein irdisches Kleid abgelegt und macht sich daran, das Erbe seiner Väter anzutreten.
Seine Kraft auf Erden ist erloschen, er ist ganz auf der anderen Seite, ausgestattet mit den Kräften der Göttlichkeit, bereit und willens, den vorgezeichneten Weg zu gehen. Ihm zur Seite finden sich hilfreiche Gestalten, wie der "Packer der Scheitel", der ihm Menschen und Götter mit dem Lasso fängt und die "Schlange mit erhobenem Kopf", die sie für ihn bewacht.
Der Mondgott Chons schneidet den Gefangenen die Kehlen durch und entnimmt die Eingeweide, der Ölpressengott zerstückelt den Rest und kocht sie in Kesseln auf Feuerherden, gemacht aus den Füßen der ältesten Frauen der Bewohner des Himmels.
Durch Verzehr des Mahles nimmt der König die Kräfte der Verspeisten in sich auf und durchwandert den ganzen Himmel, mit wahrer Königswürde ausgestattet, die Kräfte der Geschlachteten in sich aufgenommen, verleibt sich noch die Kronen Ägyptens ein und wird zum unumschränkten Herrscher des Himmels in Ewigkeit. Auch seine Pyramide auf Erden ist nun für alle Zeiten gesichert.
Interpretationen
Der sog. "Kannibalenspruch" - ein einzigartiges magisches Dokument, vermutlich das erste seiner Art, schildert den Aufstieg des verstorbenen altägyptischen Königs in den Himmel und der darauf folgenden Schlachtung und Verspeisung der dort beheimateten Götter. Blasphemische Revolution oder semantische Brillanz einer neuen Epoche? Die Deutungen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Sethe
Für K. Sethe beginnt der Text mit einer "Naturschilderung". Es kommt zu einer Störung der Natur durch das Erscheinen des toten Königs am Himmel, vermutlich als Stern ("Stier des Himmels"). Der Himmel und die Erde beben, es kommt zu einem Stillstand von Luft und Wasser.
Der König ist ein fürchterlicher Gott, imstande, alles aufzufressen (wie z. B. Saturn), unerkannt in seinem Wesen (nicht einmal seine Mutter kennt seinen Namen), mächtiger als sein Vater Atum; er nimmt die Zauberkräfte der Götter in sich auf.
Der Tote hat alles was er braucht, wo andere hungern und dürsten. Er hat Diener, die ihm holen, was er wünscht, so auch die vom König zu verspeisenden Opfer, und sie schlachten und zubereiten. Dadurch sollen Zauberkräfte erlangt werden. Himmel und Erde sind sein. Die Krönung auf Erden wird im Himmel wiederholt. Die Überlegenheit Oberägyptens wird hervorgehoben.
In den Grenzen des Horizonts kann der Tote schalten und walten, wie er will, nicht aber auf Erden. Die Schatten der Verspeisten bleiben zurück. Der Tote bleibt im Himmel und seine Ruhestätte auf Erden wird bestehen bleiben.
Spiegel
Für Joachim Spiegel enthüllt der Spruch das Bild eines noch voll praktizierten magischen Kannibalismus´. Das Ziel ist die Gewinnung von "Zauberkräften" (Hekau) und "Geisteskräften" (Achu).
Sitz dieser Kräfte sind die Eingeweide, von denen "Lungen" und "Herzen" besonders hervorgehoben werden. Als Erfolg des kannibalischen Mahles wird verzeichnet, dass der Tote "die Erkenntniskraft jedes Gottes verschluckt hat".
Dies entspricht der klassischen Lokalisierung der Erkenntniskraft im Herzen. Herzen und Lungen werden ausdrücklich als "weise" bezeichnet. Sie sind also nicht nur Träger des "Lebenshauches", sondern zugleich Vermittler der vom Herzen ausgehenden Erkenntniskraft.
Unas verspeist sie, um in den Besitz geistiger Kräfte zu gelangen. Ihren Höhepunkt erreicht diese magisch-kannibalische Konkretisierung der göttlichen Geisteskraft durch das Auskochen der Knochen. Was ausgekocht wird ist das Mark, und "das Mark aller Dinge" ist die göttliche Geisteskraft.
Kannibalismus als magisches Mittel muss den Verfassern des Rituals bekannt gewesen sein, um von ihnen in den Kreis des Möglichen einbezogen zu werden und die Realistik der Darstellung lässt auf ziemliche Vertrautheit der Verfasser mit entsprechenden Geschehnissen in der Wirklichkeit schließen.
Ein solches reales Vorbild kann nur in der Geschichte der Machtergreifung des Unas gesucht werden, die durch gewaltsame Usurpation erfolgte und sich auf die untersten Schichten des ägyptischen Volkes, sowie auf Angehörige der barbarischen Nachbarvölker Ägyptens stützte.
Aus der Mentalität dieser primitiven Anhänger des Unas scheint die ganze Vorstellungswelt wie der Handlungsbereich des "Kannibalenspruches" geflossen zu sein und aus der Bedeutsamkeit, die derartigen Vorgängen als Begleiterscheinungen der irdischen Machtergreifung des Unas innewohnen musste, erklärt sich die Bedeutung, die man ihnen als letzter Alternative und äußerstem Mittel zur Durchsetzung der Machtergreifung des verstorbenen Königs im Himmel zuschrieb.
Kammerzell
Frank Kammerzell wiederum sieht im "Kannibalenspruch" keinen Hinweis auf einen eventuell praktizierten Kannibalismus. Er weist darauf hin, dass niemand zu ähnlichen Schlussfolgerungen z. B. im griechischen Mythos des Kronos kommt, der ja seine Kinder frisst oder im christlichen Abendmahl einen menschenfresserischen Akt vermutet.
Er stellt die These auf, dass versucht wurde, durch literarische Gestaltung eines Wirklichkeitsszenarios eine akzeptierte oder zumindest akzeptierbare religiöse Wahrheit zu schaffen. Er spricht von einem "Akt der Wahrheitsstiftung", im Gegensatz zu einem "Akt der Wahrheitswiedergabe".
Die vorhandenen Unterschiede in der Spruchfassung von Unas und Teti sind für ihn Argumente gegen die Annahme, der Text wäre bereits jahrzehnte- oder jahrhundertelang zuverlässig überliefert worden. Durch die als subversiv zu betrachtende Umkehr der geltenden Rangordnung aufgrund des Verspeisens der Götter erlangte dann der Spruch aber nie die erwünschte religiöse Bedeutung.
Textstelle
"Chonsu ist es, der die Herren mordet, indem er sie für N.N. abkehlt
Und ihm herausnimmt, was in ihrem Leibe ist,
der Bote ist das, den er aussendet um zu strafen.
Der Ölpressengott ist es, der sie für N.N. zerstückelt
Und ihm ein Mahl kocht von ihnen in seinen abendlichen Kochherden.
N.N. ist es, der ihre Zauberkräfte isst und der ihre Geister verschluckt."
Resümee
Es scheint, als hätten die damaligen Priester mit dem "Kannibalenspruch" ihrem König eine "magische Leiter" für den Aufstieg zum Himmel geschaffen. Die Positionierung des Textes ist genau unter der Spitze der Pyramide.
Die Anbringung des Spruches erfolgte am oberen Wandabschnitt, für die einfache Rezitation durch Priester während des Begräbnisrituals unbrauchbar - wohl aber für den vergöttlichten König geeignet, ihn nach Beendigung aller Zeremonien in der nächsten Welt zu Glanz und Ansehen zu führen.
Quellen:
J. SPIEGEL, Das Auferstehungsritual in der Unaspyramide, Äg. Abh. 23.
F. KAMMERZELL, Das Verspeisen der Götter - Religiöse Vorstellung oder poetische Fiktion?, Ling. Aeg. 7 (2000).
E. HORNUNG, Meisterwerke altägyptischer Dichtung, Zürich 1978.
K. SETHE, Die altägyptischen Pyramidentexte, Erster Band, Leipzig 1908.
Theorie der Sexualmagie
Magie - Versuch einer Definition
Magie bedeutet im Wesentlichen die Kunst Veränderungen in Übereinstimmung mit seinem eigenen Willen zu bewirken, Veränderungen, die ohne dieses Einwirken in der gewünschten Art nicht oder zumindest nicht in der erhofften Zeit passieren würden.
Die dabei zum Einsatz kommenden Techniken und Methoden variieren je nach Schule und Kulturkreis. Der gemeinsame Nenner ist die Stärkung des magischen Willens des Praktizierenden durch Symbole, Rituale, Behelfshandlungen und dergleichen.
Absicht der Sexualmagie
Das primäre Ziel sexualmagischer Handlungen ist die Erhöhung der magischen Energie des Ausübenden durch ekstatische Aufladung mit folgender Entladung und Überleitung dieser Energie von einer transzendentalen Ebene auf eine konkret fassbare. In einfachen Worten ausgedrückt bedeutet dies die Entstehung eines magischen Vorhabens in einer rein geistigen Umgebung, der langsamen „Verstofflichung“ durch Vorbereitungshandlungen, der „Verkörperlichung“ des Willens in der zunehmenden sexuellen Erregung und der damit verbundenen Einbindung des Körpers und findet ihre höchste pysische Präsenz im sexuellen Höhepunkt.
Technik und Durchführung
Sexualmagie kann alleine oder in Kombination mit einem oder mehreren Partnern ausgeübt werden. Der vereinfacht dargestellte Ablauf besteht zunächst in der bewussten Willensfindung, was bedeutet, dass man sich darüber klar werden muss, was man eigentlich erreichen will.
Ist diese Phase abgeschlossen versenkt sich der Magier meditativ in sein Vorhaben, verinnerlicht quasi das gewünschte Ziel und betrachtet es als bereits verwirklicht. Dann werden die unterschiedlichen Begleithandlungen umgesetzt, je nach Schule und Denkrichtung verschieden. In der Regel betritt man ein dafür vorbereitetes Sanktuarium und präpariert es für den stattzufindenden Akt. Dies geschieht durch das Anbringen magischer Symbole, Einsatz von Räucherwerk, Beachten von Ort und Zeit der Handlung und Koordination des Ganzen unter Berücksichtigung eigener Glaubensvorschriften.
Dem Beginn des eigentlichen magischen Aktes geht eine zeitlich verschieden gehandhabte meditative Eingangsphase des Magiers voraus. Er schafft ein Bild des Gewünschten und hält es konzentrativ so stark wie möglich fest. Dann beginnt der eigentliche Abschnitt des Geschehens durch die sexuelle Stimulierung des Ausübenden. Sie kann entweder von ihm alleine durchgeführt werden oder von einem oder mehreren Assistenten der magischen Operation, was die Sache nur für den Laien vereinfacht. Die Hauptschwierigkeit bei der Durchführung sexualmagischer Rituale liegt darin, durch die sich aufbauende sexuelle Erregung nicht das im Kopf festgehaltene magische Bild aus den Augen zu verlieren und dadurch den ganzen Akt zu schwächen und im schlimmsten Fall zu entwerten.
Im Gegensatz zur Sexualmagie findet dieses Versinken in sexuellem Verlangen Anwendung in rituellen Gottesdiensten diverser Richtungen, in denen die Zielsetzung nicht in der Erreichung eines klar definierten Zieles besteht sondern in der Auflösung des eigenen Ego und der damit verbundenen Einswerdung mit der Gottheit.
Mit Erreichen der Klimax beginnt für den Magier die heikelste Phase. Durch Festhalten am gewünschten magischen Bild während des Höhepunkts wird dieses gleichermaßen auf die physische Ebene transportiert, erfordert allerdings, im Gegensatz zum herkömmlichen Sexualakt, die größte konzentrative Energie, zu groß ist oft die Versuchung, sich im entscheidendsten Moment einfach gehen zu lassen.
Ausgangsphase
Das sich nach dieser Spitze ereignende Geschehen wird wieder je nach Schule unterschiedlich gehandhabt. Manche führen die dabei abgesonderden Körperflüssigkeiten wieder auf verschiedenste Weise in den Körper zurück, andere sammeln diese und verwenden sie im Rahmen anderer Rituale weiter. Für den Praktizierenden selbst sollte die Festhaltung am ursprünglichen magischen Ziel in diesem Abschnitt allerdings von höchster Bedeutung sein, um nicht etwa magische Energie ungewollt noch in eine unbeabsichtigte Richtung zu lenken.
Montag, 2. Mai 2011
Tarot
Kaum jemand kennt sie nicht, kaum jemand bleibt von ihnen unberührt – die kleinen, fremdartigen Karten, die so gar nicht in unser ach so aufgeklärtes Weltbild passen. Von den einen verachtet, als wertlose Zeitverschwendung betrachtet, von den anderen als „verschlüsseltes Buch der alten Weisheit“ hochgeschätzt.
Ursprung
Die genaue Herkunft der Karten liegt, sehr im Gegensatz zu den „Erleuchtungen“ mancher Selbstberufener, im Dunkel der Zeit begraben. Man spricht von einer Entwicklung im alten Ägypten durch Priester, die ihr Wissen festhielten, man spricht auch von einem unbekannten Ursprung im alten Indien, Tatsache ist und bleibt (zumindest für den Moment) – man weiß es nicht.
Die ältesten, noch erhaltenen Karten datieren ins 14. nachchristliche Jahrhundert. Im Mittelalter wurde es auch populär, die Tarotkarten zur Erhellung zukünftigen Geschehens zu verwenden. Vorherrschende Rolle nahmen dabei umherfahrende Zigeuner ein, weswegen man auch oft die Bezeichnung „Tarot der Zigeuner“ finden kann.
Aufbau
Es gibt 78 Karten. Man unterscheidet prinzipiell zwischen den sog. „großen Arkana“ und den „kleinen Arkana“. 22 Karten bilden die „großen Arkana“. Sie gelten im profanen Sprachgebrauch oft als „Trümpfe“, besondere Karten, denen ein großes Spektrum an Interpretationen anhaftet. Hier sieht man oft die symbolische Wiedergabe alten Wissens verborgen.
Die 56 Karten der „kleinen Arkana“ bezeichnen in der Wahrsagerei normalerweise Geschehnisse in der Alltagswelt, nicht mit der selben Tiefe behaftet wie ihre großen Brüder, doch punktuell oft treffender zu deuten.
Diese 56 Karten kann man weiters in sog. „Hofkarten“ und „Zahlenkarten“ unterteilen. Die „Hofkarten“ werden, je nach Schule, als Ritter, Königin, Prinz und Prinzessin bezeichnet und stehen für die vier Grundelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Diese Elemente stehen für philosophische Prinzipien und nicht für Elemente in unserem chemischen Sinne.
Die „Zahlenkarten“ sind ebenfalls in diese vier Elemente unterteilt – die Stäbe für das Feuer, die Kelche für das Wasser, die Schwerter für die Luft und die Scheiben für die Erde. Das Zahlenspektrum erstreckt sich vom As bis zur Zehn.
Vom Tarot nicht wirklich zu trennen ist der sog. „Baum des Lebens“, ein Symbol der kabbalistischen Mystik. Anhand dieses Baums wird die Entstehung des Universums und aller in ihm vorhandenen Aspekte fast mathematisch anschaulich verdeutlicht und erklärt.
Der Baum des Lebens
Der „Baum des Lebens“ besteht aus zehn Sphären, den sog. Sephirot. Sephirot ist der Plural des Wortes Sephira und bedeutet Ziffer. Diese zehn Sephirot sind durch 22 Pfade miteinander verbunden.
Die mystische Interpretation des Tarot besteht in einer Umlegung der Karten auf den Baum. Hierbei verbindet man die „großen Arkana“ mit diesen 22 Pfaden und ordnet den Sephirot die „kleinen Arkana“ zu.
Die „Zahlenkarten“ werden dabei entsprechend ihres Wertes von oben nach unten mit den Sephirot identifiziert, die „Hofkarten“ stehen für das sog. „Tetragrammaton“, den Namen Gottes.
Tetragrammaton
Der Name Gottes in der jüdischen Mystik lautet JHVH – yod, he, waw, he. Den Buchstaben entsprechen auch Zahlen: yod ist 10, he 5 und vau als das Produkt ihrer Vereinigung (10+5=15; 15 =1+5=6) steht für 6.
Die richtige Aussprache des göttlichen Namens gilt als Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung seines Willens. Die „Hofkarten“ entsprechen dem Namen wie folgt: Ritter (oft auch als König bezeichnet) für yod oder Feuer, Königin für he oder Wasser, Prinz für vau oder Luft und Prinzessin für das Schluss-he oder Erde.
Grob vereinfacht kann man behaupten die Königin empfängt als passives Wasserelement die feurige Energie des Königs. Die Vereinigung der beiden als Hochzeit zwischen Feuer und Wasser gebiert die Luft – das intellektuelle Prinzip, den Prinzen. Als letztes Element verkörpert die Prinzessin den gesamten vorherigen Vorgang durch ihre materielle Kristallisation, sie ist die Erde.
Auf diese Weise wird aus einem profanen Kartenspiel leicht eine hochphilosophische Angelegenheit, die großen Spielraum zur Vertiefung bietet.
Quellen:
CROWLEY, ALEISTER, Das Buch Thoth, Urania Verlag 1981.
PAPUS, Tarot der Zigeuner, Ansata Verlag 1999.
Der geheimnisvolle Urhügel
Das Auftauchen der Flammeninsel aus dem Meer der Messer und die Selbstbefruchtung eines Gottes - altägyptischer Mythos vom Entstehen der Welt.
Die im alten Ägypten am weitesten verbreitete Schöpfungsgeschichte ist das Auftauchen des Urhügels aus dem Urwasser. Bevor noch irgendetwas entstanden war, existierte der Urozean Nun. Er entstand in der grauer Vorzeit und galt anfangs als träges Gewässer, das die Erde umgibt und auch unter ihr flutet. Es erstreckte sich „zwischen Himmel und Gegenhimmel“ (Lepsius) und auf ihm schwimmend die Scheibe der Erde.
Nun
Zuerst war das Nun nur ein reines kosmisches Element, wurde aber später mit einem Gott Nun gleichgesetzt, der mit seiner Frau Naunet das erste Paar bildete. Er war „der Alte“, „der Vater der Götter“. Er existierte noch vor dem Weltenschöpfer. Nun galt als „kosmischer Gott“, ein eigenständiger Kult für ihn hat sich nie entwickelt. Sein Abbild ist menschengestaltig, hat allerdings ab und an einen Froschkopf, der ihn als einen Gott der „hermopolitanischen Achtheit“ ausweist.
Froschgötter und Schlangengötter
In der Stadt des Mondgottes Thoth entstand die Lehre von der „Achtheit“. Aus der „Flammeninsel“ im „Meer der Messer“ tauchten vier Götterpaare auf. Die männlichen trugen Froschköpfe, die weiblichen Schlangenköpfe. Sie verkörperten die Elemente des Chaos: Nun und Naunet – das Urwasser; Huh und Hauhet- der unendliche Raum; Kuk und Kauket – die Finsternis; Amun und Amaunet – das Verborgene.
Religiöse Zentren
Ein wichtiges Zentrum war die alte Stadt Heliopolis. Der Legende nach tauchte der Gott Atum aus dem brodelnden Urozean auf. Um stehen zu können erschuf er einen Hügel, auf dem später der Tempel von Heliopolis errichtet werden sollte.
Er befruchtete sich selbst und erschuf die Götter. Das erste so erschaffene Götterpaar war Schu und Tefnut, Luft und Feuchtigkeit. Diese zeugten Geb und Nut, Gott der Erde und Göttin des Himmelsgewölbes. Geb und Nut wiederum zeugten Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Zusammen bildeten sie die „Neunheit von Heliopolis“.
Memphis
In Memphis, einem weiteren religiösen Zentrum, wurde der chthonische Urgott Tatenen verehrt. Sein Name bedeutet „das erhobene Land“. Er war der „Urgrund allen Seins“. Er galt in Memphis als „Vater der Achtheit“, wohl um seine religiöse Bedeutung zu untermauern und eine Gleichsetzung mit Amun herbeizuführen. Er wurde auch als Herr der Zeit betrachtet.
Tempel und Thron
Der Tempel war ein Symbol des Urhügels. In ihm wiederholte sich jeden Tag aufs Neue die Weltschöpfung. Man findet oft archäologische Nachweise für Sandaufschüttungen, auf die dann ein Tempel gebaut wurde. In diesem war die Kammer des Allerheiligsten ebenfalls höher als die anderen Räume.
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Der König wiederum war der Vertreter Gottes auf Erden. Zu diesem Zweck bestieg er einen stilisierten Urhügel, wie der Weltenschöpfer selbst. Als Hügel diente meist ein Sockel mit Treppe, auf dem ein Thron stand. Durch das Hinaufsteigen und Niedersetzen wurde der Schöpfungsakt symbolisch wiederholt.
Quellen:
GOTTSCHALK, HERBERT, Sonnengötter und Vampiere, Safari Verlag, Berlin 1978.
BONNET, HANS, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.
Die im alten Ägypten am weitesten verbreitete Schöpfungsgeschichte ist das Auftauchen des Urhügels aus dem Urwasser. Bevor noch irgendetwas entstanden war, existierte der Urozean Nun. Er entstand in der grauer Vorzeit und galt anfangs als träges Gewässer, das die Erde umgibt und auch unter ihr flutet. Es erstreckte sich „zwischen Himmel und Gegenhimmel“ (Lepsius) und auf ihm schwimmend die Scheibe der Erde.
Nun
Zuerst war das Nun nur ein reines kosmisches Element, wurde aber später mit einem Gott Nun gleichgesetzt, der mit seiner Frau Naunet das erste Paar bildete. Er war „der Alte“, „der Vater der Götter“. Er existierte noch vor dem Weltenschöpfer. Nun galt als „kosmischer Gott“, ein eigenständiger Kult für ihn hat sich nie entwickelt. Sein Abbild ist menschengestaltig, hat allerdings ab und an einen Froschkopf, der ihn als einen Gott der „hermopolitanischen Achtheit“ ausweist.
Froschgötter und Schlangengötter
In der Stadt des Mondgottes Thoth entstand die Lehre von der „Achtheit“. Aus der „Flammeninsel“ im „Meer der Messer“ tauchten vier Götterpaare auf. Die männlichen trugen Froschköpfe, die weiblichen Schlangenköpfe. Sie verkörperten die Elemente des Chaos: Nun und Naunet – das Urwasser; Huh und Hauhet- der unendliche Raum; Kuk und Kauket – die Finsternis; Amun und Amaunet – das Verborgene.
Religiöse Zentren
Ein wichtiges Zentrum war die alte Stadt Heliopolis. Der Legende nach tauchte der Gott Atum aus dem brodelnden Urozean auf. Um stehen zu können erschuf er einen Hügel, auf dem später der Tempel von Heliopolis errichtet werden sollte.
Er befruchtete sich selbst und erschuf die Götter. Das erste so erschaffene Götterpaar war Schu und Tefnut, Luft und Feuchtigkeit. Diese zeugten Geb und Nut, Gott der Erde und Göttin des Himmelsgewölbes. Geb und Nut wiederum zeugten Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Zusammen bildeten sie die „Neunheit von Heliopolis“.
Memphis
In Memphis, einem weiteren religiösen Zentrum, wurde der chthonische Urgott Tatenen verehrt. Sein Name bedeutet „das erhobene Land“. Er war der „Urgrund allen Seins“. Er galt in Memphis als „Vater der Achtheit“, wohl um seine religiöse Bedeutung zu untermauern und eine Gleichsetzung mit Amun herbeizuführen. Er wurde auch als Herr der Zeit betrachtet.
Tempel und Thron
Der Tempel war ein Symbol des Urhügels. In ihm wiederholte sich jeden Tag aufs Neue die Weltschöpfung. Man findet oft archäologische Nachweise für Sandaufschüttungen, auf die dann ein Tempel gebaut wurde. In diesem war die Kammer des Allerheiligsten ebenfalls höher als die anderen Räume.
Der König wiederum war der Vertreter Gottes auf Erden. Zu diesem Zweck bestieg er einen stilisierten Urhügel, wie der Weltenschöpfer selbst. Als Hügel diente meist ein Sockel mit Treppe, auf dem ein Thron stand. Durch das Hinaufsteigen und Niedersetzen wurde der Schöpfungsakt symbolisch wiederholt.
Quellen:
GOTTSCHALK, HERBERT, Sonnengötter und Vampiere, Safari Verlag, Berlin 1978.
BONNET, HANS, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.
Wodu - Magische Rituale auf Haiti
Geheimnisvolle Dschungelreligion auf dem Weg ins Heute.
Der Wodu-Kult oder die Wodu-Religion auf Haiti ist das afrikanische Erbe längst vergangener Tage. Weder Zeit noch Raum konnten der Bedeutung der magischen Vorstellungen Schaden zufügen. Eine Religion, die wohl älter ist als alle anderen noch praktizierten der Gegenwart.
Ursprung
Ihre Geburt erfuhr diese Religion im dunklen Herzen Afrikas, vermutlich in den geheimnisvollen Regenwäldern des Sudans und des Kongo-Beckens. Die oft verwendete englische Bezeichnung „Voodoo“ leitet sich aus dem Französischen „Vaudou“ ab. Die sog. „Vaudois“, die Waldenser, galten im streng katholischen Frankreich als Zauberer.
Hier ist sie: Die erstaunliche Technik, mit der Sie andere dazu bringen, das zu tun, was SIE wollen. Sofort anwendbar. Garantiert. Laden Sie sich jetzt den begehrten Erfolgsreport herunter – kostenlos! Hier klicken!
Der haitianische Philologe Dr. Dorsainvil in Port-au-Prince hat die ethymologische Bedeutung des Wortes Wodu geklärt und führt sie auf ein afrikanisches Stammeswort aus dem Fongbé-Dialekt zurück. Es wird bei den Fongs und ihren Nachbarstämmen zur Bezeichnung aller guten und bösen Geister gebraucht. Auch alle diesen geweihten Götzenbilder fallen unter das Wort Wodu.
Götterwelt
Der oberste Gott der Fongs heißt „Mawu“. Ihm unterstehen alle anderen. Der Priester des Wodu-Kultes ist der „Woduno“, der heilige Tag Sonntag wird in Dahome als „Wodugbeh“ - Tag der Wodu – bezeichnet.
Im Mittelpunkt des afrikanischen Kultes stand ursprünglich eine Schlange. Sie galt als heilig und wurde als „Dang“ bezeichnet. Sie stand für den Gott „Dangbeh“. Dieser verfügte über zwei Opferstätten in den Wäldern von Somorné bei Allada und Ouida. Durch Verbindung dieser beiden Namen entstand vermutlich später dann der Name „Damballa“.
Dieser galt in Dahome als Schlangengott. Im haitianischen Glauben ist er der oberste und mächtigste aller Götter und Vater der Menschen. Seine Gemahlin ist die Göttin des Regenbogens, „Ayida Vedo“.
Papa Legba
Der Gott der Zeugung und der Fruchtbarkeit ist „Legba“. Er gilt auch als Herr der Straßen und als Hüter des Himmelstores. Ein altes haitianisches Volkslied dokumentiert diesen Glauben:
„Papa Legba, öffne das Tor für mich, ich bitte dich! Papa Legba, öffne den Weg für ihn, ich bitte dich!“
Der Gott der Bäume und Beschützer des Hauses ist „Aliwodu“. Ihn ruft man auch bei Krankheiten und die Kleidung Kranker wird auf ihm geweihten Bäumen aufgehängt.
Die afrikanische Wodu-Variante unterscheidet sich von der haitianischen, bei sonst weitestmöglicher Ähnlichkeit, durch die Bereitwilligkeit letzterer, katholische Rituale aufzunehmen.
Katholische Kirche
Der katholische Glaube hat auf Haiti wohl eine recht eigentümliche Richtung eingeschlagen, weit ab von den Vorstellungen der Amtskirche. Für den gläubigen Wodu-Anhänger ist die kirchliche Sicht der Dinge lediglich Bestätigung und Erweiterung seines Weltbildes.
Die katholische Muttergottes findet beispielsweise sogar als „Maitresse Ezilée“ Verehrung und viele Heilige der Kirche sind in die Götterwelt des Wodu eingegangen. Natürlich mit gebührendem Abstand zum Schlangengott „Damballa“.
Quelle:
W. B. SEABROOK, Geheimnisvolles Haiti, Matthes & Seitz Verlag 1982.
Der Wodu-Kult oder die Wodu-Religion auf Haiti ist das afrikanische Erbe längst vergangener Tage. Weder Zeit noch Raum konnten der Bedeutung der magischen Vorstellungen Schaden zufügen. Eine Religion, die wohl älter ist als alle anderen noch praktizierten der Gegenwart.
Ursprung
Ihre Geburt erfuhr diese Religion im dunklen Herzen Afrikas, vermutlich in den geheimnisvollen Regenwäldern des Sudans und des Kongo-Beckens. Die oft verwendete englische Bezeichnung „Voodoo“ leitet sich aus dem Französischen „Vaudou“ ab. Die sog. „Vaudois“, die Waldenser, galten im streng katholischen Frankreich als Zauberer.
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Der haitianische Philologe Dr. Dorsainvil in Port-au-Prince hat die ethymologische Bedeutung des Wortes Wodu geklärt und führt sie auf ein afrikanisches Stammeswort aus dem Fongbé-Dialekt zurück. Es wird bei den Fongs und ihren Nachbarstämmen zur Bezeichnung aller guten und bösen Geister gebraucht. Auch alle diesen geweihten Götzenbilder fallen unter das Wort Wodu.
Götterwelt
Der oberste Gott der Fongs heißt „Mawu“. Ihm unterstehen alle anderen. Der Priester des Wodu-Kultes ist der „Woduno“, der heilige Tag Sonntag wird in Dahome als „Wodugbeh“ - Tag der Wodu – bezeichnet.
Im Mittelpunkt des afrikanischen Kultes stand ursprünglich eine Schlange. Sie galt als heilig und wurde als „Dang“ bezeichnet. Sie stand für den Gott „Dangbeh“. Dieser verfügte über zwei Opferstätten in den Wäldern von Somorné bei Allada und Ouida. Durch Verbindung dieser beiden Namen entstand vermutlich später dann der Name „Damballa“.
Dieser galt in Dahome als Schlangengott. Im haitianischen Glauben ist er der oberste und mächtigste aller Götter und Vater der Menschen. Seine Gemahlin ist die Göttin des Regenbogens, „Ayida Vedo“.
Papa Legba
Der Gott der Zeugung und der Fruchtbarkeit ist „Legba“. Er gilt auch als Herr der Straßen und als Hüter des Himmelstores. Ein altes haitianisches Volkslied dokumentiert diesen Glauben:
„Papa Legba, öffne das Tor für mich, ich bitte dich! Papa Legba, öffne den Weg für ihn, ich bitte dich!“
Der Gott der Bäume und Beschützer des Hauses ist „Aliwodu“. Ihn ruft man auch bei Krankheiten und die Kleidung Kranker wird auf ihm geweihten Bäumen aufgehängt.
Die afrikanische Wodu-Variante unterscheidet sich von der haitianischen, bei sonst weitestmöglicher Ähnlichkeit, durch die Bereitwilligkeit letzterer, katholische Rituale aufzunehmen.
Katholische Kirche
Der katholische Glaube hat auf Haiti wohl eine recht eigentümliche Richtung eingeschlagen, weit ab von den Vorstellungen der Amtskirche. Für den gläubigen Wodu-Anhänger ist die kirchliche Sicht der Dinge lediglich Bestätigung und Erweiterung seines Weltbildes.
Die katholische Muttergottes findet beispielsweise sogar als „Maitresse Ezilée“ Verehrung und viele Heilige der Kirche sind in die Götterwelt des Wodu eingegangen. Natürlich mit gebührendem Abstand zum Schlangengott „Damballa“.
Quelle:
W. B. SEABROOK, Geheimnisvolles Haiti, Matthes & Seitz Verlag 1982.
Sonntag, 1. Mai 2011
Bes – Dämon oder Volksgott?
Vom Fratzendämon zum Volksgott - Schützer der Geburt, Spender der Liebeskraft, Würger der Schlangen
Im alten Ägypten gibt es eine besondere Dämonenart – zwergenhafte Kreaturen mit fratzenartigen Gesichtern, die man unter dem Namen des Gottes Bes zusammenfasst. In der Tat gibt es viele Bese, die Zuordnung ist nicht exakt bestimmbar. In den Texten findet man wenige Hinweise, es dominiert die Darstellung dieses Wesens.
Erscheinung
Die Erscheinung der verschiedenen Bes-Typen ist prinzipiell immer die gleiche. Er hat kurze, verkrüppelte Beine, ein breites zerfurchtes Gesicht, das gelegentlich auch Züge eines freundlichen Greisenantlitzes zeigt und Tierohren. Bekleidet ist er in der Regel mit einem Tierfell.
Der Mund ist manchmal geschlossen, ab und an schiebt sich auch die Zunge aus dem Mund. Auf dem Kopf findet sich gelegentlich ein Putz aus aufragenden Federn, die an einem Reifen befestigt sind, möglicherweise ein Hinweis auf nubische Schmucksitten. Bes wird auch als „Herr von Punt“ bezeichnet und als seine Heimat Nubien vermutet.
Man kann drei Gruppen von Bes-Wesen unterscheiden. Die erste sind Messer schwingende Kriegerfiguren, oft einen Naos auf dem Kopf tragend, in dem sich ein Apis-Stier befindet.
Die zweite Gruppe besteht aus musizierenden Bes-Wesen, friedlich Musikinstrumente spielend, wie Saiten oder Trompeten, sich tanzend bewegend.
Die dritte Gruppe sind Schlangenwürger. Diese Darstellung findet sich bereits auf Zauberstäben des Mittleren Reiches, Bes wird darauf als „Aha“ (Kämpfer) bezeichnet.
Charakter
Der Schlangen würgende Bes gilt ganz allgemein als Beschützer vor Schlangen und bösem Getier. Es finden sich auch Abbildungen, auf denen er eine auch eine Gazelle packt oder ein Schwein niedertritt, beides für die Ägypter Tiere, die das Böse verkörpern.
Musik und Tanz des Bes vertreiben die Geister des Unmutes und bringen Freude und Heiterkeit. Man verbindet ihn mit Affen, die mit ihm tanzen oder zu seinen Füssen hocken. Auch der Trunk wird ihm zugesellt und noch bei den Alexandrinern wurde ein Trinkgefäß benutzt, welches sie „Besiakon“ nannten.
Bes hält auch bei der Geburt seine Hand über Mutter und Kind und schützt sie oft im Verband mit anderen Dämonen vor allerlei Ungemach.
Weiters gilt er als Förderer der Geschlechtskraft. Es finden sich in sog. „Bes-Kammern“ Figuren mit übergroßem, nicht erigiertem Glied.
Bes und Horus
In der Spätzeit wird Bes im Volksglauben immer beliebter. Er erfährt eine Wandlung vom Dämon zum Volksgott. Er gilt als Schützer des Horuskindes und verschmilzt allmählich mit dem Falkengott. Das früheste Beispiel dafür sind die sog. Horusstelen aus der Ramessidenzeit. Auf diesen sieht man den jungen Horus als Bezwinger bösartiger Tiere. Über ihm das Haupt des Bes. Ein Gott namens Horus-Bes wurde auch in Abusir el-Melek verehrt.
Bes im Christentum
In der Zauberliteratur der Kopten erfährt Bes sogar eine Gleichsetzung mit Jesus (Kropp, Kopt. Zaubertexte III. 10 Taf. 3), während er ansonsten allerdings bei den christlichen Kopten als böser Geist gilt, der in alten Tempeln spukt und Vorbeiziehende schädigt.
Quellen:
GEORGES POSENER, Lexikon der ägyptischen Literatur, R. Löwit, Wiesbaden.
HANS BONNET, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.
Im alten Ägypten gibt es eine besondere Dämonenart – zwergenhafte Kreaturen mit fratzenartigen Gesichtern, die man unter dem Namen des Gottes Bes zusammenfasst. In der Tat gibt es viele Bese, die Zuordnung ist nicht exakt bestimmbar. In den Texten findet man wenige Hinweise, es dominiert die Darstellung dieses Wesens.
Erscheinung
Die Erscheinung der verschiedenen Bes-Typen ist prinzipiell immer die gleiche. Er hat kurze, verkrüppelte Beine, ein breites zerfurchtes Gesicht, das gelegentlich auch Züge eines freundlichen Greisenantlitzes zeigt und Tierohren. Bekleidet ist er in der Regel mit einem Tierfell.
Der Mund ist manchmal geschlossen, ab und an schiebt sich auch die Zunge aus dem Mund. Auf dem Kopf findet sich gelegentlich ein Putz aus aufragenden Federn, die an einem Reifen befestigt sind, möglicherweise ein Hinweis auf nubische Schmucksitten. Bes wird auch als „Herr von Punt“ bezeichnet und als seine Heimat Nubien vermutet.
Man kann drei Gruppen von Bes-Wesen unterscheiden. Die erste sind Messer schwingende Kriegerfiguren, oft einen Naos auf dem Kopf tragend, in dem sich ein Apis-Stier befindet.
Die zweite Gruppe besteht aus musizierenden Bes-Wesen, friedlich Musikinstrumente spielend, wie Saiten oder Trompeten, sich tanzend bewegend.
Die dritte Gruppe sind Schlangenwürger. Diese Darstellung findet sich bereits auf Zauberstäben des Mittleren Reiches, Bes wird darauf als „Aha“ (Kämpfer) bezeichnet.
Charakter
Der Schlangen würgende Bes gilt ganz allgemein als Beschützer vor Schlangen und bösem Getier. Es finden sich auch Abbildungen, auf denen er eine auch eine Gazelle packt oder ein Schwein niedertritt, beides für die Ägypter Tiere, die das Böse verkörpern.
Musik und Tanz des Bes vertreiben die Geister des Unmutes und bringen Freude und Heiterkeit. Man verbindet ihn mit Affen, die mit ihm tanzen oder zu seinen Füssen hocken. Auch der Trunk wird ihm zugesellt und noch bei den Alexandrinern wurde ein Trinkgefäß benutzt, welches sie „Besiakon“ nannten.
Bes hält auch bei der Geburt seine Hand über Mutter und Kind und schützt sie oft im Verband mit anderen Dämonen vor allerlei Ungemach.
Weiters gilt er als Förderer der Geschlechtskraft. Es finden sich in sog. „Bes-Kammern“ Figuren mit übergroßem, nicht erigiertem Glied.
Bes und Horus
In der Spätzeit wird Bes im Volksglauben immer beliebter. Er erfährt eine Wandlung vom Dämon zum Volksgott. Er gilt als Schützer des Horuskindes und verschmilzt allmählich mit dem Falkengott. Das früheste Beispiel dafür sind die sog. Horusstelen aus der Ramessidenzeit. Auf diesen sieht man den jungen Horus als Bezwinger bösartiger Tiere. Über ihm das Haupt des Bes. Ein Gott namens Horus-Bes wurde auch in Abusir el-Melek verehrt.
Bes im Christentum
In der Zauberliteratur der Kopten erfährt Bes sogar eine Gleichsetzung mit Jesus (Kropp, Kopt. Zaubertexte III. 10 Taf. 3), während er ansonsten allerdings bei den christlichen Kopten als böser Geist gilt, der in alten Tempeln spukt und Vorbeiziehende schädigt.
Quellen:
GEORGES POSENER, Lexikon der ägyptischen Literatur, R. Löwit, Wiesbaden.
HANS BONNET, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag 2000.
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